Hessen ist nach Angaben von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir unter Bedingungen zur Zwischenlagerung von Castor-Behältern mit Atommüll bereit.

„Wir werden das in aller Ruhe klären“, sagte der Grünen-Politiker der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wenn eine fachliche Prüfung am Ende ergäbe, dass es helfen würde, wenn Castoren in Biblis zwischengelagert werden, würden wir uns dem nicht entgegenstellen.“ Ein Endlager in Biblis schließt Al-Wazir aber aus.

Ab 2015 werden 26 Castoren mit Atommüll zurückerwartet, der im Ausland wiederaufbereitet wurde. Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg – rot-grün und grün-rot regiert – sind zur Aufnahme bereit, wenn mindestens ein weiteres Bundesland mitmacht. Schwarz-Gelb in Hessen hatte das vor dem Regierungswechsel verweigert. Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag wird allerdings eine offenere Position angedeutet.

Die Suche nach einem Zwischenlager für die ungeliebten Castoren mit wiederaufbereitetem Atommüll aus Frankreich und England ist nötig, weil das rot-grün regierte Niedersachsen weitere Castor-Einlagerungen im bislang dafür vorgesehenen Zwischenlager Gorleben kategorisch ablehnt. Bund und Länder hatten sich im vergangenen Jahr bei der Verhandlung zum Neustart einer bundesweiten Suche nach einem Endlager für Atommüll auch darauf verständigt, kein Land zur Zwischenlagerung zwingen zu wollen. Auf diese Weise soll der seit Jahrzehnten gärende Streit über Gorleben entschärft werden.

Das Angebot Hessens hat neuen Schwung in die Debatte gebracht. „Jahrelang war es undenkbar, mit den anderen Ländern diese Frage auch nur zu erörtern“, sagte am Freitag Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). „Damit beginnt eine neue Etappe in der Castor-Debatte, weil wir jetzt drei Länder haben, die ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Zwischenlagerung erklärt haben“, sagte er.