Dustin Waldrich wird Raumausstatter. Der vielseitige Beruf setzt gute Materialkenntnisse sowie Sinn für Farben und Formen voraus

Tagesdecken nähen, Gardinen kürzen, Teppiche verlegen - Dustin Waldrich hat Spaß an diesen Aufgaben. Der 25-Jährige macht eine Ausbildung zum Raumausstatter im Hotel Baseler Hof. "Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich freue mich jeden Sonntagabend auf meine Arbeit."

Nach seinem Abitur am Gymnasium Eppendorf begann Dustin ein Praktikum in einer Werbeagentur und entschied sich nach sechs Monaten für ein berufsbegleitendes Studium. "Ich habe jedoch gemerkt, das Büro ist auf Dauer nichts für mich. Ich wollte lieber etwas Handwerkliches machen", sagt Dustin. Kurz vor seinem Abschluss zum Kommunikationswirt schmiss er deshalb Job und Studium. Die Zeit in der Werbeagentur habe ihm jedoch nicht geschadet, im Gegenteil. "Ich konnte mich in den Vorstellungsgesprächen später gut präsentieren", sagt der wortgewandte junge Mann.

Seine Idee, in den Gartenbau zu gehen, verwarf Dustin schnell wieder, ebenso wie eine Ausbildung zum Tischler, die war ihm "zu klassisch". Die Entscheidung für den Raumausstatterberuf fiel letztlich durch die Liebe. "Als meine Freundin und ich unsere gemeinsame Wohnung einrichteten und die Räume dekorierten, merkte ich, wie viel Spaß mir diese Arbeit macht."

Im Internet entdeckte er das Ausbildungsplatzangebot des Hotels Baseler Hof. Zunächst habe er sich gewundert, dass ein Hotel in diesem Beruf ausbildet, heute weiß er: Im Hotel fällt immer etwas an, vor allem wenn Zimmer renoviert werden. Dustins 19 Kollegen in der Berufsschule lernen alle in Raumausstatterbetrieben. "Im Gegensatz zu ihnen muss ich nicht darauf warten, dass die Kunden zu mir kommen, denn ich bin hier immer beim Kunden."

Dekorieren, Polstern, Bodenlegen und Wandbekleiden sind die vier Schwerpunkte der Ausbildung in den ersten beiden Jahren. Im dritten Lehrjahr spezialisieren sich die Azubis auf einen dieser Bereiche. Zudem müssen Stoffe und Gegenstände genau vermessen und Materialbedarf sowie Preise kalkuliert werden. Das setzt ein gutes Zahlenverständnis ebenso wie Vorstellungsvermögen und Stilgefühl voraus, denn die Aufträge reichen vom kleinen Sesselbezug bis zur Wanddekoration aus Leinen oder Kork.

Geschickt wendet Dustin, der im zweiten Lehrjahr ist, seine Fertigkeiten auch zu Hause an. Er näht seine Gardinen selbst, hat 72 m² Laminat in der Wohnung verlegt. Und auch im Hotel Baseler Hof, das eines der letzten großen Hamburger Hotels in Privatbesitz ist, hat er ganz selbstständig sehr viel Teppich verlegt. Dafür müssen zunächst die Vorarbeiten akkurat ausgeführt werden, der alte Teppich muss herausgerissen, Klebereste werden entfernt, und dann muss gespachtelt werden, damit der Boden unter dem neuen Teppich keine Unebenheiten aufweist. "Manchmal kommt der Estrich hoch oder es gibt Löcher im Boden. In jedem Fall muss vor dem Verlegen alles wieder plan sein", sagt Dustin. Beim Zuschneiden seien die genauen Maße und Konzentration gefragt. "Dabei darf man sich nicht verschneiden, das kann sonst teuer werden." Wiegen die Teppichrollen nicht 20 sondern zuweilen bis zu 120 Kilogramm, ist das zudem eine körperlich schwere Arbeit.

"Dies unterschätzen viele junge Frauen, die sich für diesen Beruf entscheiden", sagt Dustins Ausbilder Olaf Blaschke, der als Raumausstattermeister an drei Tagen im Hotel arbeitet und überdies seinen eigenen Betrieb führt. "Der Bedarf ist zwar da, aber nur sehr wenige Hotels bieten die Ausbildung zum Raumausstatter an", sagt Blaschke. "Der Beruf ist in erster Linie ein Handwerk. Einige Azubis nutzen die Ausbildung als Sprungbrett und studieren danach Innenarchitektur."

Neben handwerklicher Begabung ist ein ausgeprägter Sinn für Farben und Materialien vorausgesetzt, ebenso wie ein ästhetisches Verständnis, aber es geht später im Job auch um die fachkundige und zugleich einfühlsame Beratung von Kunden. Dustin rät Jugendlichen, Praktika in unterschiedlichen Betrieben zu machen. "Es gibt Betriebe, die nähen nur, andere bieten Polsterarbeiten als Schwerpunkt an."

Dustin überlegt, sich später mit einem Raumausstatterbetrieb selbstständig zu machen. "Ich möchte alles aus einer Hand anbieten und meine Kunden möglichst umfassend beraten."