Rotherbaum. Mit Energydrinks haben sie es nicht so, die Besitzer der Traumkuh. Anfang des Jahres, kurz nach der Eröffnung ihrer Frankfurter Filiale, die damals noch „Guter Bulle“ hieß, wurden sie vom Großkonzern Red Bull verklagt, weil der Name dem des Energydrinkproduzenten zum Verwechseln ähnlich klinge. Seitdem heißt der Laden eben „Traumkuh“ und hat seit Spätsommer auch im Stadtteil Rotherbaum geöffnet. Auf der Karte stehen jetzt hausgemachter Eistee und Limonade. Eine ironische Antwort gegen massenproduzierte Koffeindrinks?
Eigentlich ist das Nebensache, hier geht es schließlich um Fleisch, und zwar um viel Fleisch. „Die haben ja nicht mehr alle Kühe auf der Weide“, denkt man angesichts der Bilder auf Facebook-Seite: Sie zeigen Burger mit zwei, teilweise drei und beim bisherigen Rekord sogar zwölf dicken Fleischpattys. Für Burger-Liebhaber fast zu schön, um wahr zu sein – und eine deutliche Ansage mit dem Titel „Jetzt erst recht“. Der traumähnliche Eindruck verschärft sich auch beim Betreten des Lokals an der Grindelallee: Riesige Äste mit künstlichen Kirschblüten hängen von der Decke. Davor stehen dunkle Tische mit knallbunten Stühlen vor den komplett schwarz gestrichenen Wänden. Eine mutige Farbauswahl – aber die Firma Milka ist immerhin mit einer lilafarbenen Kuh berühmt geworden. In der Traumkuh sind auch Decken und Böden schwarz, ein gut funktionierender Kontrast zu den Stühlen.
Acht Burger-Variationen mit einer vegetarischen Variante
Die Auswahl auf der elektronischen Karte über der Theke ist überschaubar, aber vielversprechend: Acht Burger-Varianten, eine mit vegetarischem Falafel-Patty, vier mit gleich zwei Fleischpattys, normale und Süßkartoffel-Pommes als Beilage. Dazu kommen verschiedene hausgemachte Soßen, die als Empfehlung gelten, und „Poutine“, ein Gericht aus dem französischsprachigen Teil Kanadas: Pommes mit Bratensoße übergossen und Mozzarellastücken bestreut. Ist dies der Versuch, das, was in der heimischen Grillhütte als „Matschpommes-wegen-zu-viel-Ketchup“ in der Pappschale bleibt, als französische Spezialität zu tarnen? Ich denke an eine Raviolidose mit dem Titel „Ravioli à la sauce tomate“, die seit Längerem in unserer Küche steht, und wittere Verrat. Gleichzeitig steigt der besänftigende Duft von gebratenem Fleisch in die Nase. Wir beschließen, der Sache eine Chance zu geben.
Das Essen, das selbst an der Theke abgeholt wird, ist nicht besonders schnell fertig, was aber der professionellen und ansprechenden Zubereitung geschuldet ist. Der Cheeseburger ist saftig und mehr als gut gewürzt. Das frische Burgerbrötchen vom lokalen Bäcker könnte etwas mehr von der cremigen Soße vertragen, weil diese so lecker ist. Tomaten und Zwiebeln sind extrem frisch, die dazu bestellte Barbecuesoße ist rauchig und zum Glück nicht zu süß. Volle Punktzahl.
Die Kombi aus Soße und Kartoffel schmeckt wie eine Art Auflauf
Die Poutine wird in einem zugegebenermaßen ziemlich stilvollen Eisentopf mit zwei Henkeln serviert. Beim Anblick des riesigen in dunkelbrauner Bratensoße ertränkten Berg Pommes fragen wir uns kurz, ob wir hier die Büchse der Pandora als XL-Portion bestellt haben? Doch schon nach der ersten Pommes habe ich instinktiv das Bedürfnis, mich bei der imaginären Traumkuh zu entschuldigen: Wir haben die Raviolidose – äh Poutine – tatsächlich unterschätzt. Die Kombination aus Soße und Kartoffel schmeckt frisch aufgetischt wie eine Art Kartoffelauflauf, extrem gut gewürzt mit getrockneten Kräutern und überhaupt nicht matschig.
Auch die Preisverhältnisse sind absolut verträglich: Die Poutine kostet mit 7,90 Euro genau so viel wie der Cheeseburger und ist eine eigene Mahlzeit für mindestens eine Person. Einzig die Limonade ist irgendwie fad und langweilig. Fast möchte man fragen, ob die Betreiber der Traumkuh sich doch noch von ihrem Energy-Brause-Trauma erholen. Aber das würde uns im Traum nicht einfallen.
Traumkuh Grindelallee 146, T. 31 17 19 90
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