Leser zu den zum Teil erheblichen Baumängeln an den Berliner Schulen und dem anhaltenden Lehrermangel

Was haben ein Krieg und die Personalpolitik des Berliner Senats gemeinsam? Berlin soll auf alte, kranke und Nicht-Lehrer zurückgreifen um die Schulen mit Lehrpersonal zu versorgen – wie nach 1945. Wie schlimm muss es noch werden, bis die SPD endlich eine Wende ihrer total verfehlten Schulpolitik einleitet?

Heide Binner, per E-Mail

Nun gibt es also auch zu wenig Erzieher. Wie komisch. Ich war 23 Jahre lang als Schulsekretärin tätig. Jedes Jahr ein Rätselraten, wie viele Lehrer wir brauchen. Wir Schulsekretärinnen hatten, solange es Vorklassen gab, schon eine ziemlich genaue Zahl. Wollte aber keiner wissen. Lehrer gab es nie genug, dann wurden mal eben die Förderstunden für Integrationskinder gekürzt. Lehramtsanwärter laufen sich die Hacken wund für ein Referendariat. Keiner kommt auf die Idee, dass jede Schule einen Referendar nehmen muss. Vielleicht sogar einen je Klassenzug? Wo gibt es denn das noch, dass man seine Ausbildung nicht beenden kann, sondern diverse Jahre auf den Abschluss – sprich Referendariat bis zum 2. Staatsexamen – warten muss? Quereinsteiger, abgekürzte Ausbildung, schön und gut. Sind doch nur Kinder, lasst uns doch ruhig weiter experimentieren. Wozu gibt es denn überhaupt Ausbildungsberufe? Pisa lässt grüßen, noch haben wir da ja nicht die rote Laterne. Jeder Schulsenator hat bislang versucht, das Rad neu zu erfinden.

Evelyn Marckwardt, per E-Mail

Mit großem Entsetzen las ich den Bericht über den Zustand der Schulen in Berlin. Eine Schande, das können doch nicht die Schulen eines führenden Industrielandes wie Deutschland sein? Durch meine Nichten war ich bereits seit etwa zehn Jahren darüber informiert gewesen, dass sie etwa die Toilette in der Schule nicht benutzen würden, da sie so ekelig sei. Ich selbst besuchte die Schulen in den 70- und 80er-Jahren und kenne solche Zustände nicht. Die deutsche Schule waren damals noch Vorzeigeschule. Und jetzt? Wie konnten die Politiker nur so lange wegschauen? Kurioserweise gab es gleichzeitig wieder einmal einen Bericht über den aktuellen Zustand unseres mittlerweile weltweit berühmten Großflughafens BER. Da frage ich mich, warum unsere Steuern für diesen Flughafen verschwendet und nicht in die maroden Schulen investiert werden? Warum dulden unsere Politiker, dass die Schüler in diesen maroden Schulen weiter unterrichtet werden dürfen?

N. Yamaguchi, per E-Mail

Da kann man als Politiker mal richtig Flagge zeigen

Zum Artikel: „Unisextoiletten jetzt auch in Mitte“ vom 22. Februar

Eine Toilette in eine Unisextoilette umzuwandeln ist billiger als etwa eine Schule oder Brücke in dieser Stadt zu sanieren. Da kann man als Politiker mal richtig Flagge zeigen. Doch der Normalbürger fasst sich an den Kopf und geht im schlimmsten Fall bei den nächsten Wahlen nicht wählen. Dass man bestehende Toiletten auch anders dem Zeitgeist anpassen kann, kann man in Toronto (Kanada) auf dem TV-Turm erleben. Dort befindet sich ein Babywickeltisch auf dem Männer-WC.

Mirko Wenzlawski, Zehlendorf

Ich finde es unglaublich, dass die Bezirkspolitiker von Mitte Unisextoiletten in öffentlichen Gebäuden bauen wollen, während die Sanitäranlagen in den Schulen verfallen. Aus welcher Quelle stammt das Geld dafür?

W. Nowack, Hirschgarten

Grabenkämpfe werden auf dem Rücken Dritter ausgetragen

Zum Artikel: „Flughafen schickt Passagiere nach Hause“ vom 22. Februar

Wieder einmal ist es der Gewerkschaft Verdi gelungen, für ihre Klientel Tausende unbeteiligte Menschen in Geiselhaft zu nehmen und einen Warnstreik am Frankfurter Flughafen ohne Rücksicht auf Verluste zu organisieren. Ohne Skrupel darüber, was hier menschlich und finanziell angerichtet wird und wurde. Immer dieses egoistische Verhalten, sei es im öffentlichen Nahverkehr, bei den Fluglinien, in den Krankenhäusern oder den Schulen. Dass oft locker Millionen Euro verbrannt werden, ficht Verdi dabei nicht an. Es ist ja nicht ihr Geld. Und wenn vom Streik betroffene Menschen aufgrund des segensreichen Wirkens dieser Gewerkschaft ihren Job verlieren, ist das Jammern groß. Schade, dass wir in Deutschland keine Ombudsmänner als Tarifkonfliktschlichter wie in der Schweiz haben. Dann würden vielleicht die Verdi-Funktionäre erst ihre Bedeutung und dann ihren Job verlieren.

Hans-Georg Reiss, Charlottenburg