Torsten Krauel über die Kriminalitätsstatistik

Die neue Kriminalitätsstatistik zeigt einen steilen Anstieg der Einbrüche, und das ist für die Politik ein Warnsignal. Einbrüche sind kein Schicksalsschlag, sondern eine vermeidbare Lebenszerstörung. Das ist der Kern des gärenden Unmuts darüber, dass der Staat gegen die Einbrecher so machtlos wirkt. Darum sind die 0,05 Prozent der Deutschen, die im Jahr von ihnen heimgesucht werden, keine Randgruppe. Nachrichten über einen Einbruch verbreiten sich weit. Ein Kapitalverbrechen kommt selten aus heiterem Himmel. Ein Einbruch aber immer, und in den meisten Fällen aus nichtigem Anlass und billigen Motiven. Einbrüche treffen mehrheitlich Kleinverdiener, Einbrecher aber sind gesund und kräftig und könnten sich auch anders ihr Geld verdienen, wenn sie es nur wollten. Sogar aus Chile kommen Banden eingeflogen. Sie tun das nicht, weil sie in Chile wenig zu stehlen hätten. Nein, sie wissen, dass bei uns der Wohlstand groß, die Zahl der Polizisten aber klein ist, und die Aufklärungsquote bei Einbrüchen gering. Das Flugticket lohnt sich.

Und dann geht es also los – Türen eintreten, in Sekunden Schränke und Schubladen auskippen, Betten durchwühlen, Bücher herausreißen. Einbrecher sind weder arm noch dumm, sie wissen genau, was sie suchen und wo, sie haben Erfahrung damit, wo versteckt wird, was Opfern lieb und teuer ist. In fünf Minuten ist alles vorbei. Zurück bleibt eine zerwühlte Opferseele. Berliner wissen ein Lied davon zu singen. Berlin steht unter den Großstädten bei der Gesamtkriminalität zwar erst an dritter Stelle. Das ist nicht schlecht für eine so große Stadt. Doch fast jeder Berliner kennt jemanden, der weiß: Ein Einbruch erschüttert das Vertrauen in den Alltag.

Der Staat wirkt aber so, als zucke er darüber die Achseln. Das ist nicht gut. Die eigenen vier Wände sind der Inbegriff der Privatsphäre. Polizisten gibt es immer weniger, die teure Wohnungsabsicherung gegen Einbruch ist steuerlich nicht voll absetzbar. Ist dem Staat Einbruch egal? Die Politik interessiert sich doch sonst durchaus für Wohnungsdetails wie Glühlampen oder Wärmedämmung. Für Sicherheit gegen Diebe indes soll man selber sorgen, nach Steuern. Wenn es so aussieht, als stecke die Politik zwar viel Geld in die Banken, schütze beim einzelnen Menschen aber den Föderalismus oder Geldnot vor, dann hat der stete Tropfen irgendwann Konsequenzen.