Beruf

Stimmungstief? So geht’s aufwärts bei der Arbeit

| Lesedauer: 5 Minuten
Bettina Levecke
Trübe Stimmung vergeht nicht, indem man sich selber leidtut. Besser ist es, sich Kollegen zu suchen, die einen mit ihrer Energie anstecken

Trübe Stimmung vergeht nicht, indem man sich selber leidtut. Besser ist es, sich Kollegen zu suchen, die einen mit ihrer Energie anstecken

Foto: Premium_Personal_Trainer_Club / picture-alliance/ dpa-tmn

Öde Tätigkeiten, nervende Kollegen, schwierige Kunden: Psychologen verraten kleine Tricks, wie Sie sich selbst motivieren.

Der Wecker klingelt, und bei dem bloßen Gedanken, nun arbeiten zu gehen, möchte man sich einfach nur die Bettdecke über den Kopf ziehen und so tun, als sei man nicht anwesend. „Ich will nicht, ich mag nicht, muss das sein?“, sind die Gedanken. Doch sich zu verstecken nützt nichts, wenn Chef, Kollegen oder Kunden warten. Irgendwie muss es gehen, also Augen zu und durch. Oder: Sich selbst motivieren!

Dazu gehört zu allererst, sich nicht gedanklich auf die anstehenden Momente zu konzentrieren, die definitiv keinen Spaß machen – das langatmige Meeting mit den Kollegen, das Telefonat mit dem schwierigen Kunden, die Verhandlung mit dem Vorgesetzten. Bewusst positiv denken ist die Strategie. „Wenn wir uns nur auf negative Aspekte konzentrieren, die uns Energie rauben, entstehen Motivationslöcher“, erklärt Steffen Kirchner, Mentalcoach und Motivationstrainer. Er rät, bewusst andersrum zu denken: „Nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft positiv, am besten gleich morgens, bevor Sie aufstehen oder wenn Sie unter der Dusche stehen.“ Zentral ist es dabei, sich den Tag so vorzustellen, wie er optimal verläuft. „Richten Sie Ihren Fokus auf die Dinge, die Ihnen Freude machen werden.“

Wenn sich der Arbeitstag zäh wie Kaugummi zieht, ist es Zeit, für etwas gute Laune zu sorgen, sagt Psychologe und Coach Manuel Tusch. „Stellen Sie sich eine Belohnung in Aussicht, wenn Sie den Tag überstanden haben.“ Was das sein kann, hängt ganz vom eigenen Geschmack ab. Und wenn wieder die Gedanken in Richtung Maulen abdriften, hält man mit der Freude auf den Feierabend dagegen. Am besten stellt man sich in den blumigsten Farben den Moment vor, wenn der Arbeitstag um ist und der Spaß beginnt.

Nun mag das eine feine Idee sein – und der Geist ist willig, aber wenn die Stimmung gerade so richtig schön im Keller ist, dann meldet sich diese gemeine, kleine Stimme, die auch die größte Freude auf ein schönes Erlebnis am Abend zernörgelt. Dann kann es helfen, sich kleine Etappen vorzunehmen, sagt Coach Lea Vogel. Das heißt: Ein nächstes Ziel setzen und daran 90 Minuten konzentriert arbeiten. „Danach 15 Minuten gedankliche Pause machen.“ Durch die kleinen Etappenziele komme es immer wieder zu Erfolgsmomenten, und der Weg zu dem Pensum, das an dem Tag zu erreichen ist, sei angenehmer zu gehen.

Blöd wird es nur, wenn bestimmte Aufgaben Anlass für einen Hänger sind. Aufgaben, auf die man keine Lust hat – weil sie anstrengend, schwierig oder langweilig sind. Und dann umkurvt man sie, räumt stattdessen die Spülmaschine aus – worauf man ansonsten sicher nicht kommen würde – und drückt sich. Das schiebt die Aufgabe aber nur auf, gelöst ist dadurch nichts. Kirchner empfiehlt, diese unliebsamen Aufgaben mit dem Fünfminuten-Deal anzugehen: „Verpflichten Sie sich selbst, heute genau fünf Minuten Zeit zu investieren, um die ungeliebte Aufgabe in Angriff zu nehmen.“ Ist die Unlust nach fünf Minuten immer noch groß, sei es okay, wieder aufzuhören. Aber hat man erst einmal angefangen, zieht man es meist auch durch – das ist ein bisschen wie beim Sport: Lust hat man keine, nimmt sich dann aber vor, wenigstens zehn Minuten zu laufen und notfalls umzudrehen. Doch, oh Wunder, erst einmal unterwegs, ist es gar nicht mehr so schlimm. Es geht um das Angehen, anzufangen. Bei dieser Übung stellt sich oft sogar Stolz ein, weil man sich endlich überwunden hat, so Kirchner.

Manchmal hilft nur: Augen zu und durch. Tusch empfiehlt, bei lästigen Pflichtübungen ungestört zu arbeiten. Dafür gilt dann: Telefon und E-Mails aus, Tür zu und durchziehen! „Bei nervigen Tätigkeiten ist es wichtig, am Ball zu bleiben, denn je häufiger wir bei etwas unterbrochen werden, desto schwerer fällt uns der Wiedereinstieg in diese Tätigkeit.“ Einmal überwinden geht, zweimal vielleicht auch noch, beim dritten Mal bellt dann wieder der innere Schweinehund ziemlich laut ...

Wenn die Motivation im Keller ist, hilft auch Energie von außen: „Suchen Sie die Gesellschaft von Menschen, die mit ihrer Energie mitreißen können“, empfiehlt Vogel. Im Idealfall sind das Kollegen, die Mut machen und zeigen, dass alles nur halb so wild ist. Aber Vorsicht: Das heißt nicht, den anderen die Ohren vollzujammern. Was soll das bringen? Die Laune bleibt mies – und steckt auch noch andere an.

Tusch empfiehlt auch den Blick über den Tellerrand. „Wie viele Menschen haben keinen Job oder gehen Tätigkeiten nach, die keiner von uns haben möchte?“ Der Blick weg von dem, was nervt und hin auf das, was gut läuft, sollte etwas gelassener machen. Zumindest gibt es dem Motivationstief die Dimension, die es verdient: Es ist keine Katastrophe, sondern nur schlechte Laune oder ein Hänger. Kann passieren – muss aber nicht so bleiben.

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