Bei Airbus sind Auszubildende sehr gefragt – neben vielfältigen Berufsfeldern bietet der Luftfahrtriese beste Zukunftsaussichten

„Waren Sie schon mal in einem leeren A380?“ Die Augen von Carmen Lange strahlen vor Begeisterung, als sie die Frage stellt. „Das ist eine riesige Halle, und es hallt, wenn man spricht.“ Für die angehende Elektronikerin für luftfahrttechnische Systeme gibt es keinen spannenderen Arbeitsort als die Hamburger Airbus-Werft. Das sieht auch Sarah Möller so, die im September 2011 ihre Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin Beschichtungstechnik abgeschlossen hat und nun bei den großen Vögeln von Finkenwerder für die richtige Farbgebung sorgt.

„Ich habe schon in der Schule immer gerne naturwissenschaftlich gearbeitet und deshalb auch in Physik Abitur gemacht“, sagt Carmen Lange. Danach folgte mit „For Girls only“ ein einwöchiges Praktikum bei Airbus speziell für junge Frauen, das Lust auf mehr machte: „Die eine Woche hat mich überzeugt, denn wir durften von Anfang an die Azubis in die Hallen begleiten. Das war richtig cool.“

Ziemlich „cool“ ging es dann auch in der Ausbildung weiter. Nach nur drei Monaten Basics aus den Bereichen Elektrotechnik und Elektronik im Labor begannen die ersten Praxiseinsätze. „Zuerst war ich in der Montagehalle für Langstrecken-Flugzeuge, musste Frachtraumlampen montieren und die Beheizung für Notrutschen, damit die während des Fluges nicht einfrieren“, erinnert sich die 20 Jahre alte Carmen. „Wir bauen alles ein, was elektrisch funktioniert und kümmern uns um die Verkabelung.“ Sarah Möller musste dagegen etwas länger warten, bevor es an die Flugzeuge ging: „Wir lernten das gleichmäßige Lackieren zunächst in der Ausbildungslackierhalle an ausrangierten Rumpfsegmenten. Die Fehler, die man machen kann, sind gleich sehr teuer.“ Ein Gespür für Farben und eine ruhige Hand seien wichtige Voraussetzungen für die Ausbildung, denn die Lackierung der Airbusse geschehe in weiten Teilen in Handarbeit. „Der Farbton ist abhängig von der Schichtdicke. Die muss man richtig treffen“, sagt Sarah Möller. „Wenn man da im Bereich von Hundertstel Millimetern Fehler macht, kann man das am Ende sehen.“ Das äußere Erscheinungsbild sei schließlich die Visitenkarte eines Flugzeugs.

Praktisches Lernen steht ganz oben – alle Azubis dürfen sofort mit anpacken

Die Verbindung von Theorie und Praxis ist von Anfang an ein wichtiger Aspekt der Ausbildung. Wo es möglich ist, begleiten die Azubis die Facharbeiter. „Das geht nach dem Motto: Hier ist die Zeichnung und das Werkzeug, wenn du noch Fragen hast, kannst du zu mir kommen, ansonsten mach“, sagt William Baljöhr, als technischer Trainer verantwortlich für die Ausbildung der angehenden Elektroniker für luftfahrttechnische Systeme. Danach werde natürlich genau geprüft, ob alle Arbeiten auch korrekt ausgeführt wurden.

Der Arbeitstag von Carmen Lange fängt früh an: „So um halb sieben stempel ich ein, zieh mich um und dann geht’s los.“ Feierabend sei dann allerdings schon um 14:45 Uhr. Im Werk ist Schichtbetrieb. Die Ausbildung läuft während der Frühschicht. „Die Azubis können allerdings freiwillig auch mal in der Spätschicht mitlaufen, etwa in der Flightline, wo alle Systeme nochmals vor der Auslieferung eingehend getestet werden“, sagt Ausbilder Baljöhr. Es gebe Themen, die nur in der Spätschicht bearbeitet würden und die die Azubis nur dort kennenlernen könnten.

Eine willkommene Unterbrechung zum Wechsel zwischen Praxis und Berufsschule, die im Blockunterricht eingeschoben wird, sind Lehrgänge. Besonders begeistert hat Carmen Lange ein zweiwöchiger Juist-Aufenthalt, denn dort konnte man die Mit-Azubis aus den Werken in Frankreich und England kennenlernen. „Wir organisierten viele gemeinsame Aktivitäten, wie etwa einen Fußballwettbewerb und Basketballspielen, und konnten bei gutem Wetter Motorsegler fliegen“, sagt die angehende Elektronikerin. „Im Rahmen solcher Workshops zur Teambildung kann man mit den Auszubildenden auch stressfrei über ihre beruflichen Perspektiven sprechen“, sagt Baljöhr, der für die Azubis als sogenannter Entwicklungsbetreuer fungiert. Und die sind in der Regel gut, denn Fachkräfte werden bei Airbus gebraucht. So bietet Airbus neben der Übernahme zahlreiche Möglichkeiten, sich zum Techniker und Meister zu qualifizieren oder ein Studium anzuschließen.

Davon profitiert jetzt auch Sarah Möller. Die 26-Jährige studiert derzeit Verfahrenstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und arbeitet parallel zwölf Stunden die Woche in der Entwicklungsabteilung der Flugzeuglackierung. „Flugzeugbau hat mich schon immer interessiert. Und die Kreativität, die im Umgang mit Farben und Farbgebung gefordert ist, bringe ich auch mit“, sagt sie, „aber ich wollte trotzdem gern studieren.“ Nach dem Bachelor-Abschluss möchte die Lackierungsexpertin allerdings wieder in Vollzeit zu Airbus zurück. Und so muss Sarah Möller bei der Antwort auf eine Frage nicht lange überlegen: „Ob das mein Traumberuf ist? Auf jeden Fall!“