Wer die Schifffahrt zu seinem Beruf machen, aber nicht Kapitän werden will, ist beim dualen Studium „Maritime Management“ gut aufgehoben

Die Seefahrt liegt Neele Buss schon familiär bedingt im Blut. Der Onkel ist Reeder, Vater und Bruder sind Kapitäne. „Ich stamme aus Leer in Ostfriesland, da hat fast jeder etwas mit Schiffen zu tun“, sagt die 22-Jährige und lacht. Schließlich prägt der Seehafen die Stadt nahe Emden schon seit Jahrhunderten. „Ich wusste bereits in der Grundschule, dass ich in die Schifffahrt möchte“, sagt die junge Frau.

Ihren Plan aus Kindertagen hat sie inzwischen umgesetzt. Heute steht sie am Ende des dualen Studiengangs Maritime Management an der Hamburg School of Business Administration (HSBA), der bis 2011 noch „Shipping & Ship Finance“ hieß. „Inzwischen wurden die Wahlmöglichkeiten der Fächer erweitert und der Studiengang entsprechend umbenannt“, sagt HSBA-Pressesprecherin Katharina Thomsen.

Buss reizte die Kombination von Schifffahrt und Betriebswirtschaft ebenso wie die Möglichkeit, Theorie und Praxis in einem dualen Studium zu verbinden. Zwischen den Vorlesungen und Seminaren an der HSBA arbeitet sie in ihrem Ausbildungsbetrieb, der Container-Reederei Hapag-Lloyd.

David Falcone-Schlüter befindet sich im 4. Semester und wird parallel in der Reederei Aug. Bolten ausgebildet. „Die Internationalität des Studiengangs fand ich einfach spannend“, sagt der 23-Jährige, der 15 Jahre seines Lebens in Chile verbrachte. Sein zuvor in Aachen begonnenes Studium zum Wirtschaftsingenieur brach er nach drei Semestern ab: „Dort saß ich mit Hunderten von Studenten anonym in einem Hörsaal, Diskussionen fanden nicht statt“, sagt er. Das sei heute glücklicherweise ganz anders. Vorlesungen wie Maritime Law oder Maritime Economics besucht er sogar nur mit fünf weiteren Kommilitonen. Maximal werden 30 Studenten pro Semester für den Studiengang zugelassen. „Wir haben einen sehr persönlichen Kontakt zu den Dozenten“, sagt Falcone-Schlüter. Sie würden nicht nur den Stoff vermitteln sondern auch bestens auf das Berufsleben vorbereiten. Da die Dozenten meist selbst in Reedereien oder Organisationen arbeiten, sei die Motivation, den Lehrstoff praxisorientiert zu gestalten, entsprechend hoch. Inhalte würden oft gemeinsam erarbeitet, Fragen der Studenten in den Vorlesungen aufgegriffen, die Theorie so mit praktischen Beispielen und Fallstudien untermauert.

Statt lockerem Studentenleben liegt ein straffes Programm vor den Teilnehmern des dualen Studiengangs. „Um die fünf bis sechs Klausuren, die jedes Semester in einer Woche stattfinden, zu schaffen, braucht man ein gutes Zeitmanagement“, sagt Falcone-Schlüter. Wegen der Anwesenheitspflicht und der intensiven Mitarbeit bleibe aber bereits während der Veranstaltungen viel hängen.

Alle Vorlesungen werden auf Englisch gehalten. „Das ist ganz unproblematisch“, sagt David Falcone-Schlüter. Das Fachvokabular müsse sich ohnehin jeder der Studenten neu aneignen, und die Dozenten nähmen anfangs viel Rücksicht. Alle seine Kommilitonen waren aber auch einige Zeit im Ausland, räumt er ein. Die Gruppe sei sehr international.

Das Gelernte lässt sich im Unternehmen gleich anwenden, bei Hapag-Lloyd beispielsweise in den Abteilungen Port Operations, Ship Management oder Chartering. „Die Mietverträge von Charterschiffen sind sehr komplex“, sagt Neele Buss. Je nach Situation müsse das Standardregelwerk mit speziellen Klauseln erweitert werden. Der Stoff aus den Vorlesungen sei dafür sehr hilfreich und verfestige sich gleichzeitig beim Durcharbeiten von den Verträgen im Büro. „In der Crewing-Abteilung wiederum muss man die Regularien für die Seeleute auf dem Schiff kennen“, sagt Falcone-Schlüter. Das lerne man an der HSBA genauso wie Berechnungen fürs Controlling und die Buchhaltung.

Die Internationalität des Studiengangs findet sich in der praktischen Ausbildung im Unternehmen wieder. So hat Buss im Tagesgeschäft nicht nur mit Ansprechpartnern aus China, den USA oder Brasilien zu tun, sondern arbeitete für Hapag-Lloyd auch zwei Monate in einer Niederlassung nahe New York. „Das war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, sagt sie. Ebenfalls eines der Highlights ihrer Ausbildung: eine dreitägige Fahrt auf einem Containerschiff der Reederei mit Start in Rotterdam. Falcone-Schlüter hingegen wurde für drei Monate in Athen bei einer der Tochterfirmen von Aug. Bolten eingesetzt. Gleich anschließend ging es für zwei Monate zu einem Hamburger Fondshaus und Containerfinanzierer. „Die Einblicke, die ich hier gewonnen habe, helfen mir weiter auf meinem Lieblingsfeld, dem Investorenmanagement“, sagt Falcone-Schlüter. Die Welt der Zahlen mit Marktanalysen und zugleich der Kontakt zu Investoren rund um den Globus machen für ihn den Reiz dieser Abteilung aus. Neele Buss weiß schon sehr genau, wie es nach dem Studium weitergeht. Sie wird bei Hapag Lloyd bleiben und dort als Assistentin im Vertrieb für Großkunden aus der Region Europa beginnen.

Den Vertrag dafür hat sie bereits unterschrieben.