Mit Rouge Noir fing der Hype an, es folgten Sammlerobjekte wie “Les Khakis“. Auch fürs Frühjahr kündigt die Marke neue, kultverdächtige Lacke an.

1994 war ein Urknall-Jahr. Für die Filmbranche. Und für die Schönheitsindustrie. Zu verdanken nur einem einzigen Film: In „Pulp Fiction“ von Quentin Tarantino knisterte die Atmosphäre zwischen John Travolta und Uma Thurman, die – selbst nach einer Überdosis – noch hinreißend aussah mit ihrem Bob, einer schlichten weißen Bluse und fast schwarz lackierten Fingernägeln. Granatschwarz. „Rouge Noir“!

Entwickelt hatten diesen edlen, sehr tiefen und extrem deckenden Farbton die Chanel-Kreateure Dominique Moncourtois und Heidi Morawetz zu einer Zeit, als die meisten Frauen rote oder höchstens pinkfarbene Nägel trugen. Nach Uma Thurman sprang Madonna auf den neuen Trend auf, und plötzlich war „Rouge Noir“ in aller Munde. Ursprünglich als „One Shot“ auf den Modenschauen gedacht, wurde der Nagellack innerhalb eines Sommers zum Bestseller.

Seitdem arbeitet Chanel daran, weitere „Must haves“ zu entwickeln. 2007 kamen die „Ongles en fusion“ auf den Markt: androgynes Grau, mondänes Platin und zartes Perlmutt, die die Nägel der Damen in „holografischem Glanz“ erstrahlen ließen.

Chanels neuer Creative Director Make-up Peter Philips führt die erfolgreiche Linie fort. „Ich glaube, es ist das Selbstbewusstsein, das eine Frau wirklich schön macht“, hat er einmal gesagt. „Und Kosmetik ist etwas, das einer Frau dieses besondere Gefühl geben kann.“ Zum Beispiel, wenn sie einen seiner heiß begehrten Nuancen ergattert hat. Die Nuance „505 Particulière“ etwa, ein elegantes Grau-Lila, wurde bei der Chanel Fashion Show Frühjahr/Sommer präsentiert und ab Januar dieses Jahres angeboten. Bis zum Herbst hatte Chanel über 100.000 Produkte davon verkauft. Sein größter Coup, sogenannte Fast Track Collections, also limitierte Nagellack-Kollektionen, die nur in ausgewählten Make-up-Studios in Paris, New York und Moskau erhältlich sind.

Chanel – stets zurückhaltend, was Zahlen und Statements angeht – hält sich auch hier bedeckt. Auffällige Werbung, aggressives Marketing? Fehlanzeige. Lediglich bei der Lancierung der „Le Vernis“-Kollektion 2010 wurde ein exklusives Shopping-Event in Kooperation mit „Vogue“ veranstaltet und die Begehrlichkeit noch weiter gesteigert.

Trotz oder gerade wegen zum Teil langer Wartelisten in den Geschäften hat der Hype eine Eigendynamik entwickelt. In Internetforen wird über den ersten Verkaufstag spekuliert; einige Kultfarben der mittlerweile legendären „Les Khakis“-Kollektion sind nur noch über Privatkäufe zu ersteigern. Chanels jadegrüner Nagellack „407 Jade“ etwa wird für rund 100 Euro gehandelt. Auch für das kommende Frühjahr hat das französische Luxus-Label neue Trendfarben angekündigt.