Heilerzieher müssen zwischenmenschliche Fähigkeiten haben

Ein französischer Film sorgt in den deutschen Kinos für Furore. In "Ziemlich beste Freunde" geht es um den reichen Pariser Philippe. Er ist nach einem Unfall querschnittsgelähmt und kann die Betroffenheit seiner Pfleger nicht mehr ertragen. Da kommt ihm Driss gerade recht. Der vorbestrafte Senegalese fasziniert Philippe mit seiner unbekümmerten Art, mit der er sich der Betreuung des Adeligen annimmt. Schließlich entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine ungewöhnliche Freundschaft. "Im Umgang mit behinderten Menschen sind Mitleid oder auch Betroffenheit fehl am Platz", sagt Max Schüler. Der 22-Jährige aus St. Georg ist im dritten und damit letzten Jahr seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger - oder kurz Heilerzieher.

Mit Erziehung hat der Beruf allerdings wenig zu tun: Heilerzieher kümmern sich um Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Erkrankungen, mit geistigen oder körperlichen Behinderungen. "Wir fördern und unterstützen da, wo es notwendig ist. Dabei haben wir stets ein Ziel vor Augen. Wir wollen, dass die behinderten Menschen ihr Leben so eigenständig wie möglich führen", sagt Max. Konkret helfen Heilerzieher zum Beispiel dabei, den Alltag zu bewältigen, indem sie zusammen mit den Behinderten einkaufen, Ausflüge machen, therapeutische Hilfe umsetzen oder sie zur Arbeitsstelle begleiten. Unterstützung bei der Körperpflege gehört auch dazu. Da darf man keine Berührungsängste haben. Zudem sind Verwaltungsangelegenheiten zu erledigen.

"Heilerzieher ist ein vielseitiger, aber auch anspruchsvoller Beruf, der viele zwischenmenschliche Fähigkeiten erfordert", sagt Thomas Hülse, seit 1999 Leiter der Fachschule für Heilerziehung in Hamburg. Die dreijährige Ausbildung gliedert sich in theoretische und praktische Elemente. Unterrichtsinhalte sind unter anderem (Heil-)Pädagogik, Medizin, Psychologie, Berufs- und Rechtskunde sowie allgemeinbildende Fächer. Auch Praktika gehören dazu: eines im ersten und eines im zweiten Ausbildungsjahr. Voraussetzung sind ein Realschulabschluss sowie eine mindestens zweijährige Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, im öffentlichen Dienst oder an einer Berufsfachschule.

Max hat nach der Realschule ein freiwilliges soziales Jahr sowie eine Ausbildung zum Sozialpädagogischen Assistenten gemacht. Die größte Herausforderung sieht er darin, sich immer wieder neu auf die Menschen einstellen zu müssen. "Wenn jedoch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, dann bekommt man viel zurück."

Heilerzieher arbeiten in Wohn- und Pflegeheimen, bei ambulanten Diensten, in Schulen, Kinderbetreuungsstätten oder in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Max weiß noch nicht, wohin ihn sein Weg führen wird: "Freie Stellen gibt es zum Glück genug."

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