Es geht nicht nur um bessere Noten. Auch Ängste und Lernblockaden sollen beseitigt werden.

Nachhilfeunterricht, ob in der Gruppe oder einzeln, ist ein lukratives Geschäft. Schätzungen zufolge geben Eltern bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr für Nachhilfe aus. Bereits jeder vierte Schüler erhält während seiner Schulzeit Nachhilfe - und ungefähr jeder dritte ist Gymnasiast. Die Motive sind unterschiedlich. Einige Schüler erhalten wegen schlechter Noten, Versetzungsgefahr oder nach dem Sitzenbleiben Unterstützung. Andere haben nach einem Sportunfall oder der Scheidung ihrer Eltern Schulprobleme. Gute Schüler nutzen Nachhilfe zunehmend zur Leistungssteigerung.

Rund 3000 kommerzielle Nachhilfeschulen haben sich inzwischen etabliert. Laut Bundesverband der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN) sichern sich die kommerziellen Institute rund ein Drittel des Marktes. Zwei Drittel arbeiten schwarz und sind meist ehemalige Lehrer oder Studenten. Die Marktführer Studienkreis und Schülerhilfe mit jeweils mehr als 1000 Niederlassungen bieten Gruppenunterricht. Abacus mit bundesweit mehr als 100 Filialen vermittelt Fachlehrer für Einzelunterricht zu Hause. Die bundesweite Studie FiBS im Auftrag der Bundesregierung stellte 2008 eine zunehmende Nachfrage nach Nachhilfe fest. Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Synovate konnten 82 Prozent der befragten Schüler ihre Noten verbessern. Knapp 40 Prozent aller Nachhilfeschüler sind in der Schule nicht akut gefährdet, möchten sich aber verbessern. "Nachhilfe ist mehr als ein Instrument zur Förderung leistungsschwacher Schüler", sagt Verbandssprecher Philip Müller. "Sie ist eine unverzichtbare und völlig selbstverständliche Ergänzung zum schulischen Angebot geworden."

Fachliches spielt häufig jedoch nur eine geringe Rolle. "Es geht bei vielen Schülern um grundlegende Probleme wie Ängste, Konzentrationsschwäche, fehlende Motivation oder Probleme bei der Selbst- und Arbeitsorganisation", sagt Klaus Esser, Gründer und Geschäftsführer von Die Überflieger. Der Psychologe kennt die Branche seit 20 Jahren und hat festgestellt: "Viele Schüler lernen erst kurz vor Klassenarbeiten, anstatt sich längerfristig vorzubereiten." Die Überflieger mit Filialen in Hamburg, Berlin, Fulda und Köln/Bonn arbeitet ganzheitlich und betreibt eine aufwendige Lehrerauswahl. Zum Konzept gehören eine telefonische Erstberatung der Eltern, der Einsatz von Lehrern mit Methodenkompetenz, aber auch psychologische Unterstützung und sogar Entspannungs- und Atemübungen mit den Schülern. Die Lehrer dokumentieren jede Nachhilfestunde und erhalten wöchentlich Supervision.

Institute lassen sich zwar vermehrt zertifizieren und vor allem Großunternehmen haben Gütesiegel oder TÜV-Plaketten. Dennoch fehlen bundesweit einheitliche Qualitätsstandards und es partizipieren auch zweifelhafte Anbieter am lukrativen Markt. Wie finden Eltern bei der Fülle der Institute und kleinen Anbieter ein seriöses Nachhilfeinstitut? "Unsere 60 Mitglieder sind alle seriös und haben sich einem Ethikkodex unterworfen", sagt Philip Müller vom VNN. Der Verband gibt außerdem auf seiner Homepage eine Checkliste heraus. Eltern sollten im ersten Schritt bei Nachbarn und Lehrern Empfehlungen einholen und sich von Nachhilfeanbietern ausführlich beraten lassen und sich das Institut vor Ort ansehen.

Wöchentliche Nachhilfe kostet ab 80 Euro monatlich. Einzelunterricht ab 18 Euro für eine Schulstunde. Von langfristigen Verträgen ist abzuraten, auch wenn dabei Rabatte winken. Besser ist es, den Vertrag jederzeit kündigen zu können. Zum Einstieg sollte mindestens eine Probestunde gegeben werden.

Denn letztlich seien die besten Methoden sinnlos, sagt Esser, wenn die Chemie zwischen Lehrer und Schüler nicht stimme. Ganz wichtig sei ferner, frühzeitig Ziele abzusprechen, damit es später keine bösen Überraschungen gibt.

www.abacus-nachhilfe.de

www.dieueberflieger.de

www.nachhilfeschulen.org

www.schuelerhilfe.de

www.studienkreis.de