Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart hat Trainer Armin Veh entlassen. Damit reagierte der Verein auf die sportliche Talfahrt der vergangenen Wochen, sagte VfB-Sprecher Oliver Schraft. Ex- Nationalspieler Markus Babbel soll den Tabellenelften wieder auf Kurs Europapokalplätze bringen.

Stuttgart. Trainer Armin Veh hat den Meister-Bonus endgültig verbraucht und seinen Job beim VfB Stuttgart verloren. Nur wenige Stunden nach dem vorläufigen Tiefpunkt der sportlichen Talfahrt mit dem 1:4 beim VfL Wolfsburg entließ der Fußball- Bundesligist am Sonntag den 47-Jährigen, der die Schwaben 2007 zum Meistertitel und ins DFB-Pokalfinale geführt hatte. "Wir sind an einen Punkt gekommen, wo wir eine Entscheidung treffen mussten", sagte Sportdirektor Horst Heldt und nannte wachsende Differenzen mit dem seit Februar 2006 amtierenden Veh als Auslöser für die Trennung: "Wir waren in einigen Punkten einer Meinung, in anderen Punkten eben nicht - und das hat den Ausschlag gegeben."

Nach zuletzt fünf Bundesliga-Spielen ohne Sieg sollen Ex- Nationalspieler Markus Babbel als Teamchef und der frühere VfB- Assistenzcoach Rainer Widmayer als Trainer den Tabellenelften wieder auf Kurs Europapokalplätze bringen. "Mit der Trennung von Armin Veh wollen wir kein Alibi für die Spieler schaffen. Es muss nun ein Ruck durch die Mannschaft gehen", forderte Präsident Erwin Staudt. Nach Jos Luhukay (Borussia Mönchengladbach) musste Veh als zweiter Erstliga-Trainer in dieser Saison seinen Stuhl räumen. Auch sein Assistent Alfons Higl wurde freigestellt.

Kurz nach der Pleite in Wolfsburg, als der VfB trotz der frühen Führung durch Martin Lanig (17. Minute) in der zweiten Halbzeit in seine Einzelteile zerfiel und durch die Treffer von Grafite (51./76.) sowie Edin Dzeko (79./85.) bestraft wurde, hatte Veh sich noch in Durchhalteparolen geübt. "Meine Motivation ist groß genug, weiter zu machen", betonte der Augsburger, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen wäre.

Doch nach einem dreistündigen Gespräch mit Heldt am Abend war das Aus für Veh besiegelt. Nach einem weiteren Treffen mit Heldt und Staudt am Sonntagmorgen auf der Geschäftsstelle wurde die Trennung vollzogen. Zur gleichen Zeit leitete Nachfolger Babbel bereits das Training und stimmte das Team auf die schweren Wochen bis zur Winterpause mit den entscheidenden UEFA-Cup-Gruppenspielen in Genua und gegen Lüttich sowie den kniffligen Heimpartien gegen Schalke 04 und Bayern München ein.

Schon vor der Reise nach Wolfsburg hatte Veh ungewohnt deutlich Fehler eingeräumt und seine Ratlosigkeit bei der Krisenbewältigung offenbart. "Der entscheidende Punkt für unsere Situation ist die Personalpolitik, die wir nach der Meisterschaft 2007 gemacht haben. Dafür bluten wir heute noch", bekannte der Ex-Profi. Einkäufe wie Torwart Raphael Schäfer, Spielmacher Yildiray Bastürk oder die Angreifer Ewerthon und Ciprian Marica, die allerdings auch auf die Kappe von Heldt gingen, erfüllten nicht die hohen Erwartungen. Auch die vor dieser Saison verpflichteten Jan Simak und Khalid Boulahrouz standen zuletzt in der Kritik.

"Ich habe nicht erwartet, dass wir da unten reinkommen", gestand Veh. Als Nachfolger des glücklosen Giovanni Trapattoni geholt und zunächst als Übergangslösung angesehen, feierte der Trainer mit den Stuttgartern im vergangenen Jahr völlig überraschend die fünfte deutsche Meisterschaft und scheiterte erst im Pokalfinale am 1. FC Nürnberg. Danach ging es bergab: In der Champions League war der VfB chancenlos, in der Bundesliga reichte es für den Titelverteidiger in der Vorsaison lediglich zu Rang sechs. Nur über die Hintertür UI- Cup schaffte das Team noch den Sprung in den UEFA-Pokal.

Auch diese Spielzeit verlief bislang enttäuschend. Von 14 Bundesliga-Partien gewann der VfB nur fünf, oft präsentierten sich die einst so spielfreudigen Schwaben hausbacken und stümperhaft. "Da müssen sie einen Zauberer hinsetzen", befand Veh in Wolfsburg. Ihm selbst traute die Vereinsführung keine magischen Kräfte mehr zu.