Berlin. Während andere junge Menschen ihren 18. Geburtstag herbeisehnen, weil sie dann unbegleitet Autofahren, wählen und bis nach 24 Uhr ausgehen dürfen, wollte Lukas Hempel vor allem eins: endlich eine eigene Firma gründen. Noch am selben Tag ging er zum Gewerbeamt.
Erfahrung als Unternehmer hatte er bereits. Schon als Schüler brachte er sich Programmieren bei und machte an seinem Gymnasium in Dresden bei einer Schülerfirma im Bereich Webentwicklung mit.
Begeistert vom Unternehmertum
„Das hat mich nicht nur technisch, sondern auch unternehmerisch wahnsinnig begeistert“, erzählt der heute 29-Jährige. „Dinge anpacken zu können, sich um Aufträge, um Projekte zu bewerben, dann zu gewinnen und machen zu können – das hat mich fasziniert.“
Die Begeisterung für das Unternehmerische hat den Gründer und Geschäftsführer von Bookingkit, einer IT-Anwendung für Anbieter und Vermarkter von Freizeitaktivitäten, nicht mehr losgelassen.

Betriebswirtschaft und Informatik verknüpfen
Seine erste Firma war ein Hosting-Service – Kunden, vor allem aus dem Online-Spiele-Bereich, konnten bei ihm Speicherplatz auf Servern für ihre Internetaktivitäten mieten. Dort lernte Hempel, wie wichtig Prozesse in einem Unternehmen sind.
Um die Kombination aus Informatik und Betriebswirtschaft besser zu verstehen, studierte er in Münster Wirtschaftsinformatik. Und erkannte dabei: „Die Informatiker können das alles noch viel besser als ich.“ Also verlagerte er sich nach dem Bachelorabschluss auf BWL.
Er absolvierte das Masterprogramm Finance an der Technischen Universität Chemnitz und beschäftigte sich damit, wie man schnell wachsende Firmen finanzieren kann.
Beide Gründer ergänzen sich gut
Zur gleichen Zeit lernte er seinen heutigen Mitgründer Christoph Kruse kennen und baute mit ihm eine kleine Firma für Touchscreen-fähige Winter-Handschuhe auf. „Wir haben gemerkt, dass wir zusammen gut funktionieren“ erzählt Hempel.
„Wir kommen zwar aus völlig unterschiedlichen Richtungen – Christoph mehr aus dem Medienbereich, ich aus dem IT-Bereich –, aber wir verfolgen ein gemeinsames Ziel.“
Apps für Mittelständler entwickelt
Mit einer eigenen Agentur war Lukas Hempel dann als Berater tätig, entwickelte E-Commerce-Lösungen und Apps für Mittelständler. „Wir haben geholfen, das zum einen technisch umzusetzen, aber zum anderen auch das Geschäftsmodell dazu gestaltet“, so Hempel.
„Aber als Berater sitzt man eher im Beifahrersitz“, sei abhängig von den Entscheidungen, die der Kunde letztendlich trifft, resümiert der 29-Jährige. „Eigentlich will man’s doch selber machen!“ Also suchten sie nach einem neuen Projekt.
Schließlich kam Christoph Kruse 2013 von einem Sabbatical in Südamerika mit einer Idee zurück. Die Freizeitangebote dort seien im Hinblick auf die Prozesse bei Vermarktung, Verwaltung und Organisation „eine Katastrophe“, habe er festgestellt.
Hiesige Anbieter schlecht aufgestellt
Die beiden Freunde prüften den Markt in Deutschland: Wider Erwarten waren auch die hiesigen Anbieter kaum digitaler aufgestellt. „Vier von fünf organisierten sich komplett über Zettel und Stift“, sagt Hempel.
Da die beiden bei ihrer intensiven, auch internationalen Recherche keine gute Lösung dafür fanden, beschlossen sie, genau dies selbst zu machen. Im Januar 2014 gründeten sie Bookingkit.
Damit wollen sie Angebote für Freizeitaktivitäten aller Art, den drittgrößten touristischen Markt in Deutschland, genauso digitalisieren, wie dies beim Flug- und Übernachtungsmarkt bereits seit Jahrzehnten der Fall ist.
Ob Kochschule, Segway-Tour oder Freizeitpark: „Wir helfen den knapp 5000 Anbietern, die unsere Software nutzen, Zettel und Stift loszuwerden“, erklärt Hempel den Rundum-Service.
Von Personalverwaltung bis zur Buchung
Von der Verwaltung des Personals und der Ressourcen (etwa die verfügbaren Kanus eines Verleihers) über die Buchung durch den Kunden per Smartphone bis hin zu Buchhaltung und Steuererklärung funktioniert alles per Bookingkit.
„Die Anbieter sind ja von ihrem Produkt faszinierte Menschen“, sagt Lukas Hempel. Natürlich wollten sie lieber dafür ihre Zeit einsetzen, nicht für Organisation, Verwaltung und IT. „Alle wissen, im Internet liegt eine wahnsinnige Chance, und wollen daran auch teilhaben“, sagt der 29-Jährige.
Aber keiner habe Lust, sich damit intensiv zu beschäftigen. Darüber hinaus verbindet Bookingkit die Anbieter mit Vermarktungsplattformen wie Mydays oder Tripadvisor, bündelt also Anfragen, Buchungen und Stornierungen in einer Anwendung.
Expansion in die westeuropäischen Märkte
Die Idee funktioniert. Das Unternehmen mit Sitz am S-Bahnhof Sonnenallee wächst, ist nach eigenen Angaben Marktführer im deutschsprachigen Raum und geht nun weiter in die westeuropäischen Märkte. 75 Mitarbeiter hat Bookingkit mittlerweile, etliche Stellen sind noch offen.
Lukas Hempel arbeitet vor allem am Wachstum des Unternehmens, wirkt im Vertrieb und in der Produktsteuerung mit, kümmert sich um Investoren. Die braucht das Unternehmen, um schnell zu wachsen: „Die Marktlücke ist so groß.
Chancen in anderen Ländern nutzen
Das Problem, das wir hier in Deutschland sehen, gibt es auch in Frankreich, in Italien, in Spanien“, erläutert er. „Wenn wir das nur aus unseren eigenen Ressourcen machen würden, dann wären wir einfach zu langsam, um diese Chance auch in den anderen Ländern zu nutzen.“
Was sieht er als Geheimnis seines Erfolgs? „Die Idee ist nichts, die Umsetzung ist alles“, ist Hempels Überzeugung. „Es gibt viele ganz tolle Ideen in dieser Welt, aber man muss sich wirklich reinknien und das mit Konstanz umsetzen.“
Es sei auch viel Timing dabei, der Markt müsse reif sein für ein neues Produkt. „Und dann gehört wie immer im Leben eine gehörige Portion Glück dazu.“
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