Mit einem umstrittenen Sharepic reagieren CDUler auf eine Petition, mit der die Ausweisung eines Mitschülers verhindert werden soll.

Einige User sehen sich an den fiktiven Facebook-Charakter „BWL-Justus“ erinnert: Ein reicher Schnösel, der mit empathielosen Sprüchen, Gelfrisur und breitem Grinsen seinen Reichtum zelebriert und die Unterschicht verspottet. Doch das Bild, das die Leipziger Schülerorganisation der CDU am Dienstag in dem sozialen Netzwerk verbreitete, ist keine Satire.

Mit zusammengefalteten Händen und Gelfrisur lächelt Christoph Leonhardt, Kreisvorsitzender der Schüler Union Leipzig, verschmitzt in die Kamera. Sein Anzug mit Einstecktuch ist etwas zu groß, die gegelten Haare sitzen dafür perfekt. Die Parallelen zu „BWL-Justus“ sind tatsächlich bemerkenswert. Über dem 17-Jährigen steht in weißen Lettern: „Der Asylantrag wurde rechtsstaatlich geprüft und abgelehnt. Luans Eltern halten sich illegal in Deutschland auf“. Die negativen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Auch Til Schweiger solidarisiert sich mit Luan

Luan Zejneli ist ein 18-jähriger Kosovare und vor zwei Jahren mit seinen Eltern als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Er geht in die neunte Klasse des Max-Klinger-Gymnasiums in Leipzig, das auch der Zwölftklässler Christoph Leohnhardt besucht. Der Asylantrag der Familie wurde abgelehnt.

In einer Petition haben sich tausende Menschen mit ihm solidarisiert, auch Til Schweiger beteiligte sich. „Luan soll bleiben!“, fordern sie. Eine gelungene Integration sei kein Argument dafür, die Asylregelung außer Kraft zu setzen, hält Leonhardt in einer beigefügten Pressemitteilung dagegen. „Wo kommen wir denn da hin?“

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„Wie kann man so unmenschlich und kalt sein, sich lachend auf einem Sharepic ablichten zu lassen, während ein Klassenkamerad abgeschoben wird?“, fragt ein User im Kommentarbereich unter dem Bild. „Der Kerl würde vermutlich auch seine Eltern bei der Polizei verpetzen, wenn sie gegen ein Gesetz verstoßen“, schreibt ein anderer. Der Ton ist rau.

Er habe versucht, mit Luan Kontakt aufzunehmen, sagt Leonhardt

„Mir war klar, dass die Facebook-Grafik provokant rüberkommt und dass es viele negative Rückmeldungen geben wird“, sagt Christoph Leonhardt der Morgenpost. Aber dass sein Grinsen Freude über die Abschiebung ausdrücken sollte, sei nicht wahr.

Bei dem Bild handele es sich um ein Pressefoto der Schülerunion, es sei nicht extra für die Luan-Grafik geschossen worden. Daher sei auch das Lächeln nicht auf die Ausweisung Luans bezogen. „Es ist nicht so, dass ich mich über die Abschiebung freue oder mich dafür eingesetzt habe.“

Der Shitstorm ist dennoch in der Welt. Anders als bei „BWL-Justus“ können nur wenige User über das Bild lachen. Er habe versucht mit Luan Kontakt aufzunehmen, sagt Leonhardt. Dessen Situation interessiere ihn natürlich auch. „Bisher hat das aber nicht geklappt.“ Viel Zeit hat der CDU-Nachwuchs nicht mehr. Schon bald soll Luan abgeschoben werden.