Die Karte des Waterkant im Empire Riverside Hotel auf St. Pauli ist eine kulinarische, manchmal luxuriöse Reise durch die große weite Welt der Hafenstädte.

Hamburg. Wenn sich ein Restaurant mit Hafenblick Waterkant nennt, ist das erst mal so auffällig unoriginell, dass Erwartungen geweckt werden: Da muss doch mehr dahinterstecken ... Und tatsächlich: An der Waterkant im Empire Riverside Hotel auf St. Pauli ist es das Konzept der Speisekarte; Küchenchef Iggy Vandycke lädt zur internationalen kulinarischen Rundreise durch Hafenstädte. Serviert zum Thema Bangkok Wildfang-Scampi und Calamari aus dem Wok auf gebratenen Reisnudeln und Gemüse, Herrengulasch mit gefülltem Rahmknödel und Spicy-Möhren aus Odessa (jeweils 19 Euro) oder Austern-Variationen als Shooter im Schnapsglas als Reminiszenz an New York (12 Euro).

So macht die Lektüre Spaß, Fernweh geht ja auch durch den Magen, und zum Teil sind die Speisen aus den Testdestinationen starke Stücke. Als notorisches Nordlicht komme ich nicht am Warnemünder lackierten Schweinebauch (19 Euro) vorbei, angerichtet mit Mini-Patissons (eine Art Gartenkürbis), pikantem Zartweizen-Flan und Malzbier-Balsamico-Karamell (Hauptgerichte 12 bis 34 Euro). Raffiniert komponiert, auf den Punkt abgeschmeckt - ein Gewinner des Abends. Da kann die spektakulärer klingende Calais-Vorspeise Gänseleber-Gâteau (französisch für Kuchen, Gebäck) mit Mispeln und Krokant von gerösteten Kakaobohnen nicht ganz mithalten, eher schon der Hamburger Labskaussalat mit roter Bete, Kartoffeln und mariniertem Tafelspitz (Vorspeisen/Suppen 7 bis 22 Euro). Bemerkenswert auch der Ausflug nach Bombay; die gefüllte Perlhuhnbrust auf Kartoffel-Mango-Curry und Raita (Würzsauce auf Joghurt-Basis) beweist, dass dieses Geflügel nicht so langweilig zubereitet werden muss, wie man es zu oft bekommt.

Auffällig im Waterkant: der besonders zuvorkommende Service von der Begrüßung über das gelungene Dessert (eingelegte Zwetschgen auf Backpflaumen-Mahón-Carpaccio mit Estragon-Olivenöl-Semifreddo, 9 Euro) bis zur Bezahlung. Gut informierte junge Menschen, die auf fast jede Verständnisfrage eine erschöpfende Antwort haben und der etwas nüchternen Atmosphäre des großen Restaurants mit offener Küche freundlich Leben einhauchen. So fällt es ein bisschen weniger schwer, die teils heftigen Weinpreise hinzunehmen (0,2 l Mosel-Saar-Ruwer-Riesling QbA trocken von Reichsgraf von Kesselstadt: 8,50 Euro). Und die Tatsache, dass der erhoffte Elbblick sich endgültig erst im Herbst eröffnet, wenn die Bäume auf der anderen Straßenseite entblättert sind.

Waterkant im Empire Riverside Hotel, Küche tägl. 17.30-23.00, Bernhard-Nocht-Straße 97 (S Reeperbahn, U St. Pauli), T. 31 11 97 04 80, www.restaurant-waterkant.de