Zentraler Hebammenruf kann Bedarf nicht decken

Für viele Berlinerinnen ist die Suche nach einer Hebamme schwierig. Der Zentrale Hebammenruf könne etwa jede vierte Schwangere oder Mutter nicht vermitteln, sagte Mitbegründerin Gabi König. Vor allem im Nordosten und in anderen Randbezirken sei es problematisch, eine Hebamme zu finden. In Berlin und bundesweit kämpfen freiberufliche Hebammen mit finanziellen Problemen und sehen ihre Existenz durch die Bedingungen bei ihrer Haftpflichtversicherung gefährdet.

Im Zentralen Hebammenruf sind laut König etwa 120 Kolleginnen organisiert. In kostenlosen telefonischen Sprechstunden beraten sie Schwangere und Wöchnerinnen und helfen bei der Suche nach einer Hebamme. Durchschnittlich melden sich demnach etwa 120 Frauen pro Monat. „Vor allem in Pankow, Hellersdorf und Marzahn ist es sehr schwer, eine Hebamme zu finden“, sagte König. Die dortige Nachfrage übersteige das Angebot. Doch es gebe noch andere Probleme. „Von uns werden alle Sprachen der Welt gefordert, etwa Rumänisch oder Bulgarisch, das können wir nicht leisten“, sagte König. Einige Frauen fingen – oft aus Unwissenheit – auch einfach zu spät mit der Hebammensuche an. „Beliebt ist auch Hebammen-Sightseeing. Wenn einer Frau die Nase einer Hebamme nicht gefällt, bestellt sie die nächste“, berichtet König. Dadurch gehe wertvolle Zeit verloren.

Problem mit Versicherung

Der Zentrale Hebammenruf ist nur eine Möglichkeit, Unterstützung zu finden. Das Team der „Berliner Hebammenliste“ veröffentlicht jährlich die gleichnamige Übersicht. Aktuell sind hier mehr als 340 Hebammen mit verschiedenen Angeboten und Sprachkenntnissen verzeichnet. Im Berliner Hebammenverband sind laut der Vorsitzenden Susanna Rinne-Wolf mehr als 800 Kolleginnen organisiert, von denen die meisten freiberuflich werdende Mütter und Wöchnerinnen betreuen. Rinne-Wolf bestätigte, dass Frauen Probleme haben, eine Hebamme zu finden.

Die Kosten der Haftpflichtversicherung für Hebammen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das Problem könnte sich verschärfen, da sich eine von den drei Versicherungen, die überhaupt noch Tarife anbieten, zurückziehen will. Sie hoffe auf eine politische Lösung, sagte Rinne-Wolf. Nach einem Treffen mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor einigen Tagen hatte sich die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands, Martina Klenk, zuversichtlich gezeigt. Es gebe „Anlass zur Hoffnung“, sagte sie. Schon im Sommer solle es eine kurzfristige Lösung geben, um die explodierenden Kosten für die vorgeschriebene Haftpflichtversicherung auszugleichen. Darüber hinaus habe Minister Gröhe eine langfristig tragbare Grundsatzlösung zugesagt. Die Details waren allerdings noch offen.

Hebammen übernehmen unter anderem Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft, helfen bei klinischen und außerklinischen Geburten und betreuen Mütter bei Hausbesuchen.