Charlottenburg-Wilmersdorf fordert wegen des engen Wohnungsmarkts Konzept für die ganze Stadt

In Berlin gibt es zu wenige Plätze, um Obdachlose unterzubringen. „Die Unterbringung der Wohnungslosen, wie es das Gesetz als Aufgabe des Bezirks vorsieht, ist kaum noch möglich“, sagte der Sozialstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Carsten Engelmann, in einer Anfrage der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung. Verschärfend käme hinzu, dass immer weniger geeignete Immobilien für die Unterbringung von Wohnungslosen zur Verfügung stünden. Nur ein gesamtstädtisches Konzept könne angesichts des engen Wohnungsmarktes helfen.

Mehr als 400 Menschen werden in Charlottenburg-Wilmersdorf laut Engelmann durch die soziale Wohnhilfe des Bezirksamtes untergebracht. Im Jahr 2012 waren es durchschnittlich rund 350 Menschen, die der Hilfe bedurften. Die Verweildauer in den Wohnheimen und Pensionen hat sich im vergangenen Jahr erhöht. Auch hier sei der Grund, dass es zunehmend schwieriger werde, auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt bezahlbaren und im Sinne der Wohnaufwendungsverordnung auf die Kosten bezogen angemessenen Wohnraum zu finden. „Gerade in Charlottenburg-Wilmersdorf als attraktivem Citybezirk ist diese Entwicklung deutlich zu spüren“, so Engelmann weiter.

Kältehilfe bietet viele Angebote

Die Zahl der Wohnungslosen, die keinen Kontakt zur Wohnhilfe aufnehmen, liege im Bezirk weitaus höher. Der Bezirk sei mit seinen „vielfältigen, niedrigschwelligen und vernetzten Angeboten für wohnungslose Menschen grundsätzlich gut aufgestellt“. Und Berlin biete im Rahmen der Kältehilfe eine sehr gute Infrastruktur. Die Angebote in den Tagesstätten, Suppenküchen, Wärmestuben und Nachtcafés seien niedrigschwellig und in der Regel kostenlos.

Mietschulden, Arbeitslosigkeit, Drogen, psychische Erkrankungen, aber auch die Trennung oder der Verlust des Partners oder eines Familienangehörigen seien die häufigsten Gründe für Wohnungslosigkeit. Grundsätzlich hielten sich einzelne Wohnungslose nicht kontinuierlich an einem Platz auf. „Sie begeben sich zu Plätzen, an denen sie auf der einen Seite ihre Ruhe finden und zum anderen Hilfsangebote wie die Notübernachtung Franklinstraße, die Tagesstätte Seelingtreff, die Tagesstätte City-Station oder Bahnhofsmission finden. Auch Parks oder Plätze mit Sitzbänken und Rückzugsmöglichkeiten sind immer wieder Anlaufstellen“, sagte Engelmann.

Auf die Frage der Grünen, inwieweit Wohnungslosigkeit in die Stadtplanung beispielsweise bei der beabsichtigten Neugestaltung des Hardenbergplatzes am Zoo einbezogen werde, sagte Engelmann weiter, dass es politisch nicht das Ziel sei, obdachlose Menschen aus bestimmten Bereichen zu verdrängen.

Dem Platz sei zwar in einem von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beauftragten Moderationsverfahren attestiert worden, ein sozialer Brennpunkt zu sein und Verwahrlosungstendenzen aufzuweisen. Wohnungslosigkeit sei bei den baulichen Planungen nicht „ausdrücklich erwähnt worden“, müsse aber bei der Umgestaltung beachtet werden. Die Deutsche Bahn habe gegenüber dem Bezirksamt schon versichert, der Bahnhofsmission auch weiterhin die Räume im Bahnhof Zoo zur Verfügung stellen zu wollen.