Essen. TV-Koch Christian Rach ist neu in der Jury bei „Grill den Henssler“. Ein Gespräch über Risikobereitschaft – und Gottschalks Rat an ihn.

Die verzweifelten Versuche von Fernsehkoch Christian Rach (61), Klitschen zu retten, waren lange auf RTL ein Quotenrenner. Doch 2017 war Schluss mit „Rach, der Restauranttester“. Jetzt gibt es ein Comeback für den Saarländer: Ab Sonntag, 5. Mai, sitzt er in der Jury von „Grill den Henssler“ (Vox).

Dass Sie bei Ihrem Fernsehkochkollegen Steffen Henssler mitmachen, hat viele Leute überrascht. Wie kam es dazu?

Christian Rach: Ja, ich bin auch überrascht. Aber Steffen Henssler meinte, wenn jemand glaubwürdig wäre, dann ich. Anfangs habe ich mich ein bisschen geziert, weil ich dachte, das ist nicht meins. Aber als dann der Sender und die Produktionsfirma mir zusicherten, dass ich wirklich meine Meinung sagen darf, auch wenn sie vielleicht unpopulär ist, habe ich gesagt, dass ich es mir doch nochmal überlege.

Und was hat den endgültigen Ausschlag für Ihre Teilnahme gegeben?

Rach: Steffen Henssler hat mich nochmal besucht und eine Riesenpalette Sushi mitgebracht, die wir dann bei einem guten Glas Wein zusammen gegessen haben. Und da hat er mich dann endgültig überzeugt mitzumachen.

In der Sendung treten prominente Gäste gegen Steffen Henssler in einem Kochwettkampf gegeneinander an. Was zeichnet Sie als Jury-Mitglied aus?

Rach: Ich glaube, es gibt in Deutschland kaum jemanden, der so viel herumgekommen ist und in so vielen verschiedenen Lokalen gegessen hat wie ich. Auch international gehe ich oft essen, in Japan in Tokio und in China in Schanghai. Das Schöne an der Sendung mit Steffen ist, dass es einen zeitlichen Stressfaktor gibt, der auch gut den tatsächlichen Stress in einem Gastronomiebetrieb abbildet.

Der einzige Unterschied für Steffen ist, dass er vorher wirklich nicht weiß, was gekocht wird. Die Gäste dürfen vorher einmal üben, er nicht. Das ist natürlich das Salz in der Suppe. Und dieses Ergebnis anschließend beurteilen zu dürfen, ist mein Metier, und das traue ich mir auch ohne Weiteres zu.

Sie sind also viel unterwegs. Wie entschleunigen Sie, wenn Sie mal zu Hause in Hamburg sind?

Rach: Zum Beispiel mit einem schönen Spaziergang an der Elbe. Das klingt jetzt vielleicht banal, aber es ist so. Darum bemühe ich mich auch, fast jeden Tag rauszugehen und zu laufen, egal wie das Wetter ist.

Sie haben Ihre Karriere mit einem Sprung ins kalte Wasser begonnen, indem Sie kurz vor dem Examen Ihr Mathematikstudium hingeschmissen haben, um Koch zu werden. Setzen Sie immer gern alles auf eine Karte? Lieben Sie das Risiko?

Rach: Schon, aber ich setze nicht meine Existenz auf eine Karte. Das würde ich nie tun. Ich habe auch nie Geld von einem Unternehmen ins andere gesteckt, um irgendwelche Löcher zu stopfen, sondern stattdessen das kalkulierte Risiko praktiziert. Ich bin da sehr mathematisch unterwegs, denn ich bin Anhänger der Chaostheorie. Ein geordnetes Chaos ist wunderbar.

Und was tun Sie, wenn schwierige Entscheidungen anstehen? Wer berät Sie?

Rach: Wenn ich eine wichtige Entscheidung treffen will, dann spreche ich mit einer Handvoll guter Freunde, denn ich habe nach wie vor kein Management. Außer meinen Freunden habe ich noch meine Mitarbeiter und natürlich meine Familie, mit denen ich mich berate.

Ich bin jemand, der das Risiko liebt, aber ich wäge auch ab, bevor ich ein Risiko eingehe. Ich riskiere nicht alles. Das kann man vielleicht noch mit Mitte 20, aber mit Anfang 60 muss ich das nicht mehr. Zwischen Risiko und Dummheit gibt es zwar einen schmalen Grat, aber es gibt einen.

Durch Ihre jahrelange TV-Präsenz sind Sie ein sehr öffentlicher Mensch und werden überall erkannt und angesprochen. Ist das nicht manchmal auch alles zu viel?

Rach: Nein. Thomas Gottschalk hat mir mal vor 15 Jahren auf einer Veranstaltung, bei der wir zusammen am Tisch saßen, gesagt: „Wenn Du in der Öffentlichkeit stehst, hast Du auch eine Bringschuld.“ Er verstehe nicht, warum einige Promis nur mit Schlapphut und dunkler Sonnenbrille herumrennen und sagen würden: Ich bin’s ja eigentlich gar nicht. Man wäre für die Menschen da, sollte aber seine Familie schützen. Also keine Bilder von Kindern. Ihm ist das ja auch gut gelungen. Und das habe ich heute noch im Ohr. Meine Familie halte ich komplett aus der Öffentlichkeit raus.

Apropos Wiedererkennung: Werden Sie heute eigentlich noch oft auf den „Restauranttester“ angesprochen?

Rach: Ja, täglich. Neulich war ich in Bozen in Südtirol, da haben mich gleich 20 Leute auf der Straße darauf angesprochen. Aber ich habe damals aufgehört, damit sich das Format nicht totläuft. Im Nachhinein eine weise Entscheidung. Wobei ein „Restauranttester international“ natürlich nicht uninteressant wäre.

(Claudia Böhm.)

„Grill den Henssler“, Vox, Sonntag, 5. Mai, 20.15 Uhr