Der Hamburger SV steht nach einem 3:2-Sieg in Istanbul im Viertelfinale des Uefa-Pokals. Nach einem 0:2-Rückstand trumpfte der HSV groß auf und drehte die Partie durch Tore von Paolo Guerrero (2x) und Ivica Olic. Bilder des Spiels in Istanbul.

Das war nichts für schwache Nerven! Der Hamburger SV steht nach einem 3:2-Sieg über Galatasaray Istanbul im Viertelfinale des Uefa-Pokals. Im "Hexenkessel" Ali-Sami-Yen-Stadion zitterte sich der HSV vor 23.500 Zuschauern durch Tore von Paolo Guerrero (57./60.) und Ivica Olic (89.) eine Runde weiter. Nach starkem Beginn hatten die Hamburger bereits mit 0:2 zurückgelegen, ehe der Peruaner mit einem Doppelpack innerhalb von vier Minuten für den Ausgleich sorgte. Olic machte eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit das Weiterkommen perfekt.

Trainer Martin Jol zeigte sich nach dem Abpfiff erleichtert: "Galatasaray hat 2:0 geführt, dann kam Paolo mit zwei wunderschönen Toren. Wir wussten, wenn wir ein Tor schießen, wird das Publikum unruhig." Doppeltorschütze Guerrero freute sich: "Wir sind sehr glücklich über das Weiterkommen."

Martin Jol musste seine Mannschaft im Vergleich zum Hinspiel (1:1) auf zwei Positionen verändern. Für die Verletzten Mladen Petric und Piotr Trochowski rückten Petric’ kroatischer Landsmann Ivica Olic und Jonathan Pitroipa in die Startelf.

Der HSV begann druckvoll und versuchte gleich die Kontrolle über das Spielgeschehen zu gewinnen. Den ersten Torschuss gab jedoch der Gastgeber aus Istanbul in Person von Ayhan Akman (7. Minute) ab. Die größte Chance der Anfangsphase hatte dennoch der HSV. Nach einer Flanke von Jonathan Pitroipa kam Ivica Olic zum Kopfball, doch Torwart Morgan de Sanctis lenkte den Ball knapp über die Latte. Bei der anschließenden Ecke verpasste Collin Benjamin den Ball und die Hamburger Führung nur haarscharf.

In der Folge flachte die Partie deutlich ab, der HSV war jedoch die aktivere Mannschaft. Galatasaray Istanbul trat im heimischen Stadion äußerst passiv auf und ließ in der ersten halben Stunde jegliche Kreativität vermissen. Erst nach 31 Minuten kamen die Türken zu einer ersten echten Chance. Nach einer Unachtsamkeit in der HSV-Hintermannschaft kam Sabri Sarioglu zum Schuss, doch verfehlte das Tor von Frank Rost aus guter Position deutlich.

Die Schlussphase der ersten Halbzeit dominierten dann die Gastgeber, die den HSV immer wieder mit schnellem Konterspiel überraschten. Nach einem Foul von Jerome Boateng gegen Stürmer Milan Baros entschied Schiedsrichter Pedro Proenca (Portugal) auf Strafstoß. Harry Kewell ließ Frank Rost in der 42. Minute keine Chance. 1:0 für Galatasaray wie schon im Hinspiel gingen die Türken in Führung. Jerome Boateng sah zudem die gelbe Karte.

In einer an Torchancen armen ersten Halbzeit tat der HSV über weite Strecken mehr fürs Spiel, ohne jedoch zwingend zu werden. Galatasaray begann verhalten und stand im eigenen Stadion tief. Aufgrund der starken Endphase verdienten sich die Türken den Führungstreffer zur Pause jedoch.

Nach dem Seitenwechsel schien die HSV-Defensive gedanklich noch in der Kabine. Nach Anspiel von Ayhan verlud Arda Joris Mathijsen und Jerome Boateng und bediente Milan Baros mustergültig. Der Tscheche hatte keine Probleme den Ball zum 2:0 (48.) über Frank Rost hinweg zu lupfen.

Danach zeigte der HSV Moral! Wie aus dem Nichts erzielte Paolo Guerrero aus 20 Metern halbrechter Position den Anschlusstreffer (57.). Nur vier Minuten später war es wieder der Peruaner, der sich nach Pass von Ivica Olic durch die Gala-Abwehr tankte. Sein Schuss aus kurzer Distanz schlug unhaltbar hinter de Sanctis ein. Doppelpack Guerrero! Nach einer Stunde stand der HSV unter dem Jubel der 600 mitgereisten Hamburger Fans im Viertelfinale. Der Hexenkessel Istanbul plötzlich ganz still.

Galatasaray war gefordert und übernahm die Initiative. Dem HSV ergaben sich dadurch mehrfach Konterchancen. Immer wieder rannte Ivica Olic in gewohnter Manier die Linie rauf und runter, doch sowohl Pitroipa (70.), als auch Jarolim (72.) verpassten. In der Schlussviertelstunde entwickelte sich ein völlig offenes Spiel, indem beide Seiten ihr Heil in der Offensive suchten.

Für die Entscheidung zu Gunsten der Hamburger hätte Kapitän David Jarolim in der 81. Minute sorgen können. Frei vor de Sanctis traf der Tscheche nur den Pfosten. Eine Minute später war Pitroipa aus dreizehn Metern beim Torschuss weggerutscht. Auch Ivica Olic erlöste den Hamburger Anhang nicht frühzeitig. Sein Versuch landete am Außennetz (85.). Im Anschluss drängten die Türken auf den Siegtreffer. Mehrfach musste die HSV-Abwehr in höchster Not klären. In der 86. Minute verhinderte Frank Rost nur knapp den Treffer.

Die Erlösung für den HSV in der 89. Minute: Nach einem erneuten Konter brach Ivica Olic auf der linken Seite frei durch und lupfte den Ball über de Sanctis hinweg ins Hamburger Glück. Nach 0:2-Rückstand hatte der HSV unglaublichen Aufwand betrieben und steht nach Werder Bremen als zweiter deutscher Vertreter im Viertelfinale des Uefa-Pokals.