Mit harter Hand will der zum Teamchef beförderte Markus Babbel den VfB Stuttgart aus der Krise führen und sich selbst dauerhaft den Platz auf der Bank des Klubs sichern.

Stuttgart. "Jetzt kann sich keiner mehr hinter Alibis verstecken. Wir werden jetzt genau hinschauen", drohte der Nachfolger des entlassenen Trainers Armin Veh am Montag nach der ersten gemeinsamen Übungseinheit mit dem als Coach verpflichteten Rainer Widmayer. VfB-Kapitän Thomas Hitzlsperger hofft nach dem Absturz auf Tabellenplatz elf und zuletzt fünf Bundesliga-Spielen ohne Sieg auf eine Initialzündung durch den Trainerwechsel: "Vielleicht bedarf es nur weniger Dinge, um uns wieder in die Erfolgsspur zu bringen." !(l,<) Fünf schwere Partien in Europapokal und Bundesliga bleiben dem 51- maligen Nationalspieler Babbel bis zur Winterpause, um die Trendwende einzuleiten und sich als Dauerlösung zu etablieren. "Ich bin guten Mutes, dass wir aus dieser Geschichte herauskommen. Und wenn die Mannschaft Erfolg hat, sehe natürlich auch ich gut aus", meinte der 36-Jährige, dessen erste Prüfung schon am Donnerstag mit dem UEFA- Cup-Gruppenspiel bei Sampdoria Genua wartet und der wohl auch mangels Alternativen auf dem Trainermarkt langfristig eine Chance bekommen könnte. "Ich hoffe, dass wir ganz schnell die Kurve kriegen", sagte Hitzlsperger, der den Rauswurf des Meistertrainers von 2007 als "bedauernswert" bezeichnete.

Allerdings wusste der Mittelfeldspieler genau um die Gründe für das Ende von Vehs 1017-tägiger Amtszeit. "Es war kein Selbstvertrauen mehr da. Wir waren gehemmt", befand der 26-Jährige mit Blick auf die zumeist enttäuschenden Leistungen dieser Saison. Eine "andere Gangart" sei erforderlich, fügte Hitzlsperger hinzu. Veh selbst war offensichtlich zu einem Methodenwechsel nicht mehr bereit. "Das kam für mich nicht in Frage, denn dann würde ich mich und meine Arbeit unglaubwürdig machen", zitierte die "Bild"-Zeitung den 47- Jährigen, der die Stunden nach seiner Entlassung mit einem langen Spaziergang mit seinem Hund George verbrachte.

Am Tag danach wehte den VfB-Profis auf dem Trainingsplatz ein eisiger Wind entgegen. Der nach eigener Aussage über sein Engagement "extrem überraschte" Widmayer gab an seinem ersten Arbeitstag beim Warmlaufen das Tempo vor, Babbel verfolgte die intensive Einheit zumeist als Beobachter aus der Distanz. "Ich bin von Felix Magath geprägt. Man muss immer wieder an die Grenzen ran und auch darüber hinaus", versprach Widmayer seinen neuen Schützlingen ein verschärftes Trainings-Regime.

Die Rollenverteilung ist beim neuen Duo klar. "Ich werde Markus total unterstützen", betonte Widmayer, der einst als Co-Trainer die zweite VfB-Mannschaft betreute und zuletzt als Assistent von Krassimir Balakow in der Schweiz arbeitete. Zwar besitzt der 41- Jährige im Gegensatz zu Babbel die für die Bundesliga erforderliche Lizenz als Fußballlehrer, den Takt aber gibt der neue Teamchef vor.

"Ich kann relativ wertfrei herangehen", kündigte Babbel neue Chancen für die Spieler aus der zweiten Reihe an. "Wir wollen eine Truppe, die für den Verein alles gibt", sagte der gebürtige Münchner, der die zuletzt fehlende mannschaftliche Geschlossenheit bemängelte. "Wir wollen die Kopf-Blockade lösen und müssen wieder als Team auftreten", forderte Babbel, der mit dem FC Bayern und dem FC Liverpool Titel sammelte und zum Abschluss seiner aktiven Karriere vor eineinhalb Jahren noch einmal Meister mit dem VfB wurde.

"Er kommt direkt aus der Mannschaft. Das Verhältnis ist sehr gut, er hat einen hervorragenden Charakter", lobte Hitzlsperger seinen neuen Chef, der seit Juli 2007 als Assistenztrainer bei Veh in die Lehre gegangen war. Babbel selbst lobte noch einmal die "tolle Zusammenarbeit" mit seinem Vorgänger. "Ich bin nicht glücklich über die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist", meinte der Teamchef zum etwas abrupten Abschied von Veh.