Im “Chez Bernard“ - einer deliziösen Ein-Mann-Küche in Eppendorf - ist jedes Gericht ein kleeines Gedicht.

Wenn Gott nicht in Frankreich isst, dann sitzt er vermutlich in Hamburg im „Chez Bernard“ und lässt es sich wohl gehen. In diesem französischen Restaurant, seit sieben Jahren an der Ecke Eppendorfer Landstraße und Hegestieg, kocht Bernard Fitoussi. Wer zu ihm kommt, hat das Gefühl, bei Freunden im Wohnzimmer zu sitzen. Gedämpftes Rot, dunkles Holz und der Durchblick in die offene Küche schaffen schnell freundliche Behaglichkeit.

Das Chez Bernard ist ein Familienbetrieb; Bernard kocht, seine Frau Gerlinde, Tochter Lena und Sohn Stefan stehen für den Service gerade. Wer Bernard in der Küche werkeln sieht – alleine! – spürt: Da arbeitet einer, der geradezu besessen ist vom guten Geschmack, von Qualität und starken Aromen. Auf die Karte setzt er bodenständige Gerichte, wie man sie in französischen Landgasthäusern bekommt, eine klare, ehrliche Küche ohne jeden Schickimicki. Zwei, drei Gerichte auf der übersichtlichen Karte wechseln jeden Tag oder werden modifiziert, aus den Fenchelbratwürsten auf Linsen wird dann etwa eine überraschende Fenchelbratwurst-Polenta.

Seine Gäste freuen sich schon auf die Vorspeisen wie auf alte Bekannte. Auf selbstgemachte kräftige Rilettes vom Gänse-Confit etwa mit einem kleinen Salat-Bouquet (7,90 Euro) – definitiv köstlich und nichts für ängstliche Kalorien-Zähler. Auf den köstlichen jungen Knoblauch mit Aromaten im Ofen geschmort (5,90 Euro). Oder die kleine Violet-Artischocke mit Meerrettich-Dip (7,90 Euro). Unkomplizierte Gerichte von bezaubernder Aromatik, die die Geschmacksknospen vorbereiten auf die Offenbarungen der Hauptgerichte.

Klingt einfach, schmeckt göttlich: Sauté von Rosato-Kalbsbäckchen mit Rotwein, Thymian und Trüffel-Ravioloni (18,90 Euro), scharf angebratene Stücke in Rotwein geschmort – ein absolutes Tellergedicht genau wie Bavette d’Aloyau à la Moutarde, ein wunderbar zartes Flankensteak mit Senfsauce (19,90 Euro). Auf der Haut und den Punkt gebraten das Skreifilet (Winterkabeljau) von den Lofoten auf Wildreis mit Spinatcreme (14,90 Euro). Ein Wunder, wie die Ein-Mann-Küche das alles uhrwerkgleich komponiert und jeden Teller zu einem kleinen Kunstwerk werden lässt.

Etwas Zeit muss man allerdings mitbringen, wenn das Restaurant voll besetzt ist. Aber bei Freunden am Esstisch freut man sich ja auch über kleine Pausen zum Nachschmecken. Bei den Weinen kann man sich bedenkenlos auf die Empfehlungen verlassen, großartig ist zum Beispiel ein frischer Bordeaux Blanc (0,2 l 6,90; Flasche 24 Euro) oder der Chateaux d’Oupia aus dem Minervois (0,2 l 5,60; Flasche 19 Euro).

Das Lustprinzip verlangte am Ende noch die aromatisch überraschende Zitronengras-Crème-brûlée, aufgeteilt auf zwei. Mehr geht nicht? Hier schon: das Ganze im warmen Sommer draußen auf der großen Terrasse am Hegestieg genossen. Chapeau, Bernard!

Chez Bernard , Eppendorfer Landstraße 10, Di–Fr 15–24 Uhr, Sa/So 18–24 Uhr, Tel. 46 77 32 27, www.chezbernard-restaurant.de

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Kurz-Biografie

Angefangen hat alles im Hotel Ritz in Paris. Da arbeitete Bernard Fitoussi, 59, im Service, seine spätere Frau Gerlinde am Empfang. 1979 kamen sie nach Hamburg. 1981 eröffnete er mit Udo Sonntag das „Dimanche“ bei der Laeiszhalle. Sonntag weckte die Kochleidenschaft bei Fitoussi, der 1985 zum Selfmade-Küchenchef seines Restau rants „Casse-Croûte“wurde. Seit sieben Jahren betreiben Bernard und Gerlinde Fitoussi das „Chez Bernard".

JUNGER KNOBLAUCH AN AROMATEN IM OFEN GESCHMORT

Rezept von Bernard Fitoussi

Für 4 Personen:

4 Knoblauchknollen

Pfefferkörner

Wachholderbeeren,

Für die Füllung z. B.:

Ingwer, Olivenöl, grobes Meersalz

1 Zitronenspalt, Zitronensaft,

4 Stück Lorbeerblatt

1 Knoblauchknolle mit Tuch gut festhalten, mit Spitzmesser Wurzelansatz kegelförmig herausschneiden.

2 Die Knollen so positionieren, dass man sie bequem füllen kann (z. B. auf einem Gitter).

3 Füllen mit grobem Meersalz, Zitronensaft, Pfefferkörnern, Wachholderbeere, Ingwer, Olivenöl, etwas Zitrone – ein Stück Lorbeerblatt zum Verschließen.

4 Jede Knolle einzeln in Alupapier einwickeln und im Ofen schmoren, bis der Knoblauch unter Finger- druck weich wird – er verträgt Temperaturen von 180 °C bis 230 °C, man kann den Gargrad selbst steuern. Je nach Größe dauert dies 45 bis 60 Min.

5 Wenn der Knoblauch später serviert werden soll, lässt er sich sehr gut im Alupapier, in einer Pfanne mit Deckel, bei kleiner Hitze erwärmen (das schmeckt später noch besser!).

6 Dazu ein bisschen sehr gutes Olivenöl, Tomaten, Oliven und grobes Meersalz, fertig.

7 Der Knoblauch kann auch als Füllung, Beilage, Streichpaste usw. verwendet werden.