Mit Betriebswirtschaft, Finanzen und Recht auf dem Weg zum Geschäftsführer

Fabian Jacobsen hat über ein Praktikum seine Berufung gefunden. Nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann arbeitete er in einer Spedition und jobbte nebenbei in einem Seniorenheim. „Ich habe mit dementen Senioren gespielt und bin mit ihnen spazieren gegangen. „Dabei merkte ich, diese Tätigkeit liegt mir“, sagt der 29-Jährige.

Seit zweieinhalb Jahren ist Fabian Jacobsen für Alphina, eine gemeinnützige GmbH, die psychisch Kranke betreut, tätig. Er arbeitet im Vertrieb – in der Stabsstelle Wohnen – und sucht Wohnungen für psychisch kranke Menschen. Seine Hauptaufgabe bestehe darin, das Förderprogramm des Senats bekannt zu machen, Vermieter zu überzeugen und Vorurteile zu bekämpfen.

„Ich arbeite hier sehr gerne, wollte aber auch noch studieren“, sagt Jacobsen, der im vierten Semester Sozialökonomie an der Universität Hamburg studiert – jeden Dienstagabend von 18.30 bis 21.30 Uhr sowie jedes zweite Wochenende. Dann hat er bereits eine anstrengende Arbeitswoche hinter sich mit vielen Wohnungsbesichtigungen und Terminen mit Maklern, Vermietern und Wohnungsverwaltern. „Viele meiner Kommilitonen kommen aus Pflegeberufen oder sind bei Versicherungen tätig und wollen so einen Job, wie ich ihn habe“, sagt Fabian Jacobsen.

Das berufsbegleitende Bachelor-Studium dauert sieben Semester und besteht aus den vier Fächern Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Recht und Soziologie. Ziel des interdisziplinären Studiums ist es, wirtschaftliche Zusammenhänge besser zu verstehen und unternehmerische Entscheidungen verantwortungsvoll treffen zu können. In diesem Frühjahr schließen die ersten elf Teilnehmer das Bachelorstudium Sozialökonomie ab. „Die Studierenden üben größtenteils kaufmännische Berufe in den unterschiedlichsten Funktionen aus“, sagt Heike Budde vom Institut für Weiterbildung an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Uni Hamburg.

Die bunte Mischung der Teilnehmer und Branchen spiegele zugleich die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten nach dem Studium wider: Bankenwesen, Versicherungen, Sozial- und Gesundheitsbereich, Medien, Bildung, Tourismus. „Auch Selbstständige und Freiberufler nehmen an diesem Studium teil“, sagt Budde. „Das Studium vermittelt aktuelle Inhalte, Praxiserfahrungen und die beruflichen Tätigkeiten der Studierenden werden einbezogen. Es gibt überdies die Möglichkeit, das Studium in Vollzeit in sechs Semestern oder in Teilzeit in zehn Semestern zu absolvieren.

Auch Timo Kraft hat sich für das Studium Sozialökonomie entschieden. Der Werbekaufmann ist schon fast fertig mit der Fortbildung und muss nur noch seine Bachelorarbeit schreiben. Vor zwei Jahren ist Kraft in das väterliche Unternehmen eingestiegen, ein handwerklicher Fachbetrieb für elastische Fugen und Glasversiegelungen. Deshalb ist der 31-Jährige häufig auf Baustellen in Hamburg unterwegs. „Mein Beruf hat sehr viel mit Kalkulationen zu tun. Da passte das Studium mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaft und Finanzierung genau.“ Den Tipp für die Weiterbildung an der Uni erhielt Kraft von einem Freund. „Ich wollte nie im Job daran scheitern, dass ich nicht studiert habe“, sagt Kraft. Deshalb begann er parallel zu seinem damaligen Job als Produktmanager das Studium. Da war er noch für den Einkauf Fernost zuständig, eröffnete für sein Unternehmen eine Dependance in China. „Trotz der Erfolge dachte ich, das kann doch nicht alles gewesen sein.“

Auch Fabian Jacobsen kann zufrieden sein. Er konnte zwölf Wohnungen vermitteln. „Das haben meine Vorgänger nicht geschafft.“ Außerdem hat Jacobsen die Unterstützung seiner Firma, die 50 Prozent der Kosten für sein Studium übernimmt. „Die Idee zur Weiterbildung kam von Fabian Jacobsen“, sagt Nadia Hentschelmann, kaufmännische Geschäftsführerin der Alphina. „Das hat mir gut gefallen, denn ich unterstütze das Konzept des lebenslangen Lernens. Außerdem profitiert dann auch das Unternehmen von seinem Wissen.“ Da Jacobsen ursprünglich aus dem Vertrieb kam, sei seine Einstellung ein Versuchsballon gewesen, sagt Hentschelmann. „Seine beiden Vorgänger waren als Immobilienkaufmann und Sozialpädagogin fachlich naheliegender.“

Infoveranstaltung: 15. Mai, 18.30 Uhr, Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg; Bewerbungsschluss: 15. Juli; www.wiso.uni-hamburg.de/weiterbildung