Karriere

Mit Macht verantwortungsvoll umgehen

| Lesedauer: 2 Minuten
Andreas Matz

Inhalt:

Endlich, möchte man meinen, gibt es ein Buch wie „Auch du bist mächtig. Wie du deine Gestaltungsmacht entdeckst und eigene Interessen durchsetzt“ von Richard Gappmayer, das sich einem Tabu im Berufsalltag widmet. Es geht um eine ideologiefreie Auseinandersetzung mit den Phänomen Macht. Denn Macht gibt es immer. Und sie ist an sich nichts Schlechtes – sondern zunächst neutral. Im Unternehmen resultiert sie in erster Linie aus der hierarchischen Organisation. Gappmayer versteht unter Macht die Fähigkeit, seinen Willen auch gegen Widerstand durchzusetzen. Mit Macht einher geht aber auch die Verantwortung: Wer entscheidet, sollte auch dafür einstehen.

Dass Macht heute negativ besetzt ist, liegt vor allem am monströsen Machtmissbrauch im vergangenen Jahrhundert. Das Thema Macht wurde zu einem Tabu. Die Folge dieser Tabuisierung ist eine weit verbreitete Inkompetenz, stellt Gappmayer fest. Macht wird als natürliches Phänomen menschlichen Zusammenlebens nicht zur Kenntnis genommen. Dem Machtmissbrauch im Kleinen wie im Großen ist damit Tür und Tor geöffnet. Wer die Grenzen legitimer Macht nicht kennt, wird sich gegen Machtmissbrauch nicht wehren können. Und es zählt leider zu den Schwächen vieler Menschen, geliehene Macht gern über Gebühr auszukosten.

Letztlich gibt es drei Möglichkeiten, mit Macht umzugehen: 1. Man macht sich klein und lässt sich zum Jasager degradieren oder mutiert zum Despoten. 2. Mit den Jahren reift die Erkenntnis und damit die Machtkompetenz. Für die Variante drei steht dieses Buch. Es führt sehr gründlich in das Thema ein, das schon Klassiker von Machiavelli, über Weber bis Foucault bearbeitet haben. Bei Gappmayer steht das Berufsleben im Fokus. Es geht nicht um Durchsetzungsstrategien, sondern um einen aufgeklärten, ethisch korrekten Umgang mit dem Alltagsphänomen Macht.

Präsentation:

Gappmayer schreibt sehr lebhaft und anschaulich, und das Buch ist plausibel gegliedert. Die eingebauten Bespiele sorgen für eine ordentliche Erdung der theoretischen Ausführungen. Infografiken, Zusammenfassungen oder Checklisten fehlen leider völlig. Dieser Wermutstropfen wird aber durch die hohe Textqualität weitgehend ausgeglichen.

Praxiswert:

Machtkompetenz oder Ohnmacht, das sind die beiden Pole der Macht. Unter dem Anspruch eines selbstbestimmten Lebens kommt nur Option eins in Frage. Noch viel wichtiger aber ist die Sensibilisierung für das Thema bei Nachwuchsführungskräften. Denn ausnahmslos jede Führungsposition bringt Macht mit sich, die charakterlich bewältigt werden will. Das vermittelt bedauerlicherweise kein BWL-Studium. Doch dafür gibt es jetzt dieses Buch.

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