Berufs-Chancen bieten sich auch für ältere Arbeitssuchende. Haustechniker Harold Preuß berichtet über seine Erfahrungen in Hamburg

Sein Arbeitstag beginnt um 7 Uhr. Wind, Regen und Schnee können Harold Preuß nichts anhaben. Treten technische Probleme auf, findet er eine Lösung. Als Maschinenschlosser bringt Harold Preuß handwerkliches Können und viel Erfahrung mit, zumal er diesen Beruf 30 Jahre lang ausgeübt hat.

Dann jedoch kündigte ihm sein Arbeitgeber, dem er zwölf Jahre lang verbunden war, plötzlich wegen schlechter Auftragslage. Ein Schock für den 51-jährigen Handwerker. Dennoch war für ihn klar: "Ich möchte beruflich aus der Zukunft noch etwas machen." Seit 20. Dezember vergangenen Jahres ist die (Arbeits-)Welt für Preuß wieder in Ordnung. Er arbeitet im Bereich Facility Management für ein großes Hamburger Unternehmen in der Immobilienbetreuung als Haustechniker.

"Mein Arbeitsvermittler hat mir drei Vorschläge für Qualifizierungen gemacht. Die acht Monate dauernde Fortbildung bei SBB Kompetenz zum Haustechniker gefiel mir am besten." Und los ging es: Fortan befasste sich Preuß mit Themen wie der technischen Gebäudesanierung und Instandhaltung, Immobilien- und Sicherheitsmanagement sowie EDV, denn viele Bereiche der Haustechnik werden elektronisch gesteuert. Tritt eine Störung auf, muss auch die EDV überprüft werden.

Während seiner Fortbildung suchte Preuß weiterhin nach Stellenangeboten. Eine Anzeige im Hamburger Abendblatt brachte dann die Wende. Das Kuriose dabei: Beinahe wäre die Zeitung im Altpapier verschwunden, bevor Preuß sie gesehen hatte. Aber seine Frau hatte die Anzeige entdeckt und für ihn herausgerissen. Die Einladung zum Vorstellungsgespräch kam postwendend nach der Bewerbung. Da hatte Preuß gerade die Hälfte der Fortbildung absolviert und sollte umgehend in der Firma als Haustechniker anfangen. Da ihm das Wort Facility Management partout nicht über die Lippen kommen will, wird es seitdem in seinem Umfeld nur noch FM genannt.

Und welche Aufgaben verbergen sich hinter diesem Kürzel? Der 51-Jährige betreut zwölf Objekte vorwiegend in der Innenstadt. "Ich bin zuständig für alles, die Arbeit fängt täglich beim Aufschließen der Eingangstür an", sagt Preuß. Denn auch die Schließung muss intakt sein. Neben Heizungs-, Klima-, Elektro- und Lüftungsanlagen gehören der Eingangsbereich, die Treppenhäuser, Keller, Dach und Außenanlagen in seinen Zuständigkeitsbereich. Im Winter bedeutet das: beobachten der Wetterlage und sich dann bei Frost auf frühes Aufstehen gegen vier Uhr einstellen, um ab sechs Uhr Schnee zu räumen oder zu streuen. Aber auch für die Verkehrssicherheit ist er zuständig, dafür, dass die öffentlichen Wege und das Treppenhaus beleuchtet sind. Ebenso nicht zu vergessen die laufende Prüfung der Aufzüge und des Notknopfes.

Bei dem täglichen Pensum heißt es für Preuß, die Übersicht zu behalten, sich organisieren zu können und diszipliniert alle Bereiche zu prüfen. Außerdem muss der Haustechniker schwindelfrei sein, denn die Begehung des Daches gehört ebenfalls zu seinem Job. Als jedoch auf einem Gebäude eine Flagge an einem acht Meter langen Fahnenmast aufgezogen werden musste, erhielt Preuß Unterstützung von zwei Kollegen. Das verlangen die Arbeits- und Sicherheitsbestimmungen.

Zum Jobprofil des einsatzfreudigen Haustechnikers gehört ebenfalls der Bereitschaftsdienst. Etwa alle sechs Wochen muss Harold Preuß jeweils von Montag 0 Uhr bis zum folgenden Sonntag 24 Uhr eine Woche lang zusätzlich zu seinem Dienst in Bereitschaft sein. Endet sein Arbeitstag gegen 17 Uhr, muss Preuß "seine" zwölf Objekte geprüft und zudem sämtliche Arbeiten dokumentiert haben - und zwar jeden einzelnen Handschlag. Das ist für die Sicherheit und etwaige künftige Störfälle notwendig.

Und was rät Preuß anderen Betroffenen seines Alters? "Ich kann nur jedem empfehlen, eine solche Fortbildung zu machen." Ihm gefällt seine Tätigkeit - er darf und muss sehr selbstständig arbeiten. "Das ist genau das, was mir gefällt."