Hamburg. Der Hamburger Unternehmer sieht für V.Ö. Travel und das Türkei-Geschäft keine Zukunft mehr. Er will sich nun zurückziehen.

Vural Öger, einer der der bekanntesten Unternehmer Hamburgs, hat am Dienstag für eine seiner Firmen Insolvenz angemeldet. Er zieht damit den Schlussstrich unter sein Engagement beim Reiseveranstalter V.Ö. Travel. Der Anbieter litt zuletzt unter einem dramatischen Einbruch des Türkei-Geschäfts. Betroffen von der Insolvenz sind In Hamburg 18 Mitarbeiter.

„Wir mussten zuletzt jede Reise subventionieren“, sagte Öger dem „Hamburger Abendblatt“. „Ich sehe keine Chance, keinen Ausweg mehr.“ Vural Öger ist seit fast fünf Jahrzehnten in der Branche tätig. Aus einem Reisebüro für Gastarbeiter formte er den sechstgrößten Tourismusanbieter in Deutschland. 2010 verkaufte er das Unternehmen Öger Tours für 30 Millionen Euro an Thomas Cook. Doch schon bald wagte der Deutschtürke ein Comeback.

Wer gebucht hat, den betrifft die Insolvenz nicht

„Nach drei Jahren hat es mich wieder gejuckt“, sagte Öger. „Ich wollte beweisen, dass ich es noch kann.“ Anfang 2014 gründete er V.Ö. Travel, die in Zusammenarbeit mit Reisebüros verschiedene Türkei-Ziele anbieten. Der Beginn war verheißungsvoll, doch 2015 schlug der Syrien-Konflikt voll aufs Geschäft durch. „Die politischen Krisen betreffen die gesamte türkische Tourismuswirtschaft. Die Zahl der Buchungen ist dramatisch eingebrochen“, sagt Öger. „Überangebote haben dann einen Preisverfall ausgelöst.“ Übernachtungen im Fünfsternehotel für 40 Euro oder Flüge in die Türkei für 70 Euro seien Belege für einen ruinösen Preiskrieg. „Der Abschuss des russischen Flugzeugs hat dann das Geschäft endgültig erledigt.“

Infolge des russischen Boykotts gingen die Buchungen um die Hälfte zurück. „Ich bin ein Opfer von Putin und Erdoğan“, sagt Öger. „Hätte ich eine zehnprozentige Chance für einen Fortbestand gesehen, ich hätte weitergemacht. Aber so hat mein Geschäftsmodell keine Zukunft.“ Für Reisende, die bereits über V.Ö. Travel ihren Urlaub in der Türkei gebucht haben, hat die Insolvenz aber keine Folgen.

Bekannt durch das Vox-Format „Die Höhle des Löwen“

Öger hatte als Unternehmer mehrere Krisen gemeistert. Der Golfkrieg 1991 erschütterte sein Geschäft ebenso wie die Verschärfung des Krieges in Kurdistan 1999. Doch aus den Krisen ging er gestärkt hervor. Nun aber rechnet er nicht mit einer raschen Beruhigung. In den kommenden Wochen will sich der Hamburger Unternehmer aus der Öffentlichkeit zurückziehen. „Eine Insolvenz gilt in Deutschland immer als Makel. Aber Erfolg und Misserfolg gehören zusammen.“

Einer großen Öffentlichkeit bekannt wurde Vural Öger durch sein Mitwirken beim Vox-Format „Die Höhle des Löwen“. Als einer der Investoren gewährte er Jungunternehmern Risikokapital für ihre Geschäftsidee. 2016 ist die dritte Staffel der Show geplant, bei der Öger jedoch nicht mitwirken will. Zwischen 2004 und 2009 saß der heute 73-Jährige für die Hamburger SPD im Europäischen Parlament.