Katja Reinheimer arbeitet als Assistentin des Personalleiters bei Lufthansa Technik

Hamburg. Sie hat einen ausgefüllten Arbeitstag. Katja Reinheimer bucht Seminare für Top-Führungskräfte, verhandelt mit Vorständen, prüft Rechnungen. Die Aufgaben der HR-Assistentin in der Abteilung Management Führungskräfte und Personalentwicklung bei Lufthansa Technik sind anspruchsvoll und vielschichtig. Sie verlangen Genauigkeit und soziale Kompetenz. "Es läuft alles wunderbar", sagt die 37jährige. Ihre Aussage klingt so selbstverständlich, dabei liegt hinter ihr ein Weg mit vielen Hindernissen und Widerständen, denn Katja Reinheimer ist blind.

Bereits seit ihrer Kindheit kurzsichtig, erblindete sie mit 34 Jahren durch Glaukom. Bis dahin war Katja Reinheimer 15 Jahre lang in der Pflege tätig, zuletzt in der Verwaltung. Dann folgte die Zäsur. "Ich bin mit meiner Behinderung auf viel Unsicherheit und Angst gestoßen", berichtet Reinheimer. Sie ließ sich beim Integrationsfachdienst (IFD) für eine Arbeitsvermittlung registrieren und bekam Angebote als Taxifahrerin und Werkstatthelferin. Man schlug ihr eine Reha und das Erlernen der Blindenschrift vor. "Doch ich brauchte eine langfristige Perspektive", sagt die tatkräftige Frau.

Ein privater Kontakt brachte dann erste Gespräche bei Lufthansa Technik. Bis alle behördlichen und technischen Dinge geregelt waren - wie spezielle Software für Buchungen, Bestellungen und SAP - verging ein Jahr. Reinheimer machte eine auf ihre künftige Arbeit zugeschnittene SAP-Schulung beim BFW für Zeiterfassung und Bestellanforderungen. "Ich habe jedoch keine blindenspezifische Umschulung gemacht", betont die HR-Assistentin. "Von ihrer Willensstärke habe auch ich mir etwas abgeschaut", sagt Rüdiger Pape, 50, Reinheimers Chef und Personalleiter Führungskräfte und Personalentwicklung bei LT. Er habe seine Entscheidung, Katja Reinheimer einzustellen nach einem klassischen Auswahlverfahren getroffen und sich auch von Widerständen nicht beirren lassen.

Auch Andrea Kühl musste Hindernisse überwinden. Die 41-Jährige wird im Juni ihre Umschulung zur Maschinen- und Anlagenführerin beim BFW abschließen und hat bereits einen festen Job in Aussicht. Die Malerin und Lackiererin arbeitete nach ihrem Erziehungsurlaub als Zugfahrerin. "Aber meine Stärke liegt im Handwerklichen", sagt Kühl.

Ihre latente Depression verschlimmerte sich im Job so stark, dass Andrea Kühl schließlich 18 Monate krankgeschrieben war und anschließend acht Monate eine Reha-Einrichtung besuchte. Sie suchte sich einen Praktikumsplatz und begann die Umschulung beim BFW. Ihr Ausbilder Frank Baier bestätigt: "Die Feinmechanik erfordert Genauigkeit, Geschick und Geduld. Frauen sind oft besonders gut geeignet."

Katja Reinheimer hat ihre Probezeit geschafft. Mit ihrer Anstellung begann bei Lufthansa Technik das Pilotprojekt "Beschäftigung von Blinden". "Nur in unseren Köpfen ist es ein Riesenschritt. Aus Unkenntnis ist man überrascht und beschämt was geht", sagt Pape. Gute Erfahrungen macht das Unternehmen bereits seit 2000 mit der Ausbildung Gehörloser zum Werkzeugmechaniker. Die Absolventen arbeiten problemlos in den Werkstätten.