Ob Lehrer oder Pilot – nur wer klar, entspannt und in passender Tonlage spricht, wirkt kompetent und vertrauenswürdig

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Flugzeug. Der Kapitän begrüßt die Passagiere per Lautsprecher. Seine Stimme klingt gepresst, hektisch, er redet schnell, verschluckt Silben. Fühlen Sie sich gut? Vertrauen Sie ihm? Ob Pilot oder Verkäufer, Jurist oder Lehrer: „Die Stimme spielt immer eine Rolle“, sagt Sabine Eißner. „Ist sie dünn und fehlt es an deutlicher und prägnanter Artikulation, dann vermittelt sie Unsicherheit und Angespanntheit“, erklärt die Logopädin. „Eine piepsige Stimme macht auch den anderen nervös und verspannt“, erklärt Carmen Rutzel, Schauspielerin und Sprechtrainerin. „Genauso, wie sich ein Gähnen überträgt.“

Gerade bei Vorträgen, beim ersten Treffen mit einem Kunden oder im Bewerbungsgespräch kann das dazu führen, dass der Gesprächspartner sich unwohl fühlt – und er sein Gegenüber intuitiv ablehnt. „Schließlich bilden wir uns innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Meinung von anderen Menschen“, sagt Stimm- und Sprechtrainerin Monika Hein.

Besser wirkt eine Stimme, die frei und locker klingt, der keine Anstrengung anzuhören ist, sagt Sabine Eißner. Sie spricht dann vom „Vollklang“. Bedeutet: Der Sprecher weiß mit seiner Stimme umzugehen. Künstlich tiefer zu sprechen, um voluminöser zu klingen, sei keine gute Idee, sagt Carmen Rutzel. „Das verunglückt in aller Regel, weil man gegen seine echte Stimme arbeitet.“ Am besten, man findet erst einmal heraus, wo man stimmlich zu Hause ist.

Zum Beispiel mithilfe von Vorbildern: „Natürlich soll man niemanden kopieren, aber es hilft, eine Fantasie zu entwickeln, wie man wirken möchte“, sagt Carmen Rutzel. An Comedian Mario Barth könne zum Beispiel seine Extrovertiertheit faszinieren. „Wenn mich das anspricht, muss ich herausfinden, was Barths Wirkung ausmacht“, sagt die Schauspielerin. Dass ihm nervöse Anspannung offenbar völlig fremd ist, ist einer von Barths Pluspunkten. So hören ihm Massen von Menschen gern zu, denn die Lockerheit ist in seiner Stimme zu hören. Dabei, sich selbst einzustimmen, helfen diese Übungen:

„Sooo “: Damit kann man erkennen, in welcher Tonlage sich die Sprechstimme am wohlsten fühlt. „Dabei beginnt man hoch und lässt die Stimme während des ‚Sooo‘ langsam sinken“, erklärt Carmen Rutzel. Wer derart mit seiner Stimme spielt, wird merken, in welcher Lage er sich ohne Anstrengung bewegen kann.

Summen: Logopädin Eißner empfiehlt das Singen. Wer es sich nicht zutraut, summt. „Das bringt die Stimme auf eine leichte Weise zum Klingen“, erklärt sie. Eine gute Übung, um sich mit seiner eigenen Stimme vertrauter zu machen.

„Hmmm“: „Eine meiner Lieblingsübungen“, sagt Monika Hein. Dabei kann man daran denken, wie Schokolade im Mund schmilzt. „Dann die Hand auf das Brustbein legen und merken, wie es vibriert. Das wirkt sehr entlastend auf die Stimme.“ Besonders gut ist die Übung für Vielredner, etwa Lehrer.

Für klare Aussprache: Mit eingezogenen Lippen einige Sätze der Einleitung proben – das bereitet Redner auf ihre Aufgabe vor. „Danach spricht man sehr deutlich“, sagt Hein. „Und es regt zum Lachen an, das ist gut gegen Nervosität.“

Körper-Warm-up : Vor einer Rede sollte man auch den Körper aufwärmen. Schultern kreisen lassen, Bauchatmung aktivieren, Brustkorb ausklopfen. „Sich locker machen ist immer das Wichtigste, um die Stimme klingen zu lassen“, sagt Carmen Rutzel.