Ob mit Studium oder Berufsausbildung: Als Spieleentwickler hat man sehr gute Job-Aussichten

„Ja, ich zocke auch selber gern“, sagt die 24-jährige Svenja Ronge, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Seit April hat sie einen Bachelor-Abschluss der Fachhochschule Flensburg und arbeitet als Spieleentwicklerin bei Goodgame Studios in Hamburg-Bahrenfeld. Studiert hat sie angewandte Informatik mit dem Schwerpunkt Medieninformatik, drei Jahre lang, inklusive Praxissemester. Auch im Rückblick hält sie die Fachhochschule Flensburg für eine gute Wahl, nicht zuletzt wegen des hohen Praxisbezugs des Studiums: „Zu jeder Vorlesung gab es auch praxisnahe Übungen“, sagt sie. Außerdem lernte sie die Programmiersprachen C, C++, Java und PHP kennen und beschäftigte sich mit der Spieleentwicklung im Animationsprogramm Flash.

Das Praxissemester absolvierte sie dann bei Goodgame Studios, schrieb dort ihre Bachelor-Arbeit und bleibt dem Unternehmen nun auch nach ihrem Abschluss treu. „Wenn wir ein neues Spiel herausgebracht haben und Freunde fangen an, damit zu spielen und es zu mögen, sind das die schönsten Momente in meinem Beruf“, sagt sie.

Im Studium stehen Mathe und Programmieren an erster Stelle

Zwar ist man bei Goodgame Studios stolz auf einen unternehmensweiten Frauenanteil von 30 Prozent, doch das Berufsfeld der Entwickler ist nach wie vor eine Männerdomäne. Die Erfahrung hat auch Svenja Ronge während ihres Studiums gemacht. Zu Recht ist sie stolz darauf, trotz einer generell hohen Abbrecherquote zusammen mit zwei weiteren Frauen bis zum Schluss durchgehalten zu haben. „Viele brechen im 3. und 4. Semester ab, wenn die ersten schweren Klausuren anstehen, sagt sie. „Die ‚Rauskegler‘ sind Mathe und Programmieren.“

Svenja Ronges konkreter Arbeitsalltag sieht heute so aus: „Ich baue das Spiel so zusammen, wie es später angezeigt wird und funktioniert soll. Der Gamedesigner macht die Vorgaben, wenn zum Beispiel ein Kampf nach einer bestimmten Dramaturgie ablaufen soll. Von den Grafikern kommen die Bildelemente. Als Entwicklerin baue ich das Spiel dann aus den einzelnen Elementen zusammen.“

Im Moment arbeitet sie in einem Projektteam mit fünf Kollegen und entwickelt die Grundlagen für neue Spiele. Ihr Zukunft sieht sie optimistisch – denn die breit angelegte Ausbildung bietet ihr verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung Programmierung und Design sowie Projekt- oder Produktmanagement.

Hamburg gilt als die deutsche Hauptstadt der Spieleentwickler. Denn die Hansestadt war eine der ersten, die die aufstrebende Branche als Wirtschaftszweig wahrgenommen und gefördert hat. Zu den Erfolgsgeschichten gehört auch die von Goodgame Studios, die 2009 gegründet wurden und zum Jahresende einen Mitarbeiterstamm von 700 Beschäftigten anpeilt.

Gut für die Branche: Computerspiele sind auf der ganzen Welt beliebt

„Die Grundlage für diesen Erfolg sind unsere Produkte“, sagt Unternehmenssprecher Andreas Haase. Das Unternehmen entwickelt Spiele, die im Browser oder als App auf dem Smartphone oder Tablet-Computer laufen. „Empire“ heißt eines dieser Spiele, es kam 2009 auf den Markt und wird heute weltweit in 25 Sprachen über das Internet angeboten. Zur Geschäftsphilosophie von Goodgame Studios gehört auch, die internationalen Märkte von Hamburg aus zu bedienen. Dazu arbeiten in den Büros in Bahrenfeld Mitarbeiter aus 30 Ländern.

Um die Wachstumsziele zu erreichen braucht die Spielefirma personelle Verstärkung. Fachkenntnisse sind unerlässlich, da die Branche aber noch relativ jung ist, gibt es wenige Bewerber mit einschlägiger Berufserfahrung. Deshalb schaut man bei Goodgame Studios besonders auf das Potenzial der Bewerber, auf ihre Lernfähigkeit, ihre Neugierde und Offenheit.

Diese Hürde hat der 19-jährige Moritz Spiegel genommen. Der erste Azubi von Goodgame Studios hat im Februar seine Ausbildung zum Fachinformatiker in der Anwendungsentwicklung begonnen. Nachdem er schon während der Schulzeit angefangen hatte zu programmieren, stand ihm nach dem Abi erst einmal der Sinn nach etwas Praktischem. „Alles, was ich hier lerne, kann ich direkt anwenden“, fasst er zufrieden seine ersten Ausbildungsmonate zusammen. „Ich habe früher selber diese Spiele gespielt und lerne jetzt, wie viel eigentlich dahintersteckt.“ Er ist Teil eines eher technisch orientierten Teams, das andere Mitarbeiter unterstützt.

Die ersten Gehversuche in einer modernen Programmiersprache liegen bei Moritz schon länger zurück. In der 8. Klasse hatte er mit einem Schulfreund den ersten eigenen Programmcode produziert. Für seine Abi-Prüfung programmierte er dann den Spiele-Klassiker Tetris in Java. Diese Biografie fanden die Entscheider bei Goodgame Studios überzeugend, und der junge Mann aus Barmbek bekam den begehrten Ausbildungsplatz. Mit dem ist er glücklich – und für die Zeit danach kann er sich auch ein Studium vorstellen.