Los Angeles. Die Social Media Edition von „GNTM“ hatte Sprengkraft. Sarah und Simone attackierten sich vor laufenden Kameras.

In der vierten Folge von „Germany’s Next Topmodel“ bekamen die Zuschauerinnen und Zuschauer das zu sehen, wofür die Prosieben-Show bekannt ist: Zickenkrieg. Für eine Art Social-Media-Edition ging es für die Kandidatinnen über den großen Teich nach Los Angeles – die „Heimatstadt“ von Heidi Klum, wie man zu Anfang erfuhr. War sie nicht mal das deutsche Vorzeigemodel aus Bergisch Gladbach?

In der Stadt der Engel ging es jedenfalls alles andere als engelsgleich zu. Während die Sendung mit Instagram-Challenges und dem berühmt berüchtigten (fingierten) Star-Interview mit Bunte-Redakteurin Julia Bauer den Kandidatinnen den „erfolgreichen Umgang mit den Medien“ lehren sollte, entpuppte sich die Sendung als Lehrstück für die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Thema: Wie inszeniere ich den perfekten Mega-Streit? Denn glaubhaft zufällig entstand der Zoff zwischen Sarah und Simone nicht.

Kim und Jasmin verlassen GNTM

Bevor es zur Zickenkrieg-Inszenierung kam, durften die Zuschauerinnen und Zuschauer jedoch noch etwas anderes lernen. Nur für den Fall, dass jemand es vergessen hat in all dem Entscheidungswahnsinn: Man kann bei „Germany’s Next Topmodel“ auch einfach gehen, wenn einem dieser ganze Trubel zu viel wird – einfach so und ohne ein Machtwort von Heidi Klum. Wenn man Sehnsucht nach seinem Freund hat beispielsweise.

Aus diesem Grund hat Kandidatin Kim offenbar ihre Koffer gepackt und die Show aus eigenen Stücken verlassen. Oder auch, „wenn man Sachen zu erledigen hat“, wie Jasmin in einer Videobotschaft sagte.

Von Heidi Klum zum „Rohdiamanten“ erklärt, hat Jasmin jedoch jederzeit die Möglichkeit wieder in die Show zurückzukommen. Klar, schließlich hatte Jasmin sich doch erst vergangene Woche als Mega-Zicke qualifiziert.

Während sie „Sachen erledigte“, durften die 19 anderen Teilnehmerinnen wie gewohnt durchhalten, abliefern und in dieser Folge durften sie sich auch noch so richtig schön zoffen.

Die Komplizinnen: Winnie Harlow und Julia Bauer

Für die große Streit-Inszenierung brauchte es zunächst die richtigen Komplizinnen. Wie passend, dass Gastjurorin und Topmodel Winnie Harlow nicht nur selbst einmal Teil der Casting-Show „America’s Next Topmodel“ war und deshalb sehr genau weiß, wie der Hase läuft. Das erfolgreiche Model mit über fünf Millionen Instagram-Fans ist bei ihrer Teilnahme in der Model-Castingshow neben ihrer Pigmentstörung auch durch Mega-Zickereien aufgefallen.

Aber wer würde das schon öffentlich preisgeben? Medienprofi Heidi Klum bestimmt nicht. Deshalb stellt sie Winnie Harlow auch als „großes Vorbild“ vor – natürlich nur „was die professionelle Nutzung von Social Media angeht“, wie sie sagt.

Und dann wäre da noch Julia Bauer von Bunte.de. Sie ist für ihre fiesen Fragen und Sticheleien ein bisschen berühmt und würde noch so tief bohren für die perfekte Headline.

Mit diesen beiden Helferinnen im Gepäck mussten Drehbuchschreiber und Kandidatinnen nur noch ein paar wenige Regeln befolgen und schon konnte die Bombe platzen. Tränen und verletzte Gefühle inklusive.

Regel Nummer 1: Starte mit einer Challenge!

Wer innerhalb des Wettstreits auch noch einen richtigen Streit vom Zaun brechen will, der sollte die Sendung unbedingt mit einer Challenge beginnen, um die Kandidatinnen auch so richtig in Wettkampfmodus zu bringen. In zwei Teams sollten die „GNTM“-Kandidatinnen in Folge vier von „GNTM“ in 15 Minuten auf dem Hollywood-Boulevard eine Instagram-Story erstellen.

Team Lea zog alle schmalzigen Register und inszenierte einen Fake-Heiratsantrag zum Hashtag #Couplegoals, während Team Simone zum Hashtag #Partyintheusa für den kurzen Clip eine spontane Straßenparty veranstaltete.

Regel Nummer 2: Lass das Verlierer-Team richtig schön auflaufen!

Die coolere Instagram-Idee von Team Simone hatte nämlich einen Haken: Team Simone hat offenbar nicht aufgepasst im Instagram-Kurs, denn sie produzierten ihr Video im Querformat. Und das sprengt bekanntermaßen den Rahmen des strengen Instagram-Hochformats, das so langsam doch wirklich jeder Teenager auf dem Kasten haben sollte. Das dachte sich zumindest Winnie Harlow, die Team Lea anschließend mit diesen Worten zu den Siegerinnen kürte: „Ihr wusstet wenigstens, wie ihr das Handy halten solltet.“ Lob, über das man sich freuen will, klingt anders.

Regel Nummer 3: Lasse die Verliererinnen zuschauen, wie die Siegerinnen sich ihren Gewinn abholen!

Um den Schmerz bei den Verliererinnen noch etwas größer zu machen, sollte man unbedingt noch etwas in der Wunde bohren, um die Stimmung so richtig auf den Tiefpunkt zu bringen – und eventuell erste Aggressionen zu erzeugen. Während die Kandidatinnen von Team Lea sich trotz vernichtendem Urteil freuten, weil sie eine Garage voll mit gesponserten Levis-Klamotten geschenkt bekamen, mussten die Verliererinnen zusehen. Frauen, die wie wild auf Kleider losstürmen – mehr Klischee geht wirklich nicht.

Regel Nummer 4: Vertraue auf die Boshaftigkeit deiner Kandidatinnen!

Als jede der Gewinnerinnen ihre Taschen ordentlich voll gemacht hatte, bekamen einige Mitleid mit den anderen Teilnehmerinnen. Doch längst nicht mit allen. Während viele Verliererinnen von ihren Mitstreiterinnen einige Kleidungsstücke abbekamen, ging eine Kandidatin als einzige leer aus: Simone. Wie günstig für den geplanten Mega-Streit, dass Kandidatin Simone sich bereits selbst in der ersten Folge als besonders emotional und sensibel beschrieben hatte. Mehrere Male schon hat sie bewiesen, dass sie eh nach zwei Sekunden weint – aus positivem wie negativem Anlass. Die frühere Leichtathletin ist besonders enttäuscht von dieser Ungerechtigkeit. Sie weint und wütet und lässt ihren Emotionen freien Lauf. Man kann es ihr nicht verübeln.

Regel Nummer 5: Piekse jede einzelne Kandidatin nochmal so richtig mit pikanten privaten Fragen!

An dieser Stelle kommt Komplizin Julia Bauer ins Spiel: In kleinen Grüppchen werden die „GNTM“-Kandidatinnen von ihr mit pikanten und privaten Fragen gegrillt. Während sie Tatjana erwartbar zu ihrer Geschlechtsumwandlung befragt, Kandidatin Theresia entlockt, dass sie schon mit neun Jahren auf ältere Männer stand und Catharina wegen ihres berühmten Partners, dem kleinen Bruder von Nationalspieler Mario Götze, klischeehaft als „Spielerfrau“ abstempelt, fragt sie Kandidatin Sarah offenbar nicht ganz zufällig: „Sarah, was bringt dich so richtig zum Schäumen?“ Und Sarah entschließt „total spontan“, dass sie doch vor laufenden Kameras die Gelegenheit nutzen könnte, ihren Konflikt mit Simone auszutragen, die neben ihr auf der Interview-Couch sitzt.

Denn Simone habe die anderen „Meeedchen“ beleidigt mit Worten wie „Das sind doch alles F**tzen, die würde ich gerne mal alle klatschen.“ Simone beteuert, sie habe diese Beleidigungen nicht an ihre Mitstreiterinnen gerichtet. Es folgten unangenehme Minuten für alle Beteiligten, ein hin und her aus „Ich habe das nicht getan“ und „hast du doch“ – und eine Schlagzeile: „GNTM Sarah: Vor laufender Kamera attackiert sie Simone!“

Ach herrje, da hat Sarah wohl bei der Instagram-Stunde aber in den letzten 13 Staffeln „GNTM“ nicht aufgepasst. Denn dort gilt: Sei dir nie sicher, dass das was du vor der Kamera sagst auch genauso bei „den Medien“ ankommt, wie du es vor der Kamera sagst.

Regel Nummer 5: Treibe das Spiel weiter, um den Zoff am Leben zu erhalten!

Um das Konfliktpotential der beiden sich streitenden Kandidatinnen noch weiter zu nutzen, sollte man unbedingt darauf achten, dass es auch im Laufe der Sendung immer wieder unangenehme Situationen für sie gibt. So saßen Sarah und Simone natürlich auch beim Styling für das Fotoshooting mit Christian Anwander direkt nebeneinander und durfte sich peinlich anschweigen. Wie freundlich.

Für das Shooting wurden die Kandidatinnen als Stewardessen aus dem Weltall gestylt. Die Haut der „Meeedchen“ wurde in bunten Farben bemalt, sie trugen Perücken und Stewardess-Kostüme, die im besten Falle ein schlechtes Karnevals-Kostüm darstellten. Kandidatin Theresia jedenfalls fühlte sich außerordentlich wohl in ihrer bunten Maskerade. Trotz Instagram-Challenge war das Shooting, bei dem die Teilnehmerinnen auf einer Boulder-Wand aus Planeten posieren mussten, absolut unspannend.

Die Fotos wurden auf Instagram gepostet. Die meisten Likes sollten entscheiden, welche Kandidatin sicher weiter kommt. Wenig überraschend war auch das Ergebnis: Instagram-Star Enisa hat die Challenge mit mehr als 46.000 Likes gewonnen.

Regel Nummer 6: Gib der Aussenseiterin unter den Kandidatinnen das schwierigste Outfit beim Entscheidungswalk!

Weit ausgefallener und gleichzeitig kunstvoller kamen die ausgefallenen Leder-Kostüme von Designerin Marina Hoermanseder für den Entscheidungswalk daher. Das nennt man Haute Couture. Statt klassischer Kleider entwirft die Designerin echte Kunstwerke, auch Leder-Stücke in Form von Matrjoschkas oder eines Holzkegels.

Bewegung war in manchen der Outfits kaum möglich. Kandidatin Simone hatte eines dieser Outfits erwischt, in denen man sowohl kaum laufen noch richtig sehen konnte. Als wäre die Kandidatin damit nicht schon bestraft genug, muss sie sich vor Heidi Klum und Gastjurorin Winnie Harlow auch noch aus diesem unbequemen Kostüm heraus für Sarahs Vorwürfe rechtfertigen. Kein Wunder, dass sie schon wieder weinte.

Aus Mitleid mit Simone wünscht man sich, an dieser Stelle nichts sehnlicher, als dass auch sie einfach ihre Koffer packt. Stattdessen kommt sie weiter und muss das Spiel noch mindestens eine Woche länger mitspielen. Joelle, Melina und Catharina müssen stattdessen gehen. In der nächsten Woche wartet Folge fünf von „GNTM“ mit weiterem Konfliktpotential: Das große Umstyling steht an.

Hintergrund: GNTM 2019: Alles Wissenswerte zu „Germany’s next Topmodel“