Die Spannbreite reicht vom Kaufmann bis zum Kommissionierer

Hamburg ist in Deutschland der bedeutendste Ort für den Großhandel. Rund 32.000 Handelsunternehmen mit 125.000 Beschäftigen sind in der Hansestadt ansässig. Die Hamburger Großhandelsunternehmen sind besonders leistungsfähig: Sie machen zwar nur vier Prozent aller Unternehmen dieser Branche in Deutschland aus und stellen nur fünf Prozent aller in diesem Bereich Beschäftigten, erwirtschaften aber 14 Prozent des deutschlandweiten Umsatzes.

Der Hamburger Großhandel bietet eine Vielfalt an Berufsmöglichkeiten. Ein Beispiel mit fast exotisch anmutenden Berufen ist der Fischmarkt; dort finden sich Fachkräfte und Auszubildende in den Bereichen Tiefkühllogistik und Arealpflege, während sich kaufmännische Abteilungen mit der Vermietung von Büro- und Gewerbeflächen oder eben dem Handel mit Frischfisch und Meeresfrüchten widmen.

Zum Großhandel gehören auch Hamburger Institutionen wie das Modecentrum Hamburg mit Platz für 400 Marken auf insgesamt 77.500 Quadratmetern. Oder der Großmarkt als größtes Frische- Zentrum Norddeutschlands: Auf über 27 Hektar arbeiten Kommissionierer, Ein- und Verkäufer ebenso wie Bürokauffrauen und -männer.

Nach dem „Hamburger Konjunkturbarometer“ aus diesem Frühjahr zeigt sich die Wirtschaft der Hansestadt in einer stabilen Verfassung. Seit 1977 führen Industrie- und Handelskammern zweimal jährlich eine Konjunkturumfrage durch. Befragt zu den Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung sehen viele Unternehmen den Fachkräftemangel nach wie vor als problematisch an. In Sachen Investitions- und Personalplanung stehen laut Befragung die Signale auf Grün: Fast 20 Prozent der Unternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit einem höheren Personalstand; im Vorjahr meinten das keine sieben Prozent. Und insbesondere im Großhandel sind überproportionale Beschäftigungszuwächse zu erwarten.

Der Präsident des AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Dr. Hans Fabian
Kruse
Der Präsident des AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Dr. Hans Fabian Kruse © Foto:AGA Unternehmensverband/Ulrich Perrey

Der Präsident des AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Dr. Hans Fabian Kruse über den Ausblick für das zweite Halbjahr 2016.

Herr Dr. Kruse, wie blicken die Unternehmen auf die zweite Jahreshälfte 2016?
Dr. Hans Fabian Kruse: „Die norddeutsche Wirtschaft hat wieder ein herausforderndes Jahr vor sich. Stichworte sind hier die Eurostabilität, der mögliche Brexit oder die Flüchtlingsproblematik. Trotz allem schauen die Unternehmen optimistisch auf die zweite Jahreshälfte. 59 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Umsätze bis Ende September und 26 Prozent der Betriebe gehen auch von steigenden Gewinnen aus.“

Worauf setzen die Unternehmen bei der Wachstumssteigerung?
Dr. Kruse: „Der Einsatz moderner Technologien optimiert Geschäftsprozesse und eröffnet neue Geschäftsfelder und Märkte. Digitale Lösungen revolutionieren den Handel, der dann in der Lage ist, das Kundenerlebnis noch zu erhöhen, Kundenbedürfnisse besser zu kennen und diese individuell zu bedienen. Aber da ist noch Luft nach oben. Besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen sehen wir den Bedarf, Mitarbeiter zu schulen und damit die eigenen Kompetenzen zu stärken."

In welche Richtung entwickelt sich der Fachkräftemangel?
Dr. Kruse: „Wie unsere Umfragen belegen, wird die Situation immer schwieriger: 38 Prozent der befragten Unternehmen suchen aktuell Fachpersonal – ein neuer Rekordwert. 2015 waren es nur 33 Prozent. Auch die Zeit, um vakante Stellen zu besetzen, hat sich verlängert. Vor einem Jahr waren es durchschnittlich 9 Wochen, heute sind es 10,5 Wochen. Fakt ist: Die Situation auf dem Fachkräftemarkt wird nicht besser. Sie kann nur schlechter werden, wenn man sich die demografische Entwicklung anschaut.“