Kommunikation ist die Königsdisziplin im täglichen Miteinander, und nicht selten kommt es zu Missverständnissen und Konflikten. Kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor? „Bei der Kollegin ist Hopfen und Malz verloren.“ „Da kennen Sie meinen Chef nicht, der reißt mir den Kopf ab.“ „Bei den Bremsern da oben, wie soll man da die Deadline einhalten.“ Das sind nur einige Beispiele, wie ich sie in Unternehmen höre. Konflikte scheinen zuzunehmen. Kein Wunder bei der globalen Gemengelage aus veränderter Arbeitswelt, zunehmender Arbeitsbelastung und Zeitdruck, Verlagerung von Arbeitsplätzen und Übernahmen. Oder wie es neudeutsch gerade aktuell ist: Arbeiten im VUCA-Umfeld: volatility (Flüchtigkeit), uncertainty (Unsicherheit), complexity (Kompliziertheit) und ambiguity (Mehrdeutigkeit).
Jeder Mensch hat seine eigene innere Landkarte, auf deren Basis er die Welt wahrnimmt. Und diese ganz eigene Wahrnehmung pflegen wir, interpretieren, was das Zeug hält und gehen unbewusst davon aus, dass die anderen so „ticken“ wie wir. Was sonst!? Es gibt in der Kommunikation aber keine Wahrheit, sondern nur persönliche Wahrnehmung. Was für den einen „sonnenklar“ ist, kommt für den anderen „überhaupt nicht in die Tüte“. Wir schütteln den Kopf, reagieren mit Unverständnis. Oder eben mit Kritik und Konflikt. Zweifel und starre Denkstrukturen machen uns blind für die Position und Motivation des Anderen. Halten Sie es mit Henry Ford: „Erfolgreich ist, wer den Standpunkt des Anderen versteht.“ Setzen Sie sich eine andere Brille auf und schauen Sie sich die Situation durch sie an. Möglicherweise erleben Sie die Situation in einem neuen Sinnzusammenhang. Beobachten Sie statt zu (ver-)urteilen. Oder Sie stellen sich hilfreiche Reflexionsfragen: Was trage ich zu der Situation bei? Was kann ich für eine Beziehungsverbesserung tun? Was wünsche ich mir? Was würde ich in dieser Situation jemand anderem raten?
Wie eine Krise kann man auch einen Konflikt als Chance sehen. Auf die innere Haltung kommt es an. Eine „Dem werde ich es zeigen“-Haltung bringt Sie nicht weiter. Schalten Sie in den Win-Win-Modus und sehen Sie das Problem nicht nur beim Anderen. Tipp zum Runterkommen: Legen Sie sich einen Bewältigungssatz parat. Mein persönlicher Kraftsatz: Barbara, spring ab von dem Ärger-Gaul, bevor er mit dir durchgeht. Frühe Konfliktintervention setzt frühe Konflikterkennung voraus. Das soll nicht heißen, jede kleine Seelenblähung zur Chefsache zu machen. Jeder hat mal schlechte Laune oder private Sorgen – Schwamm drüber. Bloß nicht alles auf sich beziehen. Wenn Ihnen Ihre Gefühle aber signalisieren, da ist etwas im Busch, dann nehmen Sie sie ernst. Statt in negativen Gedankenkreisläufen zu versinken, sollten Sie gut vorbereitet und abgekühlt das Gespräch suchen.
Dr. Barbara Schneider arbeitet als Coach, Autorin und Vortragsrednerin, www.2competence.de
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Karriere