Am Standort Hamburg werden Beton- und Stahlbetonbauer gesucht. Wer belastbar ist und sich gern körperlich auspowert, ist hier richtig

Der Werkstoff Beton ist ausgesprochen hart und hält selbst hohen Belastungen dauerhaft stand. Auch Marina Michel musste außergewöhnlich hohen Belastungen standhalten und ihre körperliche Belastbarkeit immer wieder unter Beweis stellen. Nach ihrem Abitur im Jahr 2008 hatte sie ihr Ziel klar vor Augen: Auf dem Bau wollte sie arbeiten, Also machte sie zunächst ein 13-wöchiges Praktikum bei der Bauunternehmung Aug. Prien und begann danach, an der TU Harburg Bauingenieurwesen zu studieren.

Doch bereits nach wenigen Monaten musste Marina sich eingestehen, dass ihr das Studium zu theoretisch war. Also musste Plan B her: eine Ausbildung zur Beton- und Stahlbetonbauerin. Marina schrieb sich die Finger wund und telefonierte mit allen möglichen Bauunternehmen. Doch auf ihre Anfragen und Bewerbungen hin bekam sie nur Absagen. Eine Frau in diesem typischen „Männerberuf“? Darauf wollte sich kein Unternehmen einlassen. Zwei Jahre gingen ins Land. Doch Marina gab nicht auf. Die Wartezeit vertrieb sie sich mit mehreren Praktika im Bau-Bereich. Sie jobbte als Bauhelferin und machte den Baggerführerschein.

Bei einem Richtfest traf Marina Michel dann zufällig Dirk Abraham, den Ausbildungsleiter von Aug. Prien, wieder. Marina versuchte ihr Glück noch einmal, und nach einigem Hin und Her klappte es dann schließlich mit dem heiß ersehnten Ausbildungsvertrag.

Wohn- und Geschäftshäuser, Brücken, Einkaufszentren oder Fernsehtürme sind ohne den Einsatz von Beton und Stahlbeton nicht denkbar. Die Aufgaben der Beton- und Stahlbetonbauer sind so vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten des Baustoffs: Sie reichen von der Herstellung von Formen aus Holz, Kunststoff oder Stahl, den sogenannten Schalungen, über die Montage von Beton-Bauteilen bis hin zur Nachbehandlung. „Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und Pünktlichkeit sind wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf. Außerdem sollte man Wind und Wetter trotzen können und körperlich fit sein, auch wenn die Arbeit in den letzten Jahren dank moderner Arbeitsgeräte und Maschinen viel leichter geworden ist“, sagt Dirk Abraham, der sich sehr dafür eingesetzt hat, dass Marina bei Aug. Prien eine Ausbildung machen konnte. Diese hat ihre Entscheidung, Beton- und Stahlbetonbauerin zu werden, keine einzige Minute bereut, auch wenn sie sich immer wieder aufs Neue durchboxen musste. „Die Arbeit ist körperlich wirklich anstrengend. Und wenn es regnet, sehr heiß oder aber sehr kalt wird, dann kann einem das Wetter auf der Baustelle ganz schön zusetzen“, gibt sie zu. „Aber dafür ist es ein unglaublich schönes Gefühl, dafür zu sorgen, dass die Bauwerke schnell wachsen können.“

Für den Beruf spricht auch, dass die Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten glänzend sind. „Nach der Ausbildung stehen den Stahlbetonbauern alle Türen und Tore offen“, sagt der Ausbildungsplatzberater im Ausbildungszentrum-Bau Hamburg, Arne-Rasmus Rathje. „Von den etwa 30 Gesellen, die jedes Jahr in unserer Stadt ihre Ausbildung beenden, finden eigentlich alle eine Anstellung. Ein Grund dafür ist, dass hier derzeit so viel gebaut wird.“ Dirk Abraham bestätigt: „Es wird tatsächlich immer schwieriger, wirklich gute Leute zu finden.“

Marina hat ihre Ausbildung im August abgeschlossen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen durfte sie um ein Jahr verkürzen. Bei der Gesellenprüfung erzielte sie in der Theorie 99,4 von 100 und in der Praxis 89 von 100 Punkten. Das reichte nicht nur, um Hamburgs beste Beton- und Stahlbauerin zu werden – auch bundesweit hat kein Auszubildender 2012 ein derart gutes Ergebnis erzielt. Marinas Lohn: Sie wurde Anfang Dezember nach Berlin zur Nationalen Bestenehrung eingeladen, wo die bundesweit erfolgreichsten Absolventen der IHK-Berufe geehrt wurden. „Da habe ich wohl doch den richtigen Riecher gehabt“, freut sich Dirk Abraham.

Um weiter an ihrer Zukunft zu bauen, besucht Marina nun die Meisterschule. „Ich bin sicher, dass da in meinem Beruf noch viel möglich ist“, sagt die willensstarke junge Frau. So kann sie sich gut vorstellen, später im Bereich der Energieberatung oder der Sanierung zu arbeiten.