Alexandre Kisser qualifizierte sich im Unternehmen über die Externenprüfung der Industrie- und Handelskammer zum Logistikfachmann

Derzeit haben rund 40 Prozent aller deutschen Unternehmen Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter für zu besetzende Positionen zu finden. Dies geht aus der Studie „Fachkräftemangel 2014“ des Personaldienstleisters ManPowerGroup hervor. Auf Platz eins der schwer zu besetzenden Positionen stehen Facharbeiter.

Diese Situation ist auch für das Unternehmen akf siemers hamburg eine Herausforderung. Derzeit erlebt die Logistikbranche einen Boom, weshalb das Unternehmen fortlaufend auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen ist. Da diese jedoch rar sind, setzt akf siemers auf die Aus- und Weiterbildung im eigenen Unternehmen. „Wir bieten unseren Mitarbeitern und Nachwuchskräften die Möglichkeit, sich individuell weiterzubilden. Dabei unterstützen wir sie bestmöglich. Erfolgsbeispiele wie der berufliche Werdegang unseres Mitarbeiters Alexandre Kisser bestätigen uns in dieser Strategie“, sagt Geschäftsführer Heinz Jürgen Tanger.

Die berufliche Entwicklung Kissers klingt wie das Paradebeispiel für die Weiterbildung von Mitarbeitern. Alexandre Kisser, dessen russischer Schulabschluss in Deutschland nicht anerkannt wurde, begann 2007 bei akf siemers als ungelernter Verpacker. Nach vier Jahren wurde er durch einen Tipp auf die Externenprüfung der Industrie- und Handelskammer aufmerksam und packte die Gelegenheit beim Schopf. „Herr Tanger wusste von meinem Wunsch, einen Abschluss zu erzielen, und wies mich auf die Externenprüfung hin. Dass die Prüfungsvorbereitung neben der Arbeit sehr aufwendig werden würde, war uns beiden klar. Doch Herr Tanger sicherte mir die volle Unterstützung des Unternehmens zu. So durfte ich in den Endphasen Vorbereitungskurse besuchen und wurde dafür von meiner Firma freigestellt“, sagt Kisser. Anders als bei einer klassischen Berufsausbildung setzt die Externenprüfung Berufserfahrung voraus und kann neben der beruflichen Tätigkeit absolviert werden. Dabei besuchen die Auszubildenden keine Berufsschule, sondern bereiten sich größtenteils selbstständig auf ihre Abschlussprüfung vor.

So ist es möglich, sich anhand von Fachbüchern, die auch in der Berufsschule eingesetzt werden, die Theorie anzueignen. Zudem ist es hilfreich, sich anhand von früheren Prüfungsaufgaben vorzubereiten. Wer als Externer zur Gesellen-/Abschlussprüfung zugelassen werden möchte, muss nachweisen, dass er mindestens das Eineinhalbfache der vorgeschriebenen Ausbildungszeit in dem Beruf tätig war, in dem er die Prüfung ablegen möchte. Das sind beispielsweise viereinhalb Jahre bei einem dreijährigen Ausbildungsberuf.

Auf diese Weise absolvierte der 33-Jährige nicht nur innerhalb von zwei Jahren erfolgreich die verkürzte Ausbildung zum Fachlageristen, sondern qualifizierte sich im vergangenen Jahr überdies zur Fachkraft für Lager und Logistik weiter. Die berufliche Entwicklung Kissers macht deutlich, wie gut die Qualifizierung von Mitarbeitern im Betrieb gelingen kann. Sein Chef Geschäftsführer Tanger bestätigt: „Wir investieren gerne in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Denn letztlich entsteht dabei eine Win-win-Situation, von der sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer gleichermaßen profitieren.“

Allerdings ist Alexandre Kissers Berufsaufstieg eher eine Ausnahme. Denn Geringqualifizierte nehmen deutlich seltener an Weiterbildungen teil als der Durchschnitt der Bevölkerung. Darauf weist Veronika Zimmer vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) hin. Sie beruft sich dabei auf den Adult Education Survey. Danach machte 2012 jeder Zweite (49 Prozent) zwischen 18 und 64 Jahren eine Weiterbildung. Bei den Geringqualifizierten waren es jedoch nur 32 Prozent.

Als gering qualifiziert gelten alle, die einen Hauptschul- oder gar keinen Abschluss hatten. Dabei müssten laut Zimmer gerade Geringqualifizierte darauf achten, dass sie im Job nicht den Anschluss verlieren. Sie rät zu einer Weiterbildung pro Jahr. Die mangelnde Weiterbildungsbereitschaft sei zum Teil darauf zurückzuführen, dass viele den Markt nicht überblicken. „Es gibt so viele Weiterbildungen – mancher wird vom Angebot erschlagen und macht dann lieber gar nichts“, sagte sie. Andere wiederum scheuten die Kosten. Dabei gebe es viele Hilfen.

Wer eine Weiterbildung machen will, sollte sich zunächst einmal an seinen Chef oder die Personalabteilung wenden, rät Zimmer. Beide könnten Tipps geben, welche Fortbildung gut geeignet ist. Häufig übernimmt die Firma auch zumindest einen Teil der Kosten. Ist die Weiterbildung teuer, können Mitarbeiter neben dem Arbeitgeberzuschuss möglicherweise auch eine staatliche Förderung bekommen. Infrage kommt etwa die Bildungsprämie.

Weiter Informationen unter www.arbeitsagentur.de; www.bildungspraemie.info; www.perspektive-berufsabschluss.de; www.bibb.de/berufe; www.iwwb.de