Spektakuläre Aussicht mit kulinarischem Doppelpass: „Die Raute“ in der HSV-Arena bietet sportliche Speisen.

„Geh du mal schön in ‚die Raute‘“, hatten die Kumpels gehöhnt, „und wir gehen essen.“ Die Jungs haben eben keine Ahnung, dass man im HSV-Stadion auch gewinnen kann – zumindest an spielfreien Tagen. Gastronomisch. Das Vergnügen beginnt schon bei der freien Fahrt direkt vor die Haupttribüne. Oberhalb des Denkmals eines riesigen Fußes von Uwe Seeler ist die „Rautenwelt“ schon von weitem zu sehen: Fan-Shop, Museum und eben „Die Raute“. Alles mitten in der Arena, im oberen Rang. Als Tisch wird natürlich jener gewählt, über dem die Bilder legendärer Veteranen hängen: „Uns Uwe“, Charly Dörfel, Willi Schulz. Überall historische HSV-Motive, auch vom Rothenbaum. Rund 350 Sitzplätze in hellem, freundlichem Ambiente: Holz-Interieur und braun gepolsterte Bänke. Als Reminiszenz an die Kick-Kollegen vom Millerntor?

Die fröhliche Kellnerin mit HSV-Logo auf schwarzem Polo-Shirt nimmt die Bestellung auf. Etwas Gesundes vorweg. Außerdem eröffnen die Schritte zum Salatbüfett einen kleinen Rundblick. Das täglich von zehn bis 18 Uhr geöffnete Restaurant ist geschickt zwischen Museum nebenan und Fan-Shop eine Etage tiefer eingebettet. Volltreffer des Lokals ist fraglos der grandiose Blick in die Arena. Die Gäste am Nebentisch erzählen später, dass die Aussicht in die blau illuminierte Arena abends besonders reizvoll ist.

Die Tageskarte bietet drei Gerichte im täglichen Wechsel. Alles zwischen sechs und acht Euro. „Und alles frisch und in der Regel aus der Region“, schwört der Küchenchef. Darunter befindet sich handfeste Fankost wie Schweinebraten mit Rotkohl, Würstchengulasch oder Falscher Hase mit Speck, Feta und Bratkartoffeln. Aber auch ausgefallenere Kreationen wie Saltimbocca vom Seeteufel oder Lachsterrine auf Fenchel-Kartoffelpuffer mit Dillpesto werden serviert. Sport hin, Fitness her: Der Magen knurrt nach Deftigem. Gut, dass auf der Standardkarte Klassiker wie Bauernfrühstück und paniertes Schnitzel mit Bratkartoffeln locken. Die Wahl fällt schwer – und spontan auf Currywurst Deluxe (9,90 Euro). Die Wartezeit verkürzen die Nachbarn mit ein paar Informationen. Die Mitarbeiter der HSV- Geschäftsstelle sind regelmäßig zu Gast, ebenso Vorstand und Aufsichtsrat. Manchmal lässt sich auch ein Profi sehen: Jansen oder Petric zum Beispiel. Jede Woche steht ein HSV-Angestellter Pate für sein persönliches Leibgericht, das dann namentlich auf der Karte steht.

Endlich kommt die Wurst. Sieht erstklassig aus, auch wenn man diese Einstufung im Zusammenhang mit dem HSV aktuell kaum in den Mund nehmen darf. Schön serviert auf Porzellan, mit einer Salatschale und frisch zubereiteten Chips im Abseits. Viel wichtiger: Die Kalorienbombe schmeckt vortrefflich. Sie ist dezent paniert, ein bisher einmaliges Erlebnis, und mit einer hausgemachten Currysoße gekrönt, die nach einer zweiten Wurst verlangt. Weltklasse.

CURRYWURST DE LUXE

Rezept von Lars Kreihe

Für 4 Personen:

4 feine Kalbsbratwürste (zu je 125 g)

2 Bio-Eier

50 g Mehl

150 g Semmelbrösel

2 festkochende Kartoffeln (je mind. 200 g)

50 g Tomatenmark

300 g geschälte Tomaten

1 EL Currypulver

50 ml Orangensaft

50 ml Cola

Salz, Pfeffer Paprikapulver (edelsüß)

Butterschmalz zum Ausbacken

1 Tomatenmark,geschaälteTomaten,Currypulver, Orangensaft und Cola in einen Topf geben. Einmal aufkochen und bei milder Hitze 10 Min. köcheln lassen. Anschließend püieren. Mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver abschmecken.

2 Kartoffeln waschen, schälen und in ca. 2 mm dicke Scheiben hobeln. 10 Min. in kaltes Wasser einlegen, danach auf Küchenpapier gut trocknen. Im heißen Butterschmalz (ca. 170 °C) goldgelb braten.

3 In die Bratwürste der Länge nach eine etwa 1 cm tiefe Tasche einschneiden. Dann die Bratwürste mehlieren, durch die verquirlten Eier ziehen und in den Semmelbröseln wenden. Hierbei die Panade auch innen fest andrücken.

4 Die Bratwürste im heißen Butterschmalz von allen Seiten goldbraun ausbacken.

5 Currywürste mit Öffnung nach oben auf Tellern anrichten. Currysoße in die Tasche einfüllen. Die Chips daneben anrichten und mit Salat garnieren.

Kurz-Biografie

Dass „Die Raute“ weit entfernt von herkömmlicher Kantinenküche ist, basiert auf dem Prinzip des Gastronomieleiters Lars Kreihe. Der gebürtige Augsburger lernte in Johann Lafers Gourmet-Lokal „Stromburg“ am Hunsrück. Vor seinem Wechsel nach Hamburg arbeitete der 29-Jährige im Hotel Grande Roche bei Kapstadt. Wenn der HSV eine Woche vor Weihnachten den FC Augsburg empfängt, schlägt in Kreihes Brust das Herz der Heimat.

Die Raute , Imtech Arena, Sylvester Allee 7, 22525 Hamburg, Tel. 41 55 33 50, Mo–So 10–18 Uhr, an Heimspieltagen geschlossene Gesellschaft, an Auswärtsspieltagen geöffnet mit HSV-Übertragung auf zwei Leinwänden und 35 Monitoren http://www.hsv.de/museum/imtech-arena/restaurant-die-raute/