Hamburg. Der HSV-Torhüter kehrt erstmals nach Osnabrück zurück, wo seine Profikarriere so richtig begann. Die Geschichte eines Kämpfers.

Daniel Heuer Fernandes sitzt in der Kabine auf der Bank und gibt direkt Entwarnung. „Der Muskel vorne am Schienbein hat ein bisschen zugemacht. Es ist aber nicht so schlimm“, sagt der 27 Jahre alte Torhüter und klopft dreimal auf Holz. „Ich gehe davon aus, dass ich am Freitag wieder dabei bin.“

Beim 2:1-Sieg des HSV gegen Dresden war Fernandes mit Baris Atik zusammengerasselt. „Es hat ordentlich gerumst“, erinnert sich Fernandes im Gespräch mit dem Abendblatt.

Doch während Atik wenige Minuten später ausgewechselt werden musste, biss der HSV-Keeper auf die Zähne. Wie so oft. 67 Zweitligaspiele in Serie hat Fernandes absolviert – und damit so viele wie aktuell kein anderer.

HSV-Torhüter kennen keinen Schmerz: Daniel Heuer Fernandes nach dem Zusammenprall mit Dresdens Atik.
HSV-Torhüter kennen keinen Schmerz: Daniel Heuer Fernandes nach dem Zusammenprall mit Dresdens Atik. © Witters

Heuer Fernandes kehrt nach Osnabrück zurück

Zweitligaspiel 68 wird am Freitag folgen – ganz egal, ob das Schienbein bis dahin lila, schwarz oder blau daherkommt. „Am Freitag bin ich erstmals seit meinem Wechsel damals nach Paderborn wieder in Osnabrück“, sagt Fernandes, der zwischen 2013 und 2015 beim VfL spielte – und dort auch seine Profikarriere so richtig startete. „Für mich als jungen Spieler war das genau der richtige Schritt“, sagt Fernandes, der sich an der Bremer Brücke auch auf ein Treffen mit einem alten Bekannten freuen darf.

„Wir telefonieren immer noch häufig“, sagt Rolf Meyer. „Wir haben ein besonderes Verhältnis.“ Osnabrücks damaliger und heutiger Torwarttrainer erinnert sich gerne an die gemeinsame Zeit zurück. „Daniel hat sich nie durch Widerstände zurückwerfen lassen.“

Heuer Fernandes hatte mit Widerständen zu kämpfen

Widerstände kennt Fernandes mehr als genug. Wie ein roter Faden zieht es sich durch seine Karriere, dass er sich erst einmal hinten anstellen musste. In Osnabrück war er als Nummer zwei hinter Manuel Riemann eingeplant, der aber nach Sandhausen wechselte. „Ferro wurde dann unsere Nummer eins“, sagt Meyer, der aber nicht mehr genau weiß, warum Fernandes nach einer guten ersten Saison im Sommer darauf kurz wieder zur Nummer zwei degradiert wurde. Nach vier Spielen hinter Frank Lehmann auf der Bank durfte Fernandes zurück ins Tor – und wechselte nach einer herausragenden zweiten Saison nach Paderborn, wo das Spiel von vorne losging.

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„Auch in Paderborn musste ich mich erst einmal hinten anstellen“, sagt Fer­nandes, der den Kampf um die Nummer eins nach einem halben Jahr aber genauso für sich entscheiden sollte wie auf seiner nächsten Station in Darmstadt. „Im Nachhinein hat es mir gutgetan, dass ich mich immer durchsetzen musste“, sagt der Torhüter, der nur beim HSV als klare Nummer eins verpflichtet wurde. „Ich weiß aber, wie schwer es ist, sich durchzukämpfen. Mir wurde nichts geschenkt. Und genau das hat mir auf meinem Karriereweg auch geholfen.“

HSV-Trainer Hecking verteidigt Heuer Fernandes

Auch in dieser Saison wird und wurde Fernandes kritisch bewertet. Beim Fachmagazin „Kicker“ hat er einen Notendurchschnitt von 3,29 und ist damit der fünftschlechteste Keeper der Liga. Ein Wert, der vor allem deswegen überrascht, weil Fernandes die wenigsten Gegentore (13) kassiert und die meisten Partien zu null (5) gespielt hat. Auch Trainer Dieter Hecking will die latente Kritik an seiner Nummer eins nicht nachvollziehen. „Ferro macht es richtig gut“, sagt Hecking. „Er strahlt eine unheimliche Ruhe aus, trifft sehr viele gute Entscheidungen im Spielaufbau.“

Das sei auch vor vier Jahren in Osnabrück nicht anders gewesen, bestätigt Rolf Meyer, der neben Fernandes auch Riemann (jetzt Bochum), Marvin Schwäbe (jetzt Bröndby Kopenhagen) und Marius Gersbeck (jetzt KSC) ausgebildet hat. „Daniel hat ja fast jedes Jahr in seiner Karriere einen Schritt nach vorne gemacht. Und der logische nächste Step für ihn wäre dann wohl die Bundesliga“, glaubt der Torwarttrainer. „Mit dem HSV ist er ja auf dem besten Weg.“

Rolf Meyer trainierte auch Tom Mickel

Der einzige Wermutstropfen: Im Dezember hat Meyer ein festes Ritual, an dem Fernandes schon lange nicht mehr teilnehmen konnte. „In der Weihnachtszeit ist er jedes Jahr mit seinen Torhütern auf dem Weihnachtsmarkt in Osnabrück und macht eine Tour“, sagt Fer­nandes.

Da aber Osnabrücks Torwarttrainer neben Fernandes auch HSV-Ersatztorhüter Tom Mickel aus der Zeit bei der U-18-Nationalmannschaft bestens kennt, hätte Meyer eine Idee: „Eigentlich müsste ich jetzt nach Hamburg fahren und mit Daniel und Tom auf den Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt gehen.“

Na dann, frohe Weihnachtszeit.