Fußball, Philosophie und feine Küche: die italienischen Klassiker im Ottenser “Ristorante Vito“.

Die Holde ist auf Anhieb hingerissen. Liegt’s am Charme des Kellnertrios Miriam, Toni und Estelio? Oder an den Antipasti speciale?

Sieben fantasievolle warme Vorspeisen sind angerichtet. 11,90 Euro kosten die südländischen Schmankerln pro Nase; das geht in Ordnung. Die Holde schnurrt glückselig. Und es soll noch besser kommen.

Welch ein Abend! Der mit einem Spaziergang vom Spritzenplatz Richtung Hohenzollernring begann. Schon von weitem lädt das weiße Eckhaus an der Grenze zwischen Ottensen und Othmarschen, direkt am Rathenaupark, zur Einkehr. Türkis-weiße Markisen schirmen eine große Terrasse mit gut und gern 80 Sitzplätzen ab. Auf dass es Sommer werde!

Doch auch drinnen beeindrucken individueller Stil und italienisches Flair – Tendenz gemütlich. Fast alle Plätze sind besetzt. Praktisch, dass die Holde, wie immer Mutter der Weitsicht, einen Tisch reservierte. Kellner Estelio, von Gästen scherzhaft „Commandante“ genannt, bringt im Anschluss an die Ouvertüre Hauptspeisen außerhalb der Karte ins Spiel – und seinen Charme. Den Fisch holt der Chef von Hummer-Pedersen, das Fleisch von einem Stammlieferanten im Schlachthof, verrät der junge Mann.

Wer es schätzt, findet in den drei ineinander übergehenden Räumen ein ruhiges Plätzchen, an anderen Tischen kommt man sich angenehm näher. Der Nachbar zur Linken entpuppt sich als Michael, Stammgast und Manager der Hamburg Freezers. Er preist den werktäglichen Mittagstisch zwischen 7,50 und 8,50

Euro für zwei Gänge und das bodenständige Essen. Auch Sportgrößen wie HSV-Boss Jarchow oder St.-Pauli-Manager Schulte schauten gern herein. Der sechssprachige Restaurantbesitzer, so heißt es, sei Fan des AC Milan, ein Kenner des brasilianischen Fußballs – und manch Bundesligatransfer durch seine Vermittlung eingefädelt worden. Das Gespräch wird unterbrochen durch die Ankunft des Patrons. Höchst- persönlich schleppt Vito frische Fische in die Küche. Anschließend begrüßt der Mann aus Apulien seine Gäste, ein Könner leiser Töne und Philosoph. Man darf sich über Erkenntnisse großer Meister freuen: Sokrates, Hegel oder Kant zum Dessert quasi.

Noch aber ist es nicht so weit. Die Holde frohlockt über das Zanderfilet in Trüffelsauce. Auch das Kalbskotelett mit Steinpilzen und frischem Gemüse ist ge- lungen. Beides für weit unter 20 Euro, auch das schmeckt. Die Krönung aber ist der Wein: Tonis Empfehlung – ein Tormaresca von einem Weingut neben Barbarossas Turm zum Fisch sowie ein roter Fatalone aus Gioia del Colle, beide offen und je unter sechs Euro – erweisen sich als gute Wahl. Des Rätsels Lösung für ein in Hamburg seltenes Preis-Leistungs- Verhältnis präsentiert Tischnachbar Michael. „Dieses Ristorante liegt abseits des Ottenser Trubels“, sagt er. „Da kann sich so viele Jahre nur oben halten, wer konstant solide Qualität bietet.“

Die Holde nickt. Diese Sprache versteht sie.

Ristorante Vito , Bleickenallee 41, 22763 Hamburg, Tel. 880 07 46, geöffnet: 364 Tage im Jahr (nur Heiligabend nicht), Küche von 12–24 Uhr, www.ristorante-vito.de

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Kurz-Biografie

Mit einem Fiat 500 kam Vito Convertino 1979 aus Apulien über die Alpen nach Hamburg. Aus der Stippvisite wurde „lebenslänglich“. Gemeinsam mit Bruder Alessandro betrieb der angehende Bauingenieur, 57, das „Essen und Trinken“ in der Gänsemarktpassage, bevor er sich 1995 selbstständig machte: mit dem „Ristorante Vito“. Ehefrau Maureen steht dem Lebenslustigen zur Seite. Übrigens: Einen Fiat 500, dunkelblau, fährt Vito noch heute.

TAGLIATELLE MIT SPARGEL MIT PARMASCHINKEN

Rezept von Vito Convertino

Für 4 Personen:

Tagliatelle

180 g Mehl

120 g Hartweizengrieß

3 Eier (Größe M)

3 TL Öl

1 EL lauwarmes Wasser

außerdem: 500 g weißer Spargel

Cherrytomaten

1 Bund Lauchzwiebeln

ca. 80 g Butter

5 cl Gemüsebrühe

2 cl Brandy

80 g Parmigiano Reggiano

160 g Parmaschinken

Salz, Pfeffer

1 Alle Zutaten für die Tagliatelle mit dem Knet haken gut vermengen, dann auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einem geschmeidigen Teig kneten. In Frischhaltefolie wickeln und etwa 30 Minuten ruhen lassen.

2 Teig vierteln und je zu einem flachen Quadrat formen, durch die Nudelmaschine walzen und immer wieder mit Mehl bestäuben. Die Teigplatte stufenweise immer dünner walzen. Die Teigbahnen in gewünschte Längen schneiden und in kochendem Salzwasser etwa zwei Minuten garen.

3 Spargel 7 – 8 Minuten kochen und in Stücke schneiden. Butter, Lauchzwiebeln, Cherrytomaten mit dem Spargel andünsten, mit Brandy und Gemüsebrühe ablöschen. Dazu eine Prise Salz und Pfeffer.

4 Die gekochten Nudeln untermischen, anrichten und Schinken und Parmesan darübergeben.