Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (re.) im Interview über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven des Arbeitsmarktes:

Herr Senator, der demografische Wandel ist auch für Hamburg eine Herausforderung: Was müssen Wirtschaft und Politik vor diesem Hintergrund tun, um die Position der Hansestadt als attraktiven Unternehmensstandort mit attraktiven Arbeitsplätzen zu festigen?

Frank Horch: Auch nach der neuen Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes sind wir in Deutschland „mitten im demographischen Wandel“. Das gilt auch für Hamburg. Das hat jüngst die Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) zu den ökonomischen Auswirkungen des demographischen Wandels im Bundesgebiet auf Hamburg ergeben. Die Kunden Hamburger Produzenten und Dienstleister befinden sich schließlich überwiegend im Bundesgebiet. Umso mehr gilt es, die Chancen sich entwickelnder Märkte zu nutzen. Wir müssen die Potenziale der Megatrends – also Demographie, Digitalisierung und Internationalisierung – nutzen. Der Senat kann dies durch seine Initiativen (Innovationen, Cluster Life Science, Gesundheitswirtschaft, Digitalisierung) unterstützen. Zudem ist qualifizierte Zuwanderung langfristig ein Wirtschaftsfaktor. Der Senat unternimmt alles zur Schaffung von Wohnraum, hat sich für die Mietpreisbremse stark eingesetzt und die Kita- Gebühren abgeschafft. Damit ist Hamburg attraktiv für Fachkräfte aus dem In- und Ausland.

Welche Rolle wird künftig die Zuwanderung bei der Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze in Hamburg spielen?

Horch: In unserer Fachkräftestrategie ist die Zuwanderung ein wichtiger Baustein. Durch unser Welcome Center und die Zentrale Anlaufstelle für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse ist Hamburg schon gut aufgestellt. Gegenwärtig widmen wir uns mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter team.arbeit.hamburg der Frage, wie wir die nach Hamburg geflohenen Menschen für den Arbeitsmarkt fit machen können. Viele dieser Menschen haben Talente, die wir in Deutschland gut gebrauchen können. Deshalb ist davon auszugehen, dass insbesondere die Qualifizierten unter ihnen durch eigene Kreativität den Weg in den Arbeitsmarkt finden werden.

Wie wird sich die Fahrrinnenanpassung der Elbe auf den Arbeitsmarkt in der Hafenwirtschaft auswirken?

Horch: Der Hamburger Hafen ist ein Wirtschaftsmotor, der allein in Norddeutschland etwa 150.000 Arbeitsplätze schafft. Die Fahrrinnenanpassung sichert den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Arbeitsplätze. Mit dem Hamburger Hafen ist Deutschland zum Globalisierungsgewinner und zu einer der erfolgreichsten Exportwirtschaften geworden. Er ist ein wichtiger Jobmotor der deutschen Volkswirtschaft.

Frank Horch, 67, wurde in Greversdorf bei Cuxhaven geboren, studierte Schiffbau in Hamburg und hatte verschiedene Führungspositionen in der Industrie inne. Seit März 2011 ist der parteilose Horch Wirtschafts- und Verkehrssenator. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.