Fangkünstler und Fliegenfänger - Florian Fromlowitz bewegte sich beim 1:1 (0:0) von Hannover 96 gegen den VfL Bochum zwischen zwei Extremen.

Hannover. Zweimal hielt der 96-Ersatzkeeper das Remis mit guten Paraden fest, doch sein Fauxpas in der 65. Minute nach einer Flanke von Paul Freier wird in Erinnerung bleiben. "Der Ball fliegt aufs Tor, ich strauchele beim Rückwärtslaufen und lenke ihn an den Pfosten und dann ins Netz. Das war mein Fehler, das muss ich auf meine Kappe nehmen", kommentierte der 22-jährige Fromlowitz sein kurioses Eigentor im Freitag-Spiel der Fußball-Bundesliga.

"Es war ein Torwart-Fehler, und für Florian ist das unangenehm. Aber er hat weiterhin mein Vertrauen", sagte 96-Trainer Dieter Hecking über den Vertreter des verletzten Nationaltorwarts Robert Enke. "Er sah nicht gut aus, aber beim Torwart den Ansatz zu suchen, das ist der falsche Weg", erklärte 96-Torschütze Jan Schlaudraff. Er profitierte bei seinem fünften Saisontor in der 63. Minute von einem Fehler des Bochumer Schlussmanns Daniel Fernandes, der ihm den Ball direkt vor die Füße faustete. Die beiden Torwart-Schnitzer innerhalb von zwei Minuten waren die Höhepunkte in einer tristen Partie, die von 30 827 Zuschauern mit Pfiffen quittiert wurde.

"Ich habe absolutes Verständnis für die Fans. Das war kein gutes Heimspiel", sagte 96-Coach Hecking. Vereinzelt gab es sogar "Hecking raus"-Rufe. Besonders die Auswechslung des Stoßstürmers Mikael Forssell gegen Mike Hanke sorgte für Unmut auf den Rängen. Viele Zuschauer hatten sich eine offensivere Ausrichtung mit beiden Angreifern gewünscht. "Wer genau hingeguckt hat, der hat gesehen, dass wir in der zweiten Halbzeit ein 4-4-2-System gespielt haben. Diese Diskussion führen wir seit zwei Jahren. Aber die Fans können alles rufen", erklärte Hecking. "Die Taktik war richtig. Zwei Stoßstürmer sind ein Signal für die Brechstange", sagte Schlaudraff.

13 Punkte nach 13 Spielen sind für Hannover 96 viel zu wenig. "Wir sind deutlich unter den Erwartungen. Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, zeigt auch die Tabelle", gab Ersatz-Verteidiger Christian Schulz zu. Auch die Bochumer, die die bessere Spielanlage und mehr Chancen hatten, waren mit dem siebten Unentschieden nicht zufrieden. "Wir wollten einen Siegeszug starten. Das ist uns nicht gelungen", sagte Verteidiger Philipp Bönig. "Wir haben eher zwei Punkte verloren als einen Punkt gewonnen und hätten drei oder vier Tore schießen müssen", klagte Trainer Marcel Koller.

Der Schweizer Coach - laut VfL-Vorstand Thomas Ernst kein "Dampfmacher" - wurde von Schiedsrichter Michael Kempter wegen Reklamierens auf die Tribüne geschickt. "Ich habe mich an der Seitenlinie aufgeregt. Wenn man das nicht mehr darf, dann müssen wir wie Klosterschüler auf der Bank sitzen", sagte Koller. Sein Kollege Hecking unterstützte ihn. "So lange es nicht beleidigend wirkt, sollte man uns Trainern Freiräume geben. Emotionen gehören zum Fußball. Sonst kann ich meinen Beruf zu Hause ausüben", sagte der 96- Trainer. "Bei den Schiedsrichtern liegen scheinbar die Nerven blank. Man will offenbar ein Zeichen setzen", vermutete Ernst.