Karriere

Die hohe Kunst der Gesprächsführung

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Barbara Schneider

Dass zur Karriere, vor allem zur großen, mehr gehört als Fachkenntnisse und Fleiß, ist längst eine Binsenweisheit. Nach einer Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands halten nur vier Prozent der Befragten fachliche Qualifikation für das Aufstiegskriterium Nummer eins. Und jeder dritte Manager hält der Umfrage nach gutes Selbstmarketing für den entscheidenden Erfolgsfaktor. Das heißt natürlich nicht, dass Sie auf Fachkompetenz, Know-how und Spitzenleistung verzichten können. Damit allein kommen Sie aber im Berufsleben nicht voran.

Bei der Besetzung von Spitzenpositionen spielen vor allem zwei Faktoren eine wesentliche Rolle: Ihre Auftrittskompetenz und Ihre Netzwerkfähigkeit. Auftreten, Image, der Ruf sowie Verbindungen, die interne und externe Ak­zeptanz. Und mit jeder weiteren Karrierestufe wachsen die Anforderungen in Sachen Selbstpräsentation und Relationship-Stärke – wird der positive Auftritt in Gruppen und Gremien und die Fähigkeiten, sich zu verbinden und verbünden, umso wichtiger, je höher Sie im Job hinaus wollen. Tritt beispielsweise eine Führungskraft neu in ein Unternehmen ein, wird ihr in den ersten hundert Tagen fehlendes Fachwissen leichter verziehen als schlechter Stil im Umgang mit Mitarbeitern.

Sie stehen auf dem Präsentierteller, daran führt kein Weg vorbei. Gerade mit den ersten Gesprächen und symbolischen Gesten, die deutlich machen, was Ihnen wichtig ist, legen Sie einen entscheidenden Grundstein für die spätere Zusammenarbeit. Kein Wunder, dass bei Trennungen innerhalb der ersten sechs Monate Überforderung selten eine Rolle spielt. In den meisten Fällen sind bei Führungskräften Kulturkonflikte der Auslöser. Um es mit dem amerikanischen Leadership-Denker Marshall Goldsmith zu sagen: Je höher Sie aufsteigen, desto eher sind Ihre Probleme Verhaltensprobleme.

Verhalten hat viel mit Kommunikation zu tun – verbal und nonverbal – und wie diese gestaltet wird. Die meisten Führungskräfte kommunizieren entweder zu wenig oder sind im Dauerkommunikationsmodus, reden sich den Mund fusselig und wundern sich, dass sie trotzdem nicht verstanden werden. Was meistens dahintersteckt: mangelnde Kenntnisse in guter Gesprächsführung. Einige Tipps: Schalten Sie den allwissenden Superhelden einfach mal aus. Sendepause! Klappe halten und hinhören: Fragen Sie offen, fragen Sie konstruktiv, fragen Sie nach, fragen Sie hypothetisch, fragen Sie, um Antworten zu bekommen und nicht, um selbst zu antworten.

Gerne wird beklagt, dass die Tradition des kritischen Infragestellens in den Führungsetagen mehr und mehr verschwindet. Führungskräfte geben den Takt vor. Und die Frage- und Führungskultur. Nutzen Sie Ihren Einfluss.

Dr. Barbara Schneider ist Coach, Autorin und Vortragsrednerin. Im Internet: 2competence.de

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