Franz Beckenbauer weigerte sich, mit dem Fifa-Chefermittler über seine Rolle bei der WM-Vergabe nach Katar zu sprechen - weist aber jede Verquickung von Amt und Geschäft zurück.

In den Enthüllungen der „Sunday Times“ zur skandalösen Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar tauchte der Name Franz Beckenbauer auf. Der Münchner wies jedoch jede Verquickung von Amt und Geschäft weit von sich und sagte zu den Berichten: „Beim Thema Korruption bin ich der falsche Ansprechpartner. Mich hat diesbezüglich noch nie jemand versucht zu beeinflussen. Zudem war ich weder jemals für die Kataris noch für Mohamed bin Hammam tätig.“

Im Zentrum der neuen Recherche-Resultate der „Sunday Times“ steht erneut Ex-Topfunktionär bin Hammam. Der Katarer soll weitere 1,7 Millionen Dollar für Stimmen aus Asien bezahlt haben. Außerdem habe er Gespräche auf Regierungsebene mit Thailand für einen Gas-Deal eingefädelt, um sich die Stimme von Fifa-Exekutivmitglied Worawi Makudi zu sichern. Nur ein paar Monate nach dem WM-Zuschlag soll Beckenbauer im Juni 2011 auf Einladung von bin Hammam zusammen mit Vorständen der unter anderem im Reedereigeschäft tätigen E.R. Capital Holding in Katar gewesen sein.

Gespräche mit bin Hammam stellte die Fußball-Legende nicht in Abrede. „Natürlich habe ich mich als Mitglied des Exekutivkomitees mit Mohamed bin Hammam getroffen“, sagte er. Unklar ist aber, wieso Beckenbauer im Oktober 2009 angeblich auf Vermittlung seines Freundes und bekannten Sportlobbyisten Fedor Radmann eine Einladung von bin Hammam nach Katar annahm.

Es könnte eng für den Golfstaat werden

Beckenbauer hat bisher nicht offenbart, welchem Kandidaten er für die WM 2022 seine Stimme gegeben hat. „Ich kann nur sagen, dass ich in Abstimmung mit dem DFB für den Bewerber gestimmt habe, der uns am geeignetsten erschien.“ Deutschland unterstützte Australien, das im Gegenzug seine Kandidatur für die Frauen-WM 2011 zugunsten des DFB zurückgezogen hatte. Da Australien im ersten Wahlgang mit nur einer Stimme ausschied und auch Fifa-Boss Sepp Blatter behauptet, für Down Under gestimmt zu haben, kann wohl einer der beiden nicht die Wahrheit sagen.

Für die Fifa wird das Dauerthema Katar vor ihrem Kongress am Dienstag und Mittwoch in Sao Paulo immer ungemütlicher. Die „Sunday Times“ hat nach eigenen Angaben Zugang zu einer Million geheimer Dokumente. Sollten diese Bestechung von Exekutivmitgliedern beweisen und Fifa-Chefermittler Michael Garcia zum gleichen Schluss kommen, könnte es für den Golfstaat eng werden. Am Montag will Garcia seine Ermittlungen abschließen und die Ergebnisse kurz nach der WM übergeben.

Die Fifa wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Die Forderung der Sponsoren Sony und Adidas nach einer schnellen Aufklärung des Eklats ließ die Fifa dann aber doch nicht unkommentiert. „Wir sind in ständigem Kontakt mit unseren Wirtschaftspartnern, inklusive Adidas, Sony und Visa, sie haben hundert Prozent Vertrauen in die Untersuchungen, die derzeit von der unabhängigen Ethikkommission vorgenommen werden“, sagte Marketing-Direktor Thierry Weil.