Immer wieder standen spezielle Produkte für Diabetiker in der Kritik. Jetzt soll der umsatzstarke Markt gesetzlich abgeschafft werden.

Berlin. Thomas Danne hatte lange auf diesen Moment gewartet. Der Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft setzt sich seit Jahren für die Abschaffung spezieller Diabetiker-Lebensmittel ein. Nun hat sein Einsatz Erfolg. Der Ausschuss des Bundesrats für Agrarpolitik und Verbraucherschutz beschloss gestern einstimmig eine entsprechende Änderung der Diätordnung, wonach bestimmte Diabetiker-Lebensmittel nicht mehr angeboten werden dürfen. Die notwendige Zustimmung des Gesundheitsausschusses des Bundesrats Ende September gilt als sicher.

In Deutschland leiden mehr als sechs Millionen Menschen an der Zuckerkrankheit. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft haben die speziellen Produkte für Diabetiker aber kaum Vorteile. Die Anforderungen an diätetische Lebensmittel für Diabetiker werden dem Gesetzentwurf zufolge ersatzlos gestrichen. Spezielle Marmeladen oder Kekse entsprächen schon heute in ihrer Zusammensetzung nicht mehr den Ernährungsempfehlungen. Nicht selten enthielten Diabetikerprodukte mehr Fett und Kalorien als die normale Variante, so der Ausschuss.

Auf die Unternehmen kommen unterdessen deutliche Veränderungen zu, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Hersteller von Lebensmitteln für eine besondere Ernährung, Norbert Pahne. Den Umsatz mit Diabetiker-Produkten beziffert Pahne für 2009 auf 138 Millionen Euro, hinzukommen zuckerarme Getränke, mit denen weitere 380 Millionen Euro umgesetzt wurden. Unternehmen müssten künftig nicht nur ihre Hinweise auf den Verpackungen ändern, sondern bei bestimmten Produkten auch die Rezepturen. Für die Regelung gebe es eine Übergangsfrist von zwei Jahren. Bis 2012 dürfen Unternehmen noch Diabetiker-Lebensmittel produzieren.