Drei Modeschöpferinnen verraten, wie wichtig Prominenz für ihre Arbeit ist. Selbst US-Stil-Ikone Sarah Jessica Parker gefällt ihre Mode.

Hamburg. Die Frage, wer welches Kleid von welchem Designer trägt, gehört zum roten Teppich wie die Blitzlichter der Fotografen und die Autogrammjäger - auch auf der gestern zu Ende gegangenen Berlinale, wo TV-Star Christine Neubauer eine Robe der Hamburger Designerin Ella Deck trug.

Die Wahl-Hamburgerin Deck, die ursprünglich aus Kirgisistan stammt und seit einigen Jahren ein Atelier am Lehmweg in Hoheluft-Ost hat, stattete schon die Schauspielerinnen Rhea Harder ("Notruf Hafenkante"), Maria Ketikidou ("Großstadtrevier") und Felicitas Woll ("Berlin, Berlin") aus. Doch nun erreichte sie das, wovon die Konkurrenz träumt: Deutschlands First Lady, Bundespräsidentengattin Bettina Wulff, trug ein tiefblaues Etuikleid von Deck, als sie vergangene Woche beim Staatsbesuch Letizia von Spanien in Madrid traf. "Wir waren kurz zuvor in Berlin, um Bettina Wulff ein paar Kleider zu zeigen", sagt Ann-Kristin Johannes, Sprecherin von Ella Deck. "Dass sie sich für dieses Kleid entschied, ergab sich ganz spontan. Wir hatten es zufällig genau in ihrer Größe da. Und farblich passte es sehr schön zu Letizias lila Bluse." Doch so einfach es klingt - einen Termin bei Bettina Wulff bekommt nicht jeder. Dazu braucht es Ausdauer, Fingerspitzengefühl und die richtigen Beziehungen. Wie in diesem Fall.

"Die Schauspielerin Veronica Ferres hatte uns bei Bettina Wulff empfohlen. Da es zeitlich doch nicht klappte, reisten wir mit unserer Kollektion nach Berlin", so Johannes. Über ihren mode-politischen Erfolg freut sich Ella Deck sehr: "Dass sich Bettina Wulff für meine Kollektion begeistert, sehe ich als große Auszeichnung, da sie für ihren Stil sehr gelobt wird. Ebenso ist das Interesse von prominenten Damen wie Christine Neubauer eine Bestätigung für mein Design." Wulff hat ihr Kleid selbst gekauft. Die Schauspielerinnen wie Ferres oder Neubauer hingegen leihen sich die Kleider beim Designer und erwähnen im Gegenzug auf Anfrage den Markennamen. Eine Strategie, die aufgeht. Erst auf der Berlinale-Eröffnung machte die frisch getrennte Christine Neubauer auf Femme fatale, schritt in einem kräftigen roten, bodenlangen Kleid mit Schleppe an den Fotografen vorbei - und machte damit ordentlich Werbung für die Modedesignerin Ella Deck.

Diesen Weg der Mundpropaganda kennt auch Elke Walter, die am Eppendorfer Weg 235 in Hoheluft-Ost ihre Boutique hat. Von dort aus verkauft die Designerin ihre Abendroben. "Da ist die Stararchitektin und Architekturprofessorin Zaha Hadid, die gerne meine Kleider trägt oder die Schauspielerin Elke Jochmann, Cathy Leff, die Direktorin des Wolfsonian Museums in Miami Beach", so Walter. Noch nie habe sie sich heimlich in Hotels bekannter Menschen geschlichen und ihre Kreationen verschenkt, "bei mir kommen die Kunden auf Empfehlung oder weil sie meine Kleider auf einer Messe gesehen haben". Und die, die sich in die Entwürfe von Walter verliebt haben, zahlen dann auch 3500 Euro oder mehr für eine Abendrobe.

Wie wichtig Prominenz ist, weiß auch Modedesignerin Claudia Laermann. Die ehemalige Strick-Chefdesignerin von Jil Sander machte sich 2009 mit ihrem eigenen Label CLaer selbstständig. In einem Loft am Eppendorfer Falkenried entwirft sie Pullover, Wäsche und Kleider aus feinstem Kaschmirstrick. Durch eine spontane Aktion wurde Laermann nun zur Ausstatterin der prominenten US-Stil-Ikone Sarah Jessica Parker. Die Schauspielerin gilt als "Fashion-Victim", immer auf der Suche nach Trends und ausgefallenen Stücken. Schon im Film "Sex and the City 2" trug Parker das Jeansmodell Pedal Sky Zip der Hamburger Firma Closed (Filmausstatterin Patricia Field hatte die Jeans in einem Showroom der Firma entdeckt), und nun CLaer. "Als ich meine Kollektion einem Kunden in Berlin zeigte, bekam ich mit, dass Sarah Jessica Parker ("SJP") auch gerade in der Stadt zu einer Preisverleihung ist und im Hotel Adlon wohnt. Da habe ich spontan einen Pullover mitsamt einem Lookbook ins Hotel geschickt." Ausgewählt hatte sie das braune Kaschmirmodell mit V-Ausschnitt "Chris". "Ich dachte, dass Schnitt und Farbe gut zu ihr passen würden. Denn SJP ist ja nicht immer nur glamourös, sondern durchaus bodenständig und viel mit ihren Kindern unterwegs", sagt Laermann. Die Reaktion kam prompt: Frau Parker wollte mehr CLaer. "Zwei Wochen später rief mich ihre Assistentin an, um weitere Teile zu ordern." Zurück in New York, trug die Schauspielerin vor den Augen der Paparazzi Pulli "Chris" gleich auf dem Weg zur Schule mit ihrem Sohn und auch in einem Kapuzen-Hoodie von CLaer wurde sie von Bloggern gesichtet. "Ein schönes Gefühl" für die Designerin. Vielleicht taucht der eine oder andere Kaschmirpulli im Kino auf ...