Wie beliebt ist die eigene Firma bei Bewerbern? Der Wettbewerb Berlins beste Arbeitgeber zeigt es

Dass sie zu den größten Arbeitgebern in der Stadt zählen, wussten sie selbst. Dass sie auch als beste Brötchengeber gelten, haben 21 Firmen jetzt im Wettbewerb „Berlins beste Arbeitgeber-Marke“ bescheinigt bekommen. „Eine tolle Überraschung!“, war die erste Reaktion von Kerstin Horpacsy. Bei der Preisverleihung im Hotel Intercontinental nahm sie die Auszeichnung in Gold für den TÜV Rheinland entgegen. Eine Überraschung nicht nur, weil der TÜV so gut abgeschnitten hatte. „Sondern weil hier unsere Qualität als Arbeitgeber von außen bewertet wurde, ohne dass wir davon wussten“, sagt Personalentwicklerin Horpacsy. Und bringt damit den Unterschied zum Haupt-Wettbewerb „Berlins beste Arbeitgeber“ auf den Punkt.

Nach außen sichtbar sein

Verliehen werden beide Auszeichnungen vom Institut für Management und Wirtschaftsforschung (IMWF) und Professor Werner Sarges von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg in Medienpartnerschaft mit dieser Zeitung. Während bei „Berlins beste Arbeitgeber“ Mitarbeiter und Führungskräfte befragt werden, geht es bei „Berlins beste Arbeitgeber-Marke“ ums äußere Ansehen. „Ein guter Arbeitgeber zu sein, reicht allein nicht aus“, erläutert Jörg Forthmann vom Hamburger Faktenkontor, dem Organisator des Wettbewerbs. „Das muss nach außen sichtbar sein, wenn man Bewerber erreichen will.“

Grund genug, die Marken-Bewertung als eigenen Wettbewerb aufzuziehen und zu schauen, wie über Unternehmen gesprochen wird. Im Internet – auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen, in Foren, Blogs, auf Twitter und Facebook. Zehntausende von Datensätzen galt es mittels einer speziellen Software auszuwerten, um festzustellen, wie bekannt, angesehen, akzeptiert Berlins größte Unternehmen als Arbeitgeber sind, und weshalb Bewerber sie bevorzugen.

„Nächstes Jahr wollen wir Gold holen“, sagt Christian Friese, fürs Personalmanagement zuständiger Geschäftsführer bei der Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH. Die Silber-Urkunde sei für den Klinik-Konzern „höchst willkommen“. Der Fachkräftemangel sei in der Gesundheitsbranche angekommen, da sei ein guter Ruf entscheidend bei der Mitarbeiterakquise. „Bei den Ärzten kommt uns ein wenig der Hauptstadt-Bonus zu Gute, aber bei der Suche nach Pflegekräften müssen wir uns mächtig nach der Decke strecken.“ Die Auszeichnung sei eine gute Botschaft an potenzielle Bewerber, schätzt Friese, aber auch nach innen: „Das vermittelt unseren Leuten: Hey, ihr seid bei einem Arbeitgeber, auf den ihr stolz sein könnt.“

Wie wichtig gute Reputation ist, unterstreicht Tobias Kley, der bei der Preisverleihung fürs Evangelische Johannesstift die Bronze-Urkunde entgegennahm. „Wenn Menschen uns ihre Angehörigen anvertrauen, müssen sie das mit einem guten Gefühl tun können“, sagt der Kommunikationschef der Spandauer Jugend- und Altenhilfe-, Behinderten- und Krankeneinrichtung. Im Bereich sozialer Dienstleistungen sei es nicht einfach, Qualität zu dokumentieren. „Die Industrie kann zeigen, was für tolle Produkte sie hat. Wir müssen vermitteln, dass unsere Mitarbeiter Spaß an ihrer Arbeit haben.“ Das Siegel sei eine gute Unterstützung. Denn anders als in früheren Jahren „müssen wir uns um Mitarbeiter bewerben – und nicht umgekehrt“. Klar sei, dass das Johannesstift als Marke nie eine solche Strahlkraft entwickeln könne wie Daimler oder SAP, meint Kley mit Blick auf zwei der Gold-Preisträger. „Aber unser Ergebnis ist ausbaufähig.“ Auch er würde im nächsten Jahr auf dem Sieger-Treppchen gern eine Stufe höher klettern.

Dass es die Berlin-Chemie bis ganz nach oben schaffte, freut den stellvertretenden Personalleiter Uwe Heyer. Besonders in Sachen Akzeptanz konnte das Unternehmen punkten, das von 1999 bis 2012 die Zahl seiner Mitarbeiter im In- und Ausland mehr als verdreifachte. Das wurde im Web 2.0 positiv wahrgenommen. „Mit unserer dualen Berufsausbildung und unserer Unterstützung fürs berufsbegleitende Studium sind wir gut aufgestellt“, sagt Heyer. Das habe sicher zur guten Bewertung beigetragen. „Das wollen wir genauer wissen.“ Deswegen will man die Wettbewerbs-Ergebnisse gründlich auswerten.

„Wir sind mit unserer Außendarstellung offenbar auf dem richtigen Weg“, schätzt Kerstin Horpacsy vom TÜV Rheinland ein. Der Facebook-Auftritt des Unternehmens hatte viel Lob bekommen. Man wolle weg vom „techniklastigen Image“. Vielfach sei noch nicht bekannt, dass man neben Ingenieuren im Unternehmensbereich „Leben und Gesundheit“ auch regelmäßig Ärzte einstelle. „Mit Videos im Netz wollen wir zeigen: Wir sind bunt, vielfältig und lebendig. Vielleicht bringt uns die Auszeichnung noch mehr Rückenwind, um darauf neugierig zu machen.“