Es dauert immer ein bisschen, bevor man die neue Prada-Mode versteht. Die Herbst-/Winterkollektion orientiert sich an Kindheits-Verkleide-Träumen.

Hamburg. Komm, lass uns Verkleiden spielen!

Die neue Prada-Kampagne für die Herbst-/Winterkollektion fühlt sich ein bisschen so an, als habe man modetolle Mädchen auf einen Kostümfundus losgelassen, um sich auszutoben: Ein bisschen Commedia dell`arte (Harlekin-Fußboden und Elfenbein-Make-up mit kirschroten Rouge-Akzenten), ein wenig kokettes „Golden Age“ meets Twiggy (die Vereinigung von 20er-Jahre-Charleston-Schnitt mit Londoner Schulmädchen-Report-Mustern), ein Tableau in Maskerade und Tromp l`oeil-Stiefeln, die aussehen wie Kinder-Kniestrümpfe (Samt-Sofas und Handtaschen, die man wie Teddybären knuddelt), ein Märchen von Meerjungfrauen und zaristischer Melancholie ( „Fabel“-hafte Kleider mit Fisch-Schuppen aus Plastik und festgenähten Pelzkrägen – Hilfe, wie reinigt man das bloß?!).

Diese unschuldigen Spiel-Gefühle sind durchaus beabsichtigt. Der Leitwolf der Modefotografie, Steven Meisel, (u.a. italienische „Vogue“) hat die Fotos inszeniert nach dem Motto: „It's a dressing room of contemporary desire disguised as a playroom of childhood dreams.“ – ein Ankleidezimmer moderner Begierden, interpretiert als Kinder-Spielzimmer.

Miuccia Prada war schon immer die Intellektuelle unter den Modemacherinnen. Ihr Konzept ist mehr Kunst als Mode. Gerne pickt sie sich besonders scheußliche Inspirationen heraus, um daraus etwas außerordentlich Schönes zu kreieren (das merken andere Designer erst Saisons später) – ihre Botschaft diesmal: Kindlicher Spieltrieb mündet in Sophistication.

Nach dem zunächst holprigen und hernach erfolgreichen Prada-Börsengang in Hongkong stellt sich allein die Frage: Bei welchen Gelegenheiten trägt man Nixen-Kreationen nur?