Ein Video zeigt, wie ein Berliner Polizist kurz vor seinem Tod verhöhnt wird. Die Polizei spricht von unterlassener Hilfeleistung.

  • Ein Berliner Polizist ist aufgrund einer medizinischen Notsituation bei einem Unfall gestorben.
  • Ein Unbekannter filmte den Vorfall, stellte das Video ins Internet und machte sich über den Beamten lustig.
  • Das Video kursierte auf mehreren Social-Media-Profilen, mittlerweile wurde es auf Bitten der Polizei vielfach gelöscht.
  • Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik zeigte sich fassungslos und wütend.

Berlin. Ein Internet-Video, das einen auf einer Dienstfahrt verunfallten Polizisten zeigt, sorgt für Empörung. Denn der Beamte befand sich laut Polizei in einer „medizinischen Notsituation“. Am Donnerstag wurde bekannt, dass er kurz nach dem Unfall im Krankenhaus gestorben ist. Nach Informationen der Berliner Morgenpost arbeitete der Polizist im Abschnitt 15 in Prenzlauer Berg und wurde 59 Jahre alt.

Der Vorfall ereignete sich in der Nacht zu Mittwoch gegen drei Uhr auf der Breiten Straße in Pankow. Der Mann, von dem die Aufnahmen stammen, hätte dem Beamten nach dem Unfall offenbar helfen können. Stattdessen filmte er den Verunfallten, der hinter dem Steuer des Wagens sitzt, unkoordiniert mit den Händen gestikuliert, um sich schlägt und Schreie ausstößt.

Auf den Aufnahmen, die im Nachgang im Internet veröffentlicht wurden, ist zu hören, wie der Polizist offensichtlich vom Filmenden als „völlig besoffen“ tituliert wird und verhöhnt wird.

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Berliner Polizei hat Ermittlungsverfahren eingeleitet

Die Polizei bestätigte am Donnerstagabend, dass ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung eingeleitet wurde. Auch andere Verstöße etwa gegen das Persönlichkeitsrecht des Gefilmten würden geprüft.

Der Filmende war offensichtlich noch vor Ort, nachdem weitere Polizisten eintrafen, was ein weiteres Video belegt. Darauf ist zu hören, wie er von den Beamten aufgefordert wird, das Filmen zu unterlassen.

Ob auch seine Personalien aufgenommen wurden, war am Donnerstag unklar. Es werde „insbesondere hinsichtlich der beteiligten Personen und etwaiger Urheberschaften“ ermittelt, sagte ein Polizeisprecher.

Video wurde auf Bitten der Polizei gelöscht

Zu sehen waren die Aufnahmen auf mehreren Social Media-Profilen. „Mir wurde das Video wie hunderten anderen zugespielt via WhatsApp“, schreibt einer derjenigen, die es veröffentlicht haben, der Berliner Morgenpost. „Für mich sah es so aus, als ob der Polizist auf Drogen war.“ Der Urheber der Aufnahmen sei er nicht gewesen.

Man habe die Personen, von denen die Sequenzen veröffentlicht wurden, kontaktiert, über die Hintergründe informiert und um Löschung gebeten, so der Sprecher weiter. „In den meisten Fällen wurde dem bislang nachgekommen.“ Von vielen Profilen war das Video am Donnerstagnachmittag wieder entfernt.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik: "Es macht mich fassungslos und wütend"

„Dieses Video ist abscheulich, die Veröffentlichung unerträglich! Es macht mich fassungslos und wütend“, schrieb Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Donnerstagmittag auf Twitter. „Selbst wenn man einer Fehleinschätzung der Situation unterliegt, ist es widerwärtig, ein solches Video zu erstellen, um damit einen hilflosen Menschen – einen hilflosen Menschen in Uniform – herabzuwürdigen.“ Dass der Wert der Followerzahl und die vermeintliche Möglichkeit, die Polizei in den Schmutz zu ziehen, offenbar wichtiger war, als die Menschenwürde zu respektieren, sei „widerwärtig“.

„Es schockiert uns, dass man lieber zum Smartphone greift und draufhält, anstatt einem offensichtlich in Not geratenen Menschen zu helfen“, sagte der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, am Donnerstagmorgen. „Dass derartige Aufnahmen aus der reinen Gier nach Klicks und Aufmerksamkeit im Social Media verbreitet werden, zeigt einen mittlerweile stark verbreiteten digitalen Narzissmus, der strafrelevante Folgen haben muss.“

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Woran der Beamte starb, war am Donnerstag nicht abschließend geklärt. Dem Einvernehmen soll er aber einen Schlaganfall erlitten haben. Ob seine Kollegen, die dazu kamen, die Lage richtig erkannten und richtig handelten, kann laut dem Polizeisprecher noch nicht gesagt werden. „Sollten sich Zweifel am ordnungsgemäßen Handeln der Polizeibediensteten oder gar der Verdacht einer Straftat ergeben, wird dem entsprechend nachgegangen.“