Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen können sich über Mangel an Sicherheit nicht beklagen

Karriere mit Kind? Cigdem Bilgin hat sich nicht davor gescheut, diese Herausforderung anzunehmen. Sie hat im vergangenen Jahr eine Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen bei der Hamburger Agentur für Arbeit begonnen. Und weiß schon jetzt, dass sie nach Abschluss nicht arbeitslos sein wird. Wenn alles reibungslos läuft, dann ist ihr zunächst ein auf 24 Monate befristeter Arbeitsvertrag sicher.

Ihr Sohn Sidar ist sechs Jahre alt. Wenn die alleinerziehende Mutter arbeitet oder die Schulbank drückt, dann geht Sidar in den Kindergarten. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Cigdem Bilgins Mutter oder ihre Schwester bei der Betreuung einspringen müssen - zum Beispiel, wenn einer der mehrtägigen Lehrgänge in Timmendorf ansteht. "Ohne die Hilfe meiner Familie, der ich viel zu verdanken habe, hätte ich die Ausbildung nicht machen können. Aber wenn alle an einem Strang ziehen und man sich gut abspricht, dann klappt es schon", sagt die 31-Jährige. Gute Organisation ist somit eine der Grundvoraussetzungen für Cigdem Bilgin, um ihre Karriere weiter zu verfolgen. Sie ist jetzt im ersten Ausbildungsjahr, zwei weitere folgen noch.

Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen arbeiten in den Dienststellen der Agenturen für Arbeit meistens im Team eines Kundenbereichs mit anderen Kollegen zusammen. Dort kümmern sie sich um die Anliegen der Ratsuchenden, indem sie persönliche oder telefonische Auskünfte erteilen. Außerdem nehmen sie Arbeitslosmeldungen oder Anträge auf Geldleistungen entgegen. Häufig kommt es auch vor, dass sie Kunden beim Ausfüllen von Formularen unterstützen oder Anträge auf Geldleistungen bearbeiten. "Die Fachangestellten werden in erster Linie in der Eingangszone oder in unseren Service- oder Jobcentern eingesetzt. Sie sind die erste Anlaufstelle für die Arbeitslosen und müssen daher in der Lage sein, alle anfallenden Fragen kompetent und freundlich zu beantworten", sagt Claudia Clooß. Sie ist für die Einstellung und Betreuung der Hamburger Auszubildenden der Agentur für Arbeit Hamburg zuständig.

Pro Jahr heuern etwa zehn angehende Fachangestellte an. Die Ausbildung gliedert sich in Praxis- und Theoriephasen, sie sollen für einen perfekten Start in das Berufsleben sorgen. Bilgin arbeitet zurzeit in der Eingangszone der Agentur für Arbeit in Harburg. Ihr nächster Einsatzort wird die Hamburger Hauptagentur an der Kurt-Schumacher-Allee sein. Dort wird sie in der Abteilung Arbeitnehmerleistungen eingesetzt, in der zum Beispiel das Arbeitslosengeld I berechnet wird. Selbst arbeitslos zu werden, davor hat Cigdem Bilgin keine Angst: "Meine Ausbildung ist sinnvoll und in die Zukunft gerichtet", sagt sie. "Unsere Auszubildenden können davon ausgehen, dass sie auch nach den zwei Jahren mit Befristung bei uns beschäftigt bleiben. Mit guten Leistungen und Beurteilungen können sie sogar zum Berater und zum Vermittler aufsteigen", erläutert Clooß.

Bilgin ist übrigens nicht die einzige über 30 in ihrem Ausbildungsjahrgang. "Wir sind vom Alter her eine gemischte Truppe", betont sie. An ihrem Beruf mag sie vor allem, dass sie anderen Menschen weiterhelfen kann. Ihre Türkischkenntnisse kommen ihr dabei teilweise sehr zugute. Mit Grauen denkt sie manchmal an die zwei Jahre ihrer Elternzeit zurück. Da sei ihr fast die Decke auf den Kopf gefallen, erinnert sich Bilgin. Deutlich besser ging es ihr, als sie nach der Elternzeit am Flughafen gearbeitet hat. Und das, obwohl sie immer erst ab 16 Uhr bis in die Nacht im Einsatz war. Auf Sidar haben dann ihr Ex-Mann oder ihre Mutter aufgepasst.

Das Problem der Abendschichten hat Bilgin jetzt nicht mehr. Vielmehr findet sie Arbeitsbedingungen vor, die eine Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben ermöglichen. "Ein Vorteil, den ich sehr zu schätzen weiß", sagt sie. Im Sommer kommt ihr Sohn in die Schule, eine Ganztagsschule. Dann wird Bilgin wieder gefordert sein, denn neue Rahmenbedingungen erfordern neue Lösungen. Doch darum war sie noch nie verlegen. Bilgin wird wieder Mittel und Wege finden, um ihre Karriere voranzutreiben, ohne dass ihr Kind dabei zu kurz kommt.