Als Technischer Produktdesigner konstruiert und entwirft Chon In Ho komplexe technische Einrichtigen – etwa in Flugzeugen wie dem A 350

Wer vor einem A350 steht, sieht sich einem Koloss von fast 73 Metern Länge, einer Rumpfhöhe von knapp sieben Metern und 443 Quadratmetern Flügelfläche gegenüber. „Aber hinter der Verkleidung wird es ganz schön eng“, sagt Chon In Ho. „Da will es gut überlegt sein, wo die verschiedenen Kabelstränge optimal platziert werden sollen.“ Diese Überlegung übernimmt der Konstrukteur, der Monteur setzt sie um – und damit der seine Arbeit richtig machen kann, kommt Chon In ins Spiel. Der 22-Jährige erstellt die technischen Zeichnungen – Ableitungen genannt – nach denen die Kabel montiert werden.

Chon In lernt im dritten Ausbildungsjahr Technischer Produktdesigner in der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion bei Labinal. „Technische Produktdesigner entwerfen und konstruieren technische Unterlagen nach Kundenvorgaben. Dabei wird vollständig am Computer gearbeitet, mit Programmen wie CATIA V5 (Computer Aided Three-Dimensional Interactive Application) oder Inventor, einer 3-D-Modellierungssoftware“, erläutert Personalleiterin Martina Matthäi-Lehmann. Das Unternehmen gehört zum französischen Konzern Safran und zählt zu den größten Zulieferern der Luft- und Raumfahrtindustrie. Spezialisiert ist Labinal auf die Entwicklung, Konstruktion und den Bau von Kabelbündeln, die in Flugzeugen verbaut werden – wie im A350.

Dass er nun eigentlich nur noch am Bildschirm „modelliert“, wie es in der Fachsprache heißt, stört ihn nicht. „Zeichnen zu können ist trotzdem hilfreich. Wenn wir zum Beispiel im Team zusammensitzen, ist es gut, schnell mal eben eine Skizze aufs Papier bringen zu können, um zu erläutern, was gemeint ist.“ Außerdem gibt er räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Verständnis als wichtige Voraussetzungen für seinen Beruf an. „Und Englisch – denn wenn ich mit Rückfragen bei Airbus anrufe oder es zu Kundengesprächen kommt, finden die oft auf Englisch statt.“ Entsprechend wurde sein Sprachgeschick schon beim Vorstellungsgespräch getestet. „Rund zehn Minuten lang lief alles auf Englisch. Wir haben über meinen chinesischen Hintergrund und die chinesische Kultur gesprochen.“

Es geht nicht um die perfekte Grammatik oder Aussprache, sagt Matthäi-Lehmann. „Wir möchten einfach sehen, dass der Bewerber sich traut zu sprechen. Denn das deutet auf eine grundsätzliche Reife, Kommunikations- und Teamfähigkeit hin – Eigenschaften, die wir uns bei künftigen Mitarbeitern wünschen.“ Und obwohl sich Technische Produktdesigner bei ihrer Arbeit strikt an die Konstruktionsvorgaben halten, ist auch Kreativität gefragt. „Wir können und sollen eigene Verbesserungsideen einbringen“, sagt Chon In. Zuletzt arbeitete er an Zeichnungen für ein Gerät, das die Stromversorgung für Licht und Klimaanlagen im Flugzeug sicherstellt. „Da geht es um die optimale Position und den Einbau der verschiedenen Schrauben und Muttern.“ Wenn er da beispielsweise einen Vorschlag zur besseren Erreichbarkeit für Wartungs- oder Reparaturarbeiten machen könnte, wären sowohl Kunde als auch Labinal ganz Ohr. Auch deshalb gehören Inhalte wie „Berücksichtigen von Grundlagen der Steuerungs- und Elektrotechnik“ oder „Beurteilen der Fertigungs- und Fügeverfahren“ zur Ausbildung.

Um die Ergebnisse des Konstruktionsprozesses auch real in Händen zu halten, kooperiert Labinal mit Blohm + Voss, die für ihre Auszubildenden eine eigene Lernwerkstatt unterhalten. „Noch beeindruckender fand ich allerdings einen Besuch direkt bei Airbus“, sagt Chon In. Der Ausflug fand statt, um vor Ort zu überprüfen, ob die Umsetzung der technischen Unterlagen reibungslos abläuft. „Weitere Stationen, unserer Auszubildenden sind Konstruktion und Design A350 und A380, die Produktion oder Projektmanagement, wo es um das Planen, Organisieren und Koordinieren von Arbeitsabläufen geht“, sagt Matthäi-Lehmann. Auch einen Blick in die Zukunft konnte Chon In bereits werfen. Beim Projekt „Spitzencluster“, das sich der technischen Innovation in Bezug auf umweltfreundliche Energiegewinnung im Flugzeugbau widmete. „Da haben wir in Zusammenarbeit mit Airbus an neuen Ideen getüftelt“, sagt Chon In. Dieser Aspekt würde ihn auch nach seiner Ausbildung reizen.