Der TÜV Nord und der Einzelhandel schulen Arbeitsuchende zu Spezialkurieren für verderbliche Waren.

Äpfel dürfen nicht neben Zitronen oder Bananen liegen und Bananen dürfen nicht gekühlt werden. Dagegen braucht Tiefkühlkost eine Temperatur von mindestens minus 18 und Speiseeis sogar von minus 21 Grad. Diese und andere Feinheiten im Umgang mit Esswaren lernen die Teilnehmer der Umschulung zum City-Lebensmittel-Logistiker, wenn es um Transport, Lagerung und Verpackung von Lebensmitteln geht. Außer Warenkunde gehören auch Hygienevorschriften und Lebensmittelrecht zu den Spezialkenntnissen. Die Maßnahme ist eine neue Kooperation zwischen dem TÜV Nord und dem Lebensmittel-Einzelhandel. "Die Branche braucht dringend Fahrer für Lebensmittel-Lieferungen, sei es für Wochenmärkte oder direkt zu den Kunden nach Hause", sagt Marianne Temming, Geschäftsführerin vom Verband des Lebensmittel-Einzelhandels. Die Ausbildung ist eine Erweiterung der seit Jahren erfolgreich laufenden Schulungen zum City-Logistiker für innerstädtische Transporte.

Die 18 Teilnehmer der im Juli begonnenen sechsmonatigen Weiterbildung sind zwischen 30 und 42 Jahre alt und kommen vorwiegend aus Logistikberufen. Florian Spangenberg (33) hat in der Lagerlogistik, im Catering und zuletzt in der Produktion bei einem Flugzeughersteller gearbeitet und ist seit März arbeitsuchend. Ihm haben bisher an der Umschulung besonders die Themen Stressbewältigung, Umgang mit Kunden und Routenplanung gefallen. Auch Alim Akyüzlü (33) war in der Lagerlogistik tätig, bis ein Unfall ihn zum Aufhören zwang. Er möchte sich nach der von der Arbeitsagentur und Arge geförderten Maßnahme mit dem erworbenen Wissen als Spezialkurier selbstständig machen und profitiert deshalb besonders von dem betriebswirtschaftlichen Part.

Die Teilnehmer erwerben nicht nur Fachwissen über den Umgang mit (verderblichen) Lebensmitteln, sondern auch den Führerschein Klasse 3 sowie den Gabelstaplerschein. Ferner geht es um Grundlagen der Fahrzeugtechnik, um wirtschaftliche Fahrweise, Unfallprävention, Fuhrpark- und Transportmanagement. Außerdem gehören auch Arbeitsmethodik, Kommunikations- und Managementtechniken sowie Datenverarbeitung und Buchführung zum Training. Gegen Ende der Weiterbildungsmaßnahme machen die angehenden Logistiker ein Betriebspraktikum im Lebensmitteleinzel- und großhandel. "Ziel der Schulung ist die betriebliche Übernahme in den ersten Arbeitsmarkt", sagt Martin Krinke, TÜV-Nord-Geschäftsstellenleiter Hamburg. Idealerweise werden aus den Praktikumsplätzen die zukünftigen Arbeitsplätze.

Auch wenn während der Weiterbildung betriebswirtschaftliche Themen behandelt werden, handele es sich nicht um ein reines Existenzgründungsseminar sagt Krinke. "Zur Existenzgründung eignen sich nur Kandidaten, die aus dem kaufmännischen Bereich kommen und eine fundierte Gründungsidee haben." Fachfremde Teilnehmer sollten dagegen erst mal zwei bis drei Jahre als Lebensmittel-Logistiker fahren, um den Markt, die Kunden und Preise kennenzulernen. Durch die sehr breite Basis der Ausbildung haben die Teilnehmer viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So dürfen sie Fahrzeuge bis zum 3,5-Tonner fahren und beherrschen nach einem erweiterten Rangiertraining auch die Auslieferung auf den engen Wochenmärkten. "Diese Allrounder können nach der Ausbildung in der gesamten Abwicklung von Verpackung, Lagerung, Transport und Auslieferung im Groß- und Einzelhandel eingesetzt werden", sagt Krinke. Der Bedarf an speziell geschulten Fahrern wird in Zukunft noch steigen, prognostiziert Marianne Temming.

Info: Tel: 040/780 81 40 , www.tuev-nord.de