Andreas Hunger bringt sie rüber. Der Deckmann auf der Blankenese-Este-Fähre ist Hamburgs bestbeschäftigter Fahrrad-Chauffeur: “An Wochenenden stapeln sich hier die Räder“, sagt er und lacht.

Hamburg. Ein kurzer Ruck an dem dicken Tampen, die Schraube der Fähre wirbelt das schlammige Wasser an der Estemündung bei Cranz auf und dann dampft das Schiff wieder über die Elbe: neuen Radfahrer-Nachschub holen. Was das Bergsteigen für die Münchner ist, das dürfte das Radfahren für die Hamburger sein. Die Alpen, in diesem Sinne, sind die vielen Wege kreuz und quer durch das Alte Land, dem Radfahr-Paradies der Hansestadt. Und nicht nur für Hamburger: Touristen aus vielen Teilen der Republik treten hier in die Pedale. Zum Beispiel Anna und Hans-Josef aus Düren, sie machen jedes Jahr eine ganze Woche Radfahr-Urlaub. Ihr Tipp: "Man kann die Strecken wunderbar mit Fährfahrten verbinden." Und sonst? "Einfach losfahren, es gibt hier sehr viele Touren zu entdecken."

Das Alte Land gilt mit seiner Ost-West-Ausdehnung von etwa 30 Kilometern und einer Breite von knapp 15 Kilometern als das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet im Norden Europas. Rund 13 Millionen Apfelbäume wachsen hier, dazu Kirschen, Pflaumen und anderes Obst. Die Plantagen sind durchzogen mit Wirtschaftswegen, die ein perfektes Streckennetz für Fahrrad-Expeditionen ergeben. Absoluter Radfahr-Höhepunkt ist hier zur Obstblüte im Mai und Juni: Zuerst kommt das Zartrosa der Kirschen, später das weiße Blütenmeer der Äpfel. Besser können Sie den Sommer in Hamburg kaum begrüßen als mit einer Radtour durch das Alte Land! Mittlerweile sind Ausflüge zur Blütezeit so populär, dass die geschäftstüchtigen Altländer im Internet ein Blütenbarometer eingerichtet haben. Unter www.bluetenbarometer.de wird ersichtlich, wann sich das Radeln am meisten lohnt. Aber auch zu anderen Jahreszeiten ist das Areal an der Unterelbe ein lohnendes Ziel; im sattgrünen Hochsommer genauso wie an einem sonnigen Wintertag mit stahlblauem Himmel.

Ein großer Teil des Alten Landes gehört zum Hamburger Stadtgebiet. In dieser "dritten Meile" östlich des kleinen Marschflusses Este liegen die Stadtteile Finkenwerder und Neuenfelde. Beide sind von Hamburg aus mit der Fähre zu erreichen und damit idealer Start- und Endpunkt eines Fahrrad-Ausflugs. Wer hier eine große Tour machen möchte, kann quer durch das Obstgebiet bis zum Lühe-Anleger bei Grünendeich radeln, dort die Fähre nach Wedel-Schulau nehmen und auf der anderen Elbseite zurück in die große Stadt fahren - mit dem Bild von wundervollen Landschaften im Kopf und mindestens einem Apfel im Bauch.

Touren

Infos zum Alten Land: www.altesland-tourismus.de

ÖPNV: Hadag-Dampfer ab Landungsbrücken nach Neuenfelde oder Finkenwerder - www.hadag.de

Geeignet für Naturfreunde, Radfahrer und alle, die endlich mal einen Apfel klauen wollen.