An der Lüneburger Leuphana Universität ist interdisziplinäres Studieren an der Tagesordnung

An die Worte des Uni-Präsidenten zur Begrüßung der Erstsemester in Lüneburg erinnert sich Anna Aridzanjan noch gut: „Lassen Sie sich Zeit bei Ihrem Studium. Das ist die prägendste Zeit in ihrem Leben. Nur weil es einen Sechs-Semester-Bachelor gibt, heißt das nicht, dass Sie den auch in sechs Semestern abschließen müssen.“ In Zeiten völlig verschulter Studiengänge sind Statements wie das von Leuphana-Präsident Sascha Spoun selten geworden.

Die 26-jährige Hamburgerin Anna Aridzanjan studiert mittlerweile im sechsten Semester, strebt ihren Abschluss an und würde sich wieder für Lüneburg als Studienort entscheiden. Sie stellt fest: „Hier wird einem der Weg geebnet, um ein breit gefächertes, gutes Studium hinzulegen.“ Immerhin war für sie die Leuphana der zweite Anlauf. Denn unmittelbar nach ihrem Abitur begann sie ein Studium der Kunstgeschichte in an der Uni Kiel. Dort immatrikulierte sie sich als eine der Letzten in einem Magisterstudiengang und geriet in den Strudel der Bologna-Reform mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge. „Die ganze Organisation war durcheinandergeraten. Die Situation war sehr verwirrend für mich,“ sagt sie rückblickend. „Ich habe mich verzettelt, hatte keine Ansprechperson und war mit dem Studienfach immer unzufriedener.“

Nach zwei Jahren brach sie ab und kehrte nach Hamburg zurück. Hier versuchte sie über verschiedene Praktika herauszufinden, was ihr wirklich liegt und entdeckte den journalistischen und PR-Bereich für sich. Sie entschied sich für ein geisteswissenschaftliches Studium und will danach ein Volontariat absolvieren. An der chronisch überlaufenen Uni Hamburg kassierte sie eine Absage. In Lüneburg oder Berlin gab es einen Studienplatz für sie. Mit der Möglichkeit, weiter in ihrer Heimatstadt zu wohnen, entschied sich Anna Aridzanjan wie viele andere Hamburger für Lüneburg. Dort studiert sie im Hauptfach Kulturwissenschaften kombiniert mit Digitalen Medien und Kulturinformatik im Nebenfach. Im Vergleich zur Uni Kiel empfindet sie das Studium als wesentlich strukturierter. Die Umstände und Bedingungen beschreibt sie als ideal. Dabei schätzt sie eine Besonderheit an der Leuphana Universität besonders: das Komplementärstudium.

Ab dem zweiten Semester belegen Studenten an der Leuphana Lehrveranstaltungen aus diesem Bereich. Dahinter steckt das humanistische Bildungsideal vom fächerübergreifenden Lernen. Das Angebot reicht von Sprachen über Natur und Technik bis zu BWL. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und der Perspektivwechsel im Denken sollen so gefördert werden. In diesem Komplementärstudium fand Anna Aridzanjan auch journalistische Lehrangebote, über die sie sich auf ihren Wunschberuf vorbereitet.

Vom interdisziplinären Ansatz des Studiums ist auch Johann-Georg Cyffka aus Harburg positiv überrascht. Der 25-Jährige hat im vergangenen Jahr sein Master-Studium an der Leuphana begonnen. Nach einem Bachelorstudium in Dresden und Paris im Fach Tourismus studiert er jetzt Nachhaltigkeitsmanagement. Für ihn bedeutet Nachhaltigkeit, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte in Einklang zu bringen. Die Master-Studenten in seinem Fach kommen aus vielen verschiedenen Fachbereichen. „Wenn ich mit Kommilitonen in Arbeitsgruppen zusammensitze, ist jemand dabei, der Politik studiert hat, ein anderer BWL, und ein Dritter ist Biologe“, sagt Cyffka. „Sie haben alle ganz verschiedene Ansichten über die Problemstellungen. Da muss man sich in der gesamten Bandbreite mit dem Problem auseinandersetzen. Das war für mich neu, funktioniert aber prima.“

Mit seinen Erfahrungen aus dem Bachelor-Studium und diversen internationalen Praktika hatte er ziemlich konkrete Vorstellungen von seinem Masterstudium. Er hat sich ganz bewusst für die Leuphana entschieden. „Das Angebot in der Breite gibt es so nur in Lüneburg,“ sagt er. Auch nach einem Jahr ist er zufrieden: „Ich habe viel gelernt, zum Beispiel über den Zusammenhang von Menschheit und Klimawandel.“ Dazu tragen auch die verschiedenen Projekte zum Beispiel mit der Klimaschutzleitstelle Lüneburg bei.

Im nächsten Jahr plant Cyffka seinen Abschluss als Master of Science. Er freut sich darauf, danach auf wissenschaftlicher Grundlage Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften im Tourismus und für Dienstleistungen zu entwickeln. Danach zieht es den gebürtigen Dresdener in die USA. Dort hat er viele Kontakte und sieht gute Berufschancen als Spezialist für Nachhaltigkeit.